Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da was? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Ralf vom Loop.
Zwischen Chelsea, Weberknecht, Auslage, Loft, Rhiz und wie sie nicht alle heißen – befindet sich das gemütliche Loop. Gemütlich im Sinne von – es war mal eine klassische Cocktailbar – jetzt ist es ein Live-Club. Club ist vielleicht etwas übertrieben, Live-Location trifft es wohl besser.
Hier gibt es Rockkonzerte, Jazz-Sessions, Hip-Hop und als Überreste der Cocktailzeit hie und da mal chillige Lounge-Musik. Das Loop ist irgendwie auch unscheinbar, obwohl es eines der ersten Lokale in den Gürtelbögen war. Wieso sich ein Besuch im Loop definitiv auszahlt, auf welche Musik verzichtet werden muss und was die Belegschaft vom Wiener Nachtleben hält, hat uns Ralf, Booker des Loops, erzählt.
Seit wann gibt es das Loop und was hat über die Jahre verändert?
Das Loop hat im Sommer 2000 eröffnet – da war ich noch nicht da. Ich bin jetzt aktiv seit ca. zehn Jahren hier und Livemusik spielen wir seit ziemlich genau sieben Jahren. Das hat alles über die Dorfdisko angefangen. Die haben das Ganze initiiert – Bands, eine improvisierte Bühne. Die Bühne hat ziemlich genau 500 Kilo gewogen und war auf der anderen Gürtelseite. Wir haben die dann einmal im Monat her getragen. Das war super viel Aufwand. Dann war die Party und am Sonntag haben wir uns um elf getroffen um sie wieder wegzuschleifen. War uns dann irgendwann zu doof. Wir haben dann Bühnenelemente gekauft – die konnten wir im Laden verstauen. Auf- und Abbau war trotzdem immer ein Problem. Wer macht es, wer zahlt das? Jetzt haben wir seit ca. 2,5 Jahren die fixe Bühne drinnen stehen.
Was war davor, als es noch keine Livemusik gab?
Das Loop war war eh eine der ersten Bars am Gürtel, die mit der Erneuerung der Gürtelszene gekommen ist. Es war eine Cocktailbar. Loungemusik, eine große Cocktailkarte, so richtig 90er Jahre mäßig. Als ich angefangen habe vor zehn Jahren, stand ich mit schwarzen Hemd und gelber Krawatte hier und habe Cocktails gemischt und Bier ausgeschenkt. Das haben wir dann eh irgendwann verworfen, weil es keiner mehr wollte und nicht zeitgemäß war. Der Kellner ist kein Angestellter der dich bedient, sondern im besten Fall ein guter Kollege, den man halt besucht und auch noch ein kaltes Bier bekommt, vielleicht Leute trifft. Die Szene am Gürtel ist ja, sag ich mal, sehr freundlich. Es besteht ein Austausch mit den anderen Lokalen. Das Cocktail Konzept ist einfach ausgestorben.
Und was ist das Loop jetzt? Ein Club, eine Bar, eine Live-Location?
Für einen Club ist es definitiv zu voll gebaut. Auch hinten mit dem Podest, da ist die ganze Technik drinnen, das kriegst du nicht raus. Disco ist definitiv der falsche Begriff. Club ist ja auch wieder so eine Definitionssache. Live-Location definitiv. Aber natürlich auch eine Bar. Cocktails sind immer noch da. Wir sind noch relativ breit aufgestellt. Das kommt auch daher, dass wir damals mit den Sessions am Donnerstag angefangen haben. Das wurde immer mehr. Die anderen Donnerstage spielen wir mit Bands, die wir selber buchen. Das Schwierige an der Sache war: Wie bewegt man eine träge Masse von Stammkundschaft vom chilligen Cocktail trinken zu ‚Hey wir spielen jetzt Livemusik.‘ Der Prozess hat wirklich aktiv fünf Jahre gedauert. Mittlerweile kann man uns schon ernst nehmen, was die Livemusik betrifft. Aber ich hätte mir nicht gedacht, dass es solange braucht.
Ihr seid ja mehr oder weniger zwischen Chelsea, Loft, Rhiz und Weberknecht. Wie behauptet man sich als Lokal am Gürtel. Wie unterscheidet man sich? Was ist euer Alleinstellungsmerkmal?
Also das Chelsea ist ein gigantischer Laden. Da haben wir sicher auch mit unserer Lage ein Glück. Da wollen wir auch gar nicht in Konkurrenz treten mit dem Chelsea. Auch weil sie ein ganz eigenes Konzept haben – auch schon vor der Gürtelbewegung. Da profitiert man, weil die Leute eh schon da sind und außerdem schauen wir alle zusammen, wie man auch am Gürtel Nightwalk gesehen hat, dass man gemeinsam den Gürtel belebt. Trotzdem gibt es hier auch viele Probleme. Entweder hat man Drogen oder Polizei vorm Lokal. Es ist eigentlich selten, dass es angenehm chillig ist.
Gut, dass du das ansprichst. Wie sieht es mit Drogen, Streitereien und Polizei aus?
Ach was heißt Streitereien. Die größten Streitereien entstehen einfach dadurch, dass die Drogen meistens draußen in den Blumenkästen versteckt werden und die Polizei die Blumenkästen dann durchsucht und die Drogen ausgräbt. Was ihnen dabei aber nicht so bewusst ist, ist dass sie die Blumenkästen auch wieder füllen müssen. Der Drogenverkauf ist im Sommer jetzt um einiges gestiegen. Wie es im Winter wird, wissen wir noch nicht. Aber dass die Dealer jetzt wirklich in die Läden kommen – das kommt eigentlich nicht vor. Da hat man auch eigentlich keine Angst davor, es ist ja eigentlich auch alles recht ruhig. Man versucht sich ja dann auch nicht in Schlägereien zu verwickeln, wenn man selbst keine weiße Weste hat.
Und gibt es dadurch viel Anwesenheit der Polizei?
Ich sag mal temporär ist die Polizei verstärkt da – auch in Gruppen. Ich glaube aber auch, dass die Dealer mindestens genau so gut vernetzt sind wie die Polizei. Allein die Präsenz der Polizei wird auch schon wichtig sein. Aber es ist ja auch nicht katastrophal. Es hat kein Gast Angst oder wird belästigt.
Ist euch Gemütlichkeit wichtig? Im Internet taucht das Wort Gemütlichkeit immer wieder in Verbindung mit dem Loop auf. Die Leute reden von "gemütlich Cocktail trinken" oder auch, dass sie von alleine hier nie reingegangen wären.
Das stimmt. Ich kenne die Reviews. Was ich merke ist, dass bei uns auch der Altersdurchschnitt ein bisschen höher ist. Das ist natürlich auch Band abhängig aber normalerweise haben wir ein Durchschnittsalter zwischen 25 und 35 Jahren oder manchmal auch höher. Und ich glaube die Gemütlichkeit ist dann doch eher das, dass man mit Freunden sich hier trifft, ein Bierchen trinkt, gemütlich plaudert, Spaß hat und nicht unbedingt gleich auf den Dancefloor rennt. Das unterscheidet uns definitiv. Es wird am Wochenende schon auch getanzt, aber das ist nicht die Idee dahinter. Gemütlichkeit kann man natürlich auch immer negativ sehen. Wenn ich freundlich sage, dass es irgendwo langweilig ist, würde ich wohl auch eher gemütlich sagen.
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