Lloyd Cole hat sich schon früher über sein aktuelles Ich in Songs lustig gemacht. Ein Interview über selbst-finanzierte Alben, politischen Protest und Poeten in der Musik.
Du hast dich in den 80er Jahren ja auch der politisch-musikalischen Red Wedge Bewegung rund um Billy Bragg und Paul Weller, die entschieden gegen Maggie Thatcher und ihre Politik aufgetreten ist, angeschlossen. Hat das in deinen Augen aus heutiger Sicht etwas verändert?
Cole: Ich war und bin eigentlich gar nicht daran interessiert, durch Musik etwas zu verändern. Ich greife aber manchmal gern Themen auf und stelle sie auf die Bühne, um damit gelegentlich sinnvolle Diskussionen auszulösen.
Du bist vor einigen Jahren nach Amerika übersiedelt. Was ist für dich der größte kulturelle Unterschied zwischen Amerika und Europa?
Cole: Europa ist für mich selbstbewusster, Amerika mehr von sich selbst besessen.
Sind eigenfinanzierte Alben, wie dein aktuelles Werk “Standards”, der neue Trend – selbst für bekannte Musiker wie dich?
Cole: Mein Album wurde von Fans, von meinem Label Tapete und von mir selbst finanziert. Das ist mittlerweile in einer Welt jenseits von Superstardom ein wenig zur Norm geworden.
Du hast auch gerade mit “Selected Studies vol. 1” ein anderes großartiges Projekt gemeinsam mit dem Experimentalmusiker Hans-Joachim Roedelius, den du ja vor einiger Zeit in Wien kennen gelernt hast, herausgebracht. Gibt es – wie es der Titel andeutet – weitere Projekte?
Cole: Nein, bislang gibt es keine Idee zu einem Volume 2, aber mit dem Volume 1 bin ich schon sehr zufrieden. So eine Art von musikalischem Projekt mit Texten würde mich aber schon reizen.
Nach deiner Zeit in den 80er Jahren mit den Commotions wurdest du mit einer kurzen Unterbrechung, in der du mit den Negatives zusammengearbeitet hast, künstlerisch gesehen – ein wenig zum „Lonesome Cowboy“. Gab es Zeiten, in denen du keine Musik mehr machen wolltest?
Cole: Musik mache ich, um meine Familie zu ernähren. Wenn ich mich danach fühle, keine Musik mehr zu machen, denke ich über die Alternativen nach, und mach mich dann schnell wieder daran, weitere Songs zu schreiben.
Das Interview mit Lloyd Cole wurde im Zuge seines Auftritts in der Szene Wien geführt.