Luft und Liebe

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute beim Kollektiv vom Café Prosa.

Ihr habt ja sowohl elektronische Musik als auch Singer-Songwriter oder Bands. Was findet ihr, kommt bei euren Gästen am besten an? Merkt man da einen Unterschied?

Unsere Gäste in dem Sinne gibt es nicht – wir haben kein Stammpublikum, die Gäste ändern sich mit dem Programm. Durch unser vielseitiges Angebot sprechen wir viele unterschiedliche Menschen an. Und das möchten wir auch so.

Selbst wenn Konzerte sind, sperrt ihr am Wochenende schon um 23:00 Uhr zu, oder? Seid ihr oftmals eine erste Station, bevor es weiter in die Stadt geht, oder ist es schwer, die Leute dann um 23:00 los zu werden?

Ja, wir sperren auch am Wochenende um 23 Uhr zu, damit wir die Toleranz der Nachbarn nicht überstrapazieren. Unsere Gäste haben dafür meistens viel Verständnis.

Wie hat sich eurer Meinung nach die Clubkultur oder Ausgehkultur in Wien in den letzten fünf bis zehn Jahren verändert?

Wiens Ausgehkultur ist vielfältiger geworden. Neben den eingesessenen Clubs haben sich viele Projekte zur Nutzung von freien Räumen etabliert wie etwa das Trust 111 oder auch Kollektive wie Tanz durch den Tag oder Wiener Sonntag. Hier geht es dann primär nicht nur um das Feiern, sondern auch um politische Aktivität. Es ist schön, dass das Ausgehen so auch mit einem sinnvollen Zweck verbunden werden kann, um beispielsweise in Zukunft Menschen den Zutritt zu einem Kulturprogramm zu gewähren, die vielleicht nicht die finanziellen Mittel für einen teuren Clubbesuch aufbringen können.

Wie schaut euer Publikum aus? Verirren sich absichtlich viele Leute auf den Sparkassaplatz oder findet man bei euch eher Laufkundschaft? Gibt es den typischen Prosa-Gast?

Unser Publikum kommt meist absichtlich. Laufkundschaft haben wir fast keine. Den typischen Prosa-Gast gibt es nicht, aber es kommen viele Leute, die dem Projekt Prosa wohl gesonnen sind und es unterstützen möchten.

Wie viele Leute passen eigentlich bei euch rein und was muss passieren, damit das Prosa randvoll ist?

Bei Konzerten platzt das Café aus allen Nähten, wenn mehr als 70 Menschen kommen. Wenn wir bei ruhigeren Abendveranstaltungen den hinteren Raum dazu nehmen, passen ungefähr 150 Menschen rein. Das letzte Mal richtig voll war es beim Nouruz-Fest, dem iranischen Neujahrsfest, das wir zusammen mit unseren Schülerinnen, Schülern, Unterstützerinnen und Unsterstützern gefeiert haben.

Könnt ihr etwas mit der traditionellen Kaffeehauskultur in Wien anfangen?

Ähnlich wie ein Kaffeehaus sind auch wir ein Begegnungsraum, aber traditionell ist in unserem Fall das falsche Wort. Gerade was das Konzept der freien Preise oder die Veranstaltungen angeht. Ein traditionelles Kaffeehaus zu sein ist aber auch keines unsere Ziele.

Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen?

Rein kommst du auf jeden Fall. Du müsstest dich allerdings möglicherweise mit einem wütenden Mob auseinandersetzen, wenn du jemanden begrabbelst, diskriminierst oder wegen der Farbe seiner Turnschuhe anpöbelst.

Das Café Prosa bietet Konzerte, Lesungen und noch vieles mehr. Was denn immer so los ist, kann man hier nachlesen. Wie viel Geld man mitnehmen sollte, kann man selbst entscheiden. Denn das Café betreibt eine strikte "Pay as you wish"-Politik. Das sollte natürlich nicht ausgenutzt werden. Oberstes Gebot: Fair sein verbessert dein Karma.

Mehr zur kleinen Clubkultur gibt es hier:

Das Bach: Der Punk geht den Bach runter

Polkadot: Jetzt bin ich der Chef

Shelter: Gimme Shelter

Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu

Local: Rock am Ende des Gürtels

B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors

Tüwi: Eine endlose Abrissparty

Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!

Avalon: Wirtshaus mit Kulturschock

Tonstube: Fusion-Clubbar mit Privatstrand

Zwe: Jazz ist anders

Loop: Nevermind the Cocktails

Bild(er) © Bild 3 von Leopold Kaserer
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