Mit minimalistischen, rein rhythmusbasierten Tracks, einer Mischung aus kühler Nazi-Ästhetik und heroisierendem Ostblock-Design schrieben DAF Anfang der 80er-Jahre Musikgeschichte. Ihr Ansatz: alles hinterfragen, alle provozieren und Musik komplett neu denken. Morgen gibt das Duo eines seiner seltenen Livekonzerte, in der Grellen Forelle in Wien.
Conny Plank war mehr als der Studiomeister für DAF. Welche Rolle spielte er für euch?
Wir nannten Conny immer den Tonkutscher. Er war weit mehr als ein Studiochef für uns, er hat den DAF-Sound entscheidend mitgeprägt. Wir hatten unsere Korg-Synthesizer und anderes Equipment, aber den treibenden Sound hat erst Conny mit allerlei Tricks geschaffen, denn unsere Synths klangen viel zu cheesy, viel zu plastikhaft. Zum Beispiel hat Conny den Korg direkt aufgenommen, das Synth-Signal parallel aber auch durch einen Marshall-Gitarrenverstärker gejagt und diesen Sound auch aufgenommen. Das ist nur einer von vielen Studiotricks, mit denen Conny DAF mitgeprägt und unverwechselbar gemacht hat. Die Kompositionen und Texte selber waren alleine unser Bier.
Welche Rolle spielte neben dem Sound die Ästhetik bei DAF?
Die Ästhetik spielte eine sehr große Rolle. Mode war wichtig, der Style war wichtig. Ich war damals in Zürich mit einigen Underground-Designern in Kontakt und so kam es zu den ärmellosen Lederjacken, die unser gesamtes Erscheinungsbild damals prägten. Mit den Auftritten und dem Artwork haben wir natürlich auch einen gewissen Style vorgelebt.
Man merkt, dass Innovation und Freiheit für euch immer einen hohen Stellenwert hatten. Spielte das auch bei eurer Trennung eine Rolle?
Beides war damals wichtig und ist es auch heute noch. Wir wollten uns von der Industrie und auch sonst von niemandem vereinnahmen lassen. Wir hatten keine Lust auf den Zwang und erst recht nicht auf NDW (Neue Deutsche Welle, Anm. d. Red.), die in die Schlagermusik abgeglitten ist. Deswegen haben wir damals einfach Nein gesagt. Wir waren immer versucht, Erwartungshaltungen nicht zu entsprechen. Unsere Freiheit war uns zu wichtig.
Die DAF-Offensive: »Das ist DAF« × 2
Gabi Delgado-López und Robert Görl inszenieren sich auch viele Jahre nach ihrem großen Erfolg noch gekonnt – mit einer umfassenden DAF-Werkschau und einer Band-Biografie.
Das Box-Set »Das ist DAF« wurde Ende September veröffentlicht. Die CD-Version enthält vier Alben aus den 80ern und eine CD mit sechs aktuellen Remixes, unter anderem vom Boyz Noise sowie von Giorgio Moroder und Denis Naidanow (»Der Mussolini«). Die Vinyl-Version enthält auch eine Seven-Inch-Single mit zwei neuen Songs. Die Single ist der Vorbote des im kommenden Jahr erscheinenden neuen Albums der Band.
Darüberhinaus erscheint dieser Tage auch ein Buch namens »Das ist DAF«: In dieser autorisierten Biografie der beiden Musiker wird die Entstehungsgeschichte und der Aufstieg der Band sowie die Zeit nach der Trennung aufgearbeitet. Mit vielen Details und bisher unveröffentlichtem Fotomaterial geben die Autoren auf Basis von zahlreichen Interviews einen interessanten Einblick in die Zusammenarbeit und die Dynamik des ungleichen Duos.
Die Werkschau »Das ist DAF« ist am 29. September 2017 bei Grönland Records erschienen, die gleichnamige autorisierte Biografie am 27. November bei Schwarzkopf & Schwarzkopf. DAF sind am 2. Dezember in der Grellen Forelle in Wien live zu sehen. Das Konzert ist bereits ausverkauft.