Häuser in der Tasche

Die Architekturkarte Wien macht Lust auf die interessantesten Bauten der vergangenen Jahre.

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Immer diese Deadlines: Sobald ein Architekturführer in Druck geht, ist er schon nicht mehr aktuell, weil an der nächsten Ecke bereits ein neues Haus hochgezogen wird – gut zu sehen derzeit etwa am Donaukanal. Online-Medien und Datenbanken tun sich da natürlich leicht, sind allerdings auch nicht jedermanns Sache. Die Lücke zwischen Buch und Web zu schließen, war wohl der Grund für die Architekturkarte Wien, die nun von der Zeitschrift „Architektur Aktuell“ im Springer Verlag herausgegeben wurde.

Der Umschlagtext des handlichen Plans spricht von dreißig „gebauten Projekten der letzten 5 Jahre“, die hier kurz in Wort und Bild vorgestellt werden. Das kommt zwar ziemlich hin, ist allerdings nicht ganz korrekt, denn es sind auch ältere Bauten wie die Donau-City aus dem Jahr 1994 oder das Holocaust-Mahnmal am Judenplatz aus dem Jahr 2000 dabei. Natürlich sind auch Entwürfe von so genannten Stararchitekten dabei, aber keineswegs in der Überzahl: Es geht um die Vielfalt von Lösungsansätzen sowie aufschlussreiche Beispiele zeitgenössischer – vor allem heimischer – Architekturkompetenz.

Junge Klassiker auf wenig Platz

Daher begegnet einem das Hochhaus von Jean Nouvel in der Praterstraße ebenso wie der Bahnorama-Turm von RAHM-Architekten, das Besucher- und Pressezentrum im Österreichischen Parlament (Geiswinkler & Geiswinkler-Architekten) ebenso wie U-Bahn-Stationen von Paul Katzberger. Im Bereich Wohnbau sind junge „Klassiker“ wie die Sargfabrik (BKK-2), die innovative Holzbau-Wohnhausanlage Mühlweg (Architekten Hermann Kaufmann u. a.) oder das ungewöhnliche „Haus mit Veranden“ von Rüdiger Lainer vertreten. Innenraumgestaltung bleibt die Ausnahme (Gragger & Cie Holzofenbäckerei von Architekt Jürgen Radatz), was allerdings aus Platzgründen durchaus argumentierbar ist.

Womit schon das Stichwort gefallen ist: Platz. Der ist bei einem Format wie einer Architekturkarte natürlich spärlich, erst recht wenn man eine englische Übersetzung unterbringen muss. Und so kommt es zwangsläufig vor, dass die Texte eine unterschiedliche Informationsdichte haben: Mal bis ins Detail (Grundrisse, Materialien) gehend, wenn es sich um ein kleineres Projekt handelt. Mal etwas lapidar, wenn auf ganze Gebäudekomplexe wie die Donau-City hingewiesen wird: „Nördlich der UNO-Gebäude Hochhäuser von Peichl und Coop Himmelb(l)au.“ Ah, ja. In solchen Fällen wünscht man sich mehr Information und ist dann doch froh, unterwegs das Smartphone bei sich zu haben – egal, ob man dann auf nextroom.at oder woanders fündig wird.

Architekturkarte Wien / Architectural Map of Vienna

30 aktuelle Bauwerke / 30 recent Buildings

Springer Verlag, 2011, EUR 9,95

www.springer.com

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