Where's The Rave In The Cave?

2010 vereinen die Crystal Fighters trans-kontinentale Sounds und Beats zu einem der wegweisendsten Dance-Pop Alben Großbritanniens. Heute geben sie ihr Akustik-Debüt irgendwo in der Unterkärntner-Pampa und Interviews in Badehosen. Jeder braucht mal Sommerferien.

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Vor drei Jahren waren Graham Dickson und Gilbert Vierich nicht ganz unbeteiligt, als eine britisch-spanische Combo derbe Beats und Synths durch die Londoner Clublandschaft preschten. Heute glaubt man fast nicht, dass die Crystal Fighters einst Songs wie "Swallow" oder "I Love London" geschrieben haben, mit herrlich verkorkstem Dubstep und orientalisch anmutigen Techno. Einerseits, weil ihr zweiter Longplayer zu den baskischen Wurzeln der Band zurückfindet und andererseits weil sie in Badehose und mit Akustikgitarre neben der Wasserrutsche am Acoustic-Lakeside in Kärnten stehen. Was ist da passiert?

Für das neue Album spielt das Wort "Rave" nur titelbezogen eine Bedeutung, musikalisch hat diese Alternative-Folkotronic Band seit dem Megahit "Plage" nicht mehr so organisch und geerdet geklungen. Das ist das Spannende bei den Crystal Fighters: Nie ist man sich ganz sicher, ob man sie als spanische Folkband, britische Dance-Truppe oder internationale Hype-Pop-Band ansprechen soll, nie fühlt man sich ganz wohl dabei ihren Sound auf einzelne Songs, ihre Philosophie auf einzelne Texte zu reduzieren. Und so ist bereits der Name ihres im Mai veröffentlichten zweiten Album irreführend – oder die Tatsache, dass mir Graham Dickson ein Interview in Badehose gibt. Bei den Crystal Fighters weiß man eben nie so genau. Und geravt wird heute Abend erstmals anders….

Euer zweites Album heißt "Cave Rave". Ironischerweise klingen die Songs nach eurem stark elektrisierenden Debüt organischer als je zuvor. Warum trotzdem dieser Titel?

Graham Dickson: Wir haben die Songs auf "Cave Rave" im Baskenland geschrieben und uns vorrangig von der baskischen Musik inspirieren lassen, beziehungsweise uns näher mit der baskischen Kultur im Allgemeinen auseinandergesetzt. Dabei sind wir auch auf das Thema "Höhlenmalerei" gestoßen. Allein die Vorstellung, dass kreative Prozesse bereits vor Tausenden von Jahren auf Steinwänden dokumentiert wurden, hat uns fasziniert. Diese mentale Zeitreise zum Ursprung von kreativen menschlichen Schaffens hat sich dann wohl auch im Sound niedergeschlagen.

Und in euren Musikvideos: Eine akustische Version von "You and I" dreht ihr in einer Höhle…

Das war kürzlich in England in einer gewaltigen Höhle namens "Wookey Hole" oder so ähnlich. Die Session war wirklich einprägsam , überall lagen antike Knochen rum.

Für euren typischen Sound kombiniert ihr ein traditionelles Instrumentarium mit moderner Technik. Woher stammt das Interesse für baskische Instrumente wie Txalapartas oder Txistu beziehungsweise die Idee, diese mit Elementen des Techno und Low Fidelity zu mischen?

Maßgeblichen Einfluss auf unser erstes Album hatte ein Manuskript zu einer Oper, welches der Großvater unseres ehemaligen Bandenmitglieds Laure Stockley vor seinem Tod verfasst hat. Darin schrieb er auch über traditionell-baskische Instrumente und wir begannen uns näher damit auseinanderzu setzen und sie zu spielen. Techno haben wir alle schon immer gerne gehört. Seitdem wir in London leben, hat sich unser Interesse für die elektronische Szene und hiesige Clublandschaft noch verstärkt. Durch beide Einflüsse haben wir bemerkt, wie großartig baskische Instrumente und Melodien mit schweren elektronischen Beats harmonieren können.

Ihr seit heuer Headline am Acoustic Lakeside in Kärnten. War es Anfangs eine Herausforderung cluborientierte Nummern wie "Xtatic Truth" oder "Swallow" akustisch zu spielen?

Bei Songs, die auf der Gitarre komponiert sind, eher weniger. Wir hatten aber noch nicht wirklich oft die Möglichkeit dazu live ein Akustik-Set zu spielen, abgesehen von Radio-Shows. Heute Abend machen wir das zum zweiten Mal. Derartige Live-Autritte sind selten, machen aber immer sehr viel Spaß!

Witzig, dass gerade Kärnten ein akustisches Debüt von "Cave Rave" zu hören bekommt und nicht London, Berlin oder New York….

Das stimmt, als komplettes Set spielen wir das neue Album heute zum allerersten mal akustisch.

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