Am 8. September verleiht der Kunstraum Niederoesterreich zum 15. Mal den H13 Niederösterreich Preis für Performance. Diesjährige Gewinnerin ist die interdisziplinäre Künstlerin Sara Lanner, die mit ihrem beeindruckenden Werk »Mine« den gesellschaftspolitischen Nerv der Zeit trifft.
Sara Lanners intellektuelle und kreative Heimat ist die Auseinandersetzung mit Körpern. Sie studierte zeitgenössischen Tanz und Tanzpädagogik an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz sowie bildende und performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Neben ihrer Arbeit als Performancekünstlerin unterrichtet sie und hält Workshops in zeitgenössischem Tanz, Partnering, Modern Dance, Choreografie und Komposition.
Der performative Austausch, das »Mining« von Informationen ist dementsprechend etwas, das im Zentrum ihrer Kunst steht. Auf dieser Grundlage inszeniert Lanner das vieldeutige Performanceprojekt »Mine«, das mittels choreografischer Elemente den Begriff des »Mining« untersucht. Dabei stehen der Abbau von Rohstoffen, als direkte Übersetzung des Begriffs, sowie dessen globale Zusammenhänge und Auswirkungen im Fokus. Der Kunstraum Niederoesterreich spricht von einer »soziologischen Studie, die dem Publikum den Kreislauf heutiger Extraktionsprozesse vergegenwärtigt und die westliche Gesellschaft als Endverbraucherin einer fortschrittlich gemeinten Kultur hinterfragt.«
Extraktion, Umschichtung, Austausch
Ökologische Perspektiven und der gewaltvolle Vorgang des »Mining« stellen jedoch nur eine Seite des ausgezeichneten Werks dar. Auf anderer Ebene handelt die Performance vom zwischenmenschlichen Momentum, von der Entstehung von Gedanken und Erinnerungen und vom Spannungsfeld des Informationsaustausches. Mit Performer Costas Kekis erforscht Lanner die Extraktion, die Umschichtung, Abhängigkeiten und die Suche nach non-invasivem Austausch zwischen Körpern.
Die vierköpfige Jury des Performance-Preises H13 sieht in dieser Perspektive eine tiefgründige Abhandlung zeitgenössischer Kontexte: »Sara Lanners Projekt ›Mine‹ befasst sich mit grundlegenden Fragen unserer Beziehung zur Welt: Mining, auf Deutsch am ehesten mit Bergbau übersetzbar, begegnet uns in der alltagssprachlichen Verwendung vielerorts. Beim Data-Mining werden Informationen gewonnen, Kryptowährungen müssen ›gemined‹ werden und nicht zuletzt in unserem Verhältnis zu unserer organischen und anorganischen Umwelt bauen wir ab, schürfen oder extrahieren Rohstoffe. Inwiefern handelt es sich bei diesen Abbauprozessen um Einbahnstraßen, um reine Extraktionen mit drastischen Auswirkungen auf unsere Umwelt? Kann Mining auch von Körper zu Körper stattfinden, in einem wechselseitigen Austausch? Sara Lanners Performance […] eignet sich die – für unsere Gegenwart höchst relevanten – Bedeutungswelten des Bergbaus sowohl metaphorisch als auch durch konkrete Materialstudien an.«
Die Performance »Mine« und die Verleihung des Performance-Preises H13 finden am Mittwoch, den 8. September 2021, im Kunstraum Niederoesterreich statt. Die begleitende Ausstellung ist von 9. bis 11. September zu sehen.
Unsere Heftrubrik »Golden Frame« ist jeweils einem Werk zeitgenössischer Kunst gewidmet. In The Gap 188 ist dies: »Mine« von Sara Lanner.