Seer-Gitarrist Thomas Eder kann sich auf Facebook nur schwer mit seiner Meinung zurückhalten – und torpediert dabei gern Klischees.
Gibt es von dir klare politische Bekenntnisse oder scheinen diese nur naheliegend, wenn dich jemand bestimmten Richtungen zuordnet?
Klare politische Bekenntnisse gibt es nicht wirklich. Jeder, der mich kennt, weiß, wie ich ticke und welchen Parteien ich wohl nie meine Stimme geben werde. Ich bin einfach jemand, bei dem der humanistische Gedanke an oberster Stelle steht. Ein wenig mehr Rationalität und Willen, Dinge zu hinterfragen, täte uns allen gut.
»Ich werde auch immer wieder gern aufgezogen, weil ich ja ›an gar nichts glaube‹ und ›immer alles hinterfragen muss‹, das ist mittlerweile offensichtlich schon so was wie ein Running Gag.«
Wie reagieren die Fans – kommt es da zu Diskussionen?
Grundsätzlich diskutiere ich politische Themen mit Fans eher nicht. Wir machen Musik und es ist nicht unsere Aufgabe zu politisieren. Auf Facebook lässt sich das natürlich nicht immer vermeiden und vor allem auf meinem privaten Profil gab es natürlich Diskussionen – nicht nur mit Fans, sondern auch mit Bekannten und sogar mit Familienmitgliedern. Ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist zu diskutieren. Die Frage ist: Bringt das auch etwas oder ist es nicht vielleicht sogar kontraproduktiv? Gerade bei der Bundespräsidentenwahl hat man ja gesehen, wie das Land in zwei Lager geteilt war und zum Teil immer noch ist. Dass das nicht optimal sein kann, muss jedem klar sein. Diskussion ja, Dialog ja, Streit nein. Aber das ist leichter gesagt als getan, gerade ich als Paradepolemiker ertappe mich immer wieder dabei, etwas über die Stränge zu schlagen.
Wie sehen das deine Kollegen?
Auch in den Tourfahrzeugen und an der Hotelbar wird genug diskutiert, bei so vielen Bandmitgliedern und ebenso vielen Meinungen ist das wohl kaum vermeidbar, vor allem, wenn man so viel Zeit zusammen verbringt wie wir. Ich werde auch immer wieder gern aufgezogen, weil ich ja »an gar nichts glaube« und »immer alles hinterfragen muss«, das ist mittlerweile offensichtlich schon so was wie ein Running Gag. Alles in allem sind wir jedoch wirklich gute Freunde und verstehen uns blendend. Und es gibt auch keine Themen, bei denen die Gräben zwischen den verschiedenen Meinungen unüberbrückbar wären.
Mischen sich Sponsoren in so etwas ein?
Ich glaube, für einen Sponsor wird es erst dann haarig, wenn man es übertreibt, und das ist bei uns bzw. mir sicher nicht der Fall. Ich habe meine Privatmeinung, die tu ich auch gerne kund, das hat aber nichts mit der Band zu tun. Und die paar Sponsoren, die mich privat unterstützen, haben auf jeden Fall kein Problem mit meinen Ansichten. Ich glaube auch, dass meine Haltungen und Meinungen in keinster Weise extrem sind, und kein Sponsor dieser Welt dadurch in Bedrängnis käme. Abgesehen davon, dass ich als Privatperson ohnehin kaum in der Öffentlichkeit stehe.
Würdest du sagen, es ist die Verantwortung von bekannten Menschen, ihre Stimme zu nutzen für Dinge, die sie gut finden?
Ich finde, es ist gut und wichtig, dass es Menschen gibt, die ihre Stimme dafür nutzen. Eine automatische Verantwortung sehe jedoch nicht – das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Nicht jeder Musiker, Schauspieler oder Promi hat automatisch die Pflicht, die Welt zu verbessern.
Du hast live auch schon mit Andreas Gabalier gespielt. Wie schätzt du ihn ein, wie gehst du mit der Auswahl deiner Engagements um?
Ich habe vier Jahre lang in der Band von Andi gespielt und bin letztes Jahr ausgestiegen – vor allem auch aus gesundheitlichen Gründen. Ich hatte 2015 einen Hörsturz und versuche seitdem, Stress bzw. die Anzahl meiner Engagements etwas zu minimieren. Dass da teilweise sehr unterschiedliche Weltanschauungen aufeinandergeprallt sind, wird jetzt niemanden überraschen. Das wurde aber nie wirklich thematisiert. Ich hab meinen Job gemacht und bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen machen durfte. Man hat als Musiker nicht oft die Möglichkeit, solche Tourneen und Konzerte zu spielen, und es war für mich eine durchwegs positive und erinnerungswürdige Zeit mit tollen Kollegen auf und hinter der Bühne. Mit Andi selbst hab ich über politische Themen nie wirklich gesprochen, auch wenn ich – so wie viele – bei einigen seiner Statements den Kopf schütteln musste. Ich würde mir jedoch nie anmaßen, ihn zu be- oder gar zu verurteilen, ganz einfach deshalb, weil ich ihn als Menschen viel zu wenig kenne.
Die Seer sind auch 2017 wieder auf Tour und dabei unter anderem am 7. Juli 2017 in der Wiener Arena zu Gast.