Der portugiesische Künstler und Architekt Didier Fiúza Faustino möchte sich Sperren und Regulativen nicht beugen, sondern verbiegt diese, bis sie eine wellenförmige Gestalt annehmen. Beim diesjährigen Höhenrausch sind seine verbogenen Metallzäune zu sehen.
Absperrungen und Begrenzungen haben meist einen statischen Charakter. Wenn sie sie sich doch verschieben lassen, dann meist nur von dazu befugten Autoritäten. Der portugiesische, in Paris lebende Künstler Didier Fiúza Faustino dreht mit seiner Installation »New Wave« diese Definition nicht nur um, sondern dreht und wendet sie so lange, bis sie für ihn passt. Das lässt sich auch sofort an seiner Auftragsarbeit für den Linzer Höhenrausch 2018 erkennen.
Für diese hat Faustino herkömmliche Metallzäune, wie sie als Sperren häufig im öffentlichen Raum eingesetzt werden, verarbeitet, sie aber so verbogen und verformt, dass sie ihre vormals statische Erscheinung verloren und eine wellenförmige Gestalt angenommen haben. Faustino hat es jedoch nicht einfach bei der neuen Form belassen, er hat die gewundenen Zäune auch noch an der Gebäudedecke befestigt, um sie so über den Köpfen der BesucherInnen schweben zu lassen. Damit hat er sie also nicht nur vom Boden, sondern auch vollkommen aus ihrem eigentlichen Kontext gelöst.
Was ursprünglich also dafür da war, ganze Wellen von Menschen zu kontrollieren, nimmt bei Faustino nun selbst die Form einer Welle an. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Positionierung scheinen die neun, miteinander verbundenen Metallzäune auch eher Wege zu eröffnen, anstatt diese zu verschließen – schließlich lässt es sich ja ganz einfach darunter durchspazieren.
Wasser und Grenzen
Da der diesjährige Höhenrausch vor allem dem Thema Wasser gewidmet ist, fügt sich die Installation des Künstlers und Architekten sowohl thematisch als auch optisch sehr gut in die Ausstellung ein. Nicht nur wegen der wellenförmigen Gestalt der Installation, sondern auch weil Wasser im Rahmen der Ausstellung nicht nur als verbindendes Element, sondern auch als natürliche Grenze verstanden wird.
Trotz der neuen Formgebung verschwindet der ursprüngliche Verwendungszweck jedoch nicht ganz aus Faustinos Metallzäunen. So bleiben sie, auch in ihrem neuen, verfremdeten Kontext, immer noch ein Zeichen für Ausgrenzung und damit auch für aktuelle Tendenzen in der Flüchtlingspolitik. Das widerspricht dem Grundgedanken des Künstlers jedoch nicht im Geringsten, denn die wellenförmige Installation soll auch darauf aufmerksam machen, dass täglich immer noch Ströme von Menschen versuchen Grenzen zu überwinden. Wie das Wasser als Grundthema des gesamten Ausstellungsformats steht Faustinos »New Wave« also für das Streben nach Freiheit in einer Welt, in der Grenzen obsolet sind, macht jedoch gleichzeitig auf aktuelle Probleme aufmerksam.
Das Ausstellungsformat Höhenrausch versucht auf sinnliche und spielerische Art, zeitgenössische Kunst an ungewöhnlichen Orten – über den Dächern von Linz – zu vermitteln. Unter dem Titel »Das andere Ufer« steht heuer Wasser im Mittelpunkt des Höhenrausch. Wie viele unterschiedliche künstlerische Zugänge dieses Thema erlaubt, zeigen rund 40 internationale Beiträge. Der Höhenrausch 2018 kann noch bis 14. Oktober besucht werden.