Go, Rrriot! Zwischenbilanz am Rrriot-Festival

Das Rrriot-Festival ist angelaufen, ein süßer Duft von Feminismus verbreitet sich in der Stadt. Sieben ehrliche Fragen zu sieben Tagen voller Programm …

Das Rrriot-Festival beschäftigt gerade ganz Wien und zeigt dabei vor allem, wie vielfältig Feminismus sein kann. Von Zauberspruch-Seminaren und Siebdruck-Workshops, über klassische Diskussionsrunden, Talks und Kräuterhacks gegen Menstruationsbeschwerden bis hin zu sportlicher Betätigung mit  AFC Dacia Vienna Vikings Ladies und Rugby Union Donau Wien: Es gibt fast nichts, was es am Rrriot-Festival nicht gibt. Wer die bisherigen Veranstaltugen verpasst hat, hat immerhin noch bis Mittwoch Zeit, sich dem noch immer sehr ausführlichen Programm zu widmen. Und: Wer das Frauenvolksbegehren bisher noch nicht unterschrieben hat, kann das übrigens auch im Hotel am Brillantengrund tun. Wir haben Initiatorin Therese Kaiser um ein Zwischenfazit gebeten.

Feminismus für alle heißt auch, Feminismus von verschiedenen Perspektiven: Bei welchem Programmpunkt/ bei welchen Programmpunkten erwartest du dir am meisten Diskussionen, bei welchen gab es schon welche? 

Unser Festival ist relativ vielschichtig angelegt – bei vielen Programmpunkten geht es eher um Sichtbarkeit, um’s Herzeigen von dem, was unterschiedliche Institutionen schon lange machen, um Frauen* zu fördern. Bei anderen geht es wiederum um den Zugang zu Institutionen, um stereotype Berufsbilder. Bei unseren Lesungen in der Bücherei Philadelphiabrücke werden zum Beispiel Heldinnengeschichten gelesen, da muss gar nicht viel diskutiert werden, sondern es geht vor allem darum, Kindern nicht nur mutige Buben, sondern auch furchtlose Mädchen zu zeigen. Bei anderen Events wiederum werden Fragen gestellt, die sich auf digitalen Wandel beziehen – zum Beispiel unser Talk zum Thema Artificial Intelligence und der Frage, was das für uns in Zukunft bedeuten wird, wenn vor allem Männer künstliche Intelligenzen programmieren, ob hier Sexismen reproduziert werden. Diskussion wird es unter anderem heute Abend beim Talk zum Thema Sexismus in Medien geben, wenn die Frage gestellt wird, welche Verantwortung Medien und Journalist_innen übernehmen müssen oder sollen. Aber klar, wenn man Feminismus sagt, muss man auch diskussionsbereit sein, immerhin geht es um Ressourcenverteilung, um Zugang, um Sichtbarkeit, um Macht.

Jetzt mal ehrlich, ihr bekommt gar keine Förderungen? WHY? RIOT!

Die Sache ist nicht so einfach zu beantworten. Wir bekommen 2018 leider keine öffentlichen Förderungen, einzig das BKA hat uns Reisekosten zugeschossen, weswegen wir auch Speakerinnen aus Deutschland und UK einfliegen konnten. Ganz generell wollten wir die typisch österreichische Verein + Firma Struktur vermeiden, und haben auf eine Vereinsgründung für das Rrriot Festival verzichtet. Das war im Nachhinein betrachtet ein großer Fehler. Wir werden im April 2018 einen Verein gründen, um andere Förderschienen nutzen zu können. Auf der anderen Seite haben wir relativ viel Zeit mit Förderanträgen verbracht. Ich will nicht verschwendet sagen, immerhin lernt man sehr viel über das eigene Projekt, wenn man mehrere hundert Seiten verfasst, und sich auch sein Budget sehr genau dabei ansieht. Wir hätten sehr viele organisatorische und inhaltliche Probleme verhindern können, wenn wir genug Ressourcen für die Planung gehabt hätten – im Jänner war schlussendlich klar, dass wir auf uns alleine gestellt sind. Das Festival zu diesem Zeitpunkt abzusagen, war aber keine Option für uns, wir haben so großartige Programmpartner_innen, so tolle Speakerinnen*, so motivierte Helferinnen* und Unterstützer_innen, und mit dieser Energie war es auch möglich, das Rrriot Festival trotzdem zu veranstalten. Nächstes Jahr werden wir es aber anders machen und hoffen, dass die vielen Stellen, die durchaus sehr viel Interesse haben und uns auch mit Rat und Tat zur Seite stehen, mehr beitragen werden. Mit dem Business Riot haben wir auch ziemlich tolle Partner_innen gefunden, die mit uns für das nächste Festival auch in Sachen Erwachsenenbildung neuen Input bringen werden, was natürlich großartig ist! Sudern tun wir aber generell ungern, und das wäre mir persönlich auch zu österreichisch 😉

Was bereust du/ihr nach den ersten Tagen Festival?

Bis jetzt bereuen wir nichts 🙂 Wie bei allen Festivals geht ständig irgendwas schief, irgendwelche Anlieferungen gehen verloren, ein Roll-Up wird vergessen, die Fotografin findet den Veranstaltungsort nicht, das übliche eben. Was tatsächlich am schwierigsten war: der Wintereinbruch! Bei Minusgraden ein Festival aufzubauen ist körperlich sehr zehrend, aber gegen das Wetter lässt sich ja bekanntlich nichts machen. Wir werden wohl das Rrriot 2019 etwas später ansetzen.

Größter Erfolg bisher?

Schwer zu sagen, eigentlich waren fast alle Veranstaltungen bisher sehr gut besucht und das Feedback der Besucher_innen großartig. Wir sind außerdem extrem stolz, dass wir bisher über 1000 Besucher_innen angelockt haben, und die großen Veranstaltungen kommen ja erst. Das ist eigentlich unglaublich, dass wir so aus dem Nichts Interesse und Öffentlichkeit generieren konnten, und auch unsere Medienpartner_innen machen exzellente Arbeit. Ganz grundsätzlich wissen wir gar nicht, wie wir uns bei unseren Partner_innen bedanken sollen, die so unglaublich vielseitig unterstützen. Das ist ein tolles Gefühl und ein großes Kompliment, das wir auch nicht als selbstverständlich hinnehmen. Wir werden in der Pressearbeit von Ana Berlin Communications unterstützt, und auch das Ana Berlin Team leistet großartige Arbeit. Also alles in allem: ur super!

Wie viele Stunden hat das Kernteam durchschnittlich pro Nacht geschlafen? (Gerne mit Person und Aufzählung, falls ihr das wollt haha)

Wir sind in Sachen Arbeitsaufteilung sehr gut aufgestellt – und achten darauf, dass niemand zu lange im Einsatz ist. Die Wochen vor dem Festival waren viel anstrengender als das Festival selbst – für mich persönlich in Sachen Budget, weil ich jeden Cent drei Mal umdrehen musste, und für unser Team war die Organisations- und Koordinationsarbeit sehr anstrengend. Während dem Festival sind wir viel entspannter, und können eigentlich bisschen mehr entspannen, als davor. Dafür ist das Kommunikationsteam rund um die Uhr im Einsatz – 60 Events anzukündigen und zu featuren braucht viel Einsatz und so verbringen ich und Johanna Suryanto, die den Rrriot Kanal managed, eigentlich den ganzen Tag am Handy.

Größte, lustigste, interessanteste (technische, organisatorische, interne,…) Panne bisher?

Bisher ist eigentlich wirklich nichts grob schiefgelaufen – ich hoffe, ich verschrei’s jetzt nicht! Fragt mich einfach in sieben Tagen nochmal 😉

Welche sechs Programmpunkte (+ unser The-Gap-Pub-Quiz= sieben) darf man in den kommenden Tagen nicht verpassen? 

Als Diagonale Fangirl empfehle ich das Diagonale Screening am 5.3., die anschließende Diskussion wird von der großartigen Filmkritierin Alexandra Zawia morderiert. Danach werde ich einen Sprung in den Weberknecht schauen, wo Wende Punkt, Lupin, Johanna van Tan und Alicia Edelweiss live zu sehen sein werden. Außerdem findet am 5.3. die Vienna Design Week Diskussion „Tools for Protest“ statt und am Abend lässt sich im Hotel am Brillantengrund das Frauenvolksbegehren unterschreiben . Am 6.3. empfehle ich den Talk im Wien Museum mit Ana Threat, Esra, Soia und Beatrix Neundlinger zum Thema „Frauen und Pop“  und am 10.3. werde ich schlussendlich sehr erleichtert und glücklich bei unserem Closing im Fluc feiern, das In Dada Social auf die Beine gestellt hat. Ich freue mich schon riesig auf MS Nina, das wird großartig!

Das Rrriot-Festival findet von 1. bis 7. März in verschiedenen Locations in Wien statt und umfasst insgesamt 50 Events. Nicht vergessen: Unser Fempop/Pub-Quiz heute Abend im Polkadot! Daran anschließend thematisiert das Business Riot Festival drei Tage lang die Arbeitsrealität von Frauen und lädt zu Panels, Workshops und Diskussionsrunden. Tickets gibt’s hier

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