Wird flüssiges, formbares Plastik eine dritte industrielle Revolution einleiten und unsere Umwelt retten? Ein Besuch im HappyLab in Wien bringt den „Reality-Check“: Was leisten 3D-Drucker für 500-Euro wirklich?
Wenn Hobby-Geräte und Profi-Drucker mit ähnlichen oder gar den selben Materialen, wie z.B. ABS-Kunststoff, arbeiten und im Prinzip dieselbe Funktionsweise haben – wo besteht dann der Unterschied zwischen einem 2000 Euro und einem 50.000 Euro-Gerät?
Ich frage mich das auch oft genug. Aber tatsächlich funktionieren die teuren einfach besser. Der Replicator 2 hier z.B. hat heut morgen zwei Stunden gebraucht, um zu starten, und dann war die Druckdüse verstopft… – lauter solche Kleinigkeiten eben. Die mechanischen Teile sind bei allen Druckern recht ähnlich, ja, aber die Feinabstimmung der Mechanik und die Abstimmung mit dem Material machen den Unterschied. Die Festigkeit der Produkte ist unterschiedlich, die Genauigkeit, und die Feinheit der Kanten und Kurven. Dinge, die ich mit Hobby-Geräten herstelle, sind wirklich eher zum Herzeigen und einfach cool, aber nichts, das ich machen würde, wenn es sein muss – also für Prototypen.
Kannst du interessierten Hobby-Bastlern ein Gerät empfehlen?
Ich denke, da braucht man sich nicht allzu viele Gedanken drüber zu machen, welches Modell man kauft – es gibt hier nur kleine Unterschiede. Die wirkliche Hürde – was viele bei der ganzen Thematik vergessen – ist die Konstruktion eines 3D-Designs am Computer; ob ich mir dann selber einen Drucker kaufe oder in ein FabLab gehe oder Online Services zum Ausdrucken in Anspruch nehmen, ist erst Frage Nummer Zwei.
Wie funktioniert das eigentlich – von der Software zur Hardware?
Du zeichnest im CAD-Programm dein Design-Modell, z.B. AutoCut oder Google SketchUp. Das Dateiformat heißt STL (.stl) – dieses lädst du dann in eine Drucker-spezifische Software – bei Makerbot ist das z.B. Makerware. Das Objekt wird dort virtuell in Schichten zerlegt – sowie auch der Drucker dann arbeitet, er trägt Schicht für Schicht bis zum fertigen Objekt auf. Einige Einstellung machst du auch in diesem Programm noch – Hohlräume im Objekt bestimmen z.B. – und von dort geht die Datei an den Drucker, per USB oder SD-Karte meist.
Stichwort: Designumweltverschmutzung. Was hältst du davon?
Du meinst, dass jetzt mehr Kunststoffteile gedruckt werden und das die Umwelt belastet? Also ich weiß nicht … Ich glaube nicht. Es handelt sich dabei nicht um riesige Mengen und der Materialaufwand ist in der Fabrik der selbe wie zu Hause beim selber drucken; geringer sogar, denn es wird ja kein Überschuss produziert, sondern nur das, was man eben gerade braucht. Und es spart den Transport, das ist auch nicht schlecht.
Und die dritte Revolution?
Manche sprechen von der dritten Revolution, als würden die Leute bald nichts mehr kaufen, sondern sich alles mögliche selbst zu Hause herstellen… Als Vision – in vielen Jahren einmal kann ich mir das vielleicht vorstellen. Ein wichtiger Schritt bis dahin sind FabLabs, wo es auch professionellere 3D-Drucker gibt, mit denen man gut arbeiten kann.
Die Frage ist sowieso; will ich mir alles selbst machen? Es gibt auch jetzt schon viele Maschinen, mit denen jeder viele Dinge selbst produzieren könnte, aber ob sich die Investition in teure Geräte für ein paar Ersatzteile lohnt? Ich finde, die "Sharing Economy" wird in dieser ganzen Debatte oft vergessen. Ich denke, die "Shared Spaces" sind wirklich zukunftsträchtig, wo Arbeitsabläufe besser funktionieren, weil man sie eben teilt und sich Investitionen richtig lohnen.
Siehst du Probleme im Copyright auf uns zukommen?
Dadurch, dass die Daten digital vorhanden sind, kann man sie natürlich einfach teilen und es wird sich einiges verändern. Schon jetzt gibt es Plattformen auf denen man 3D-Modelle herunterladen kann – entweder kostenlos, ähnlich wie Open Source Software, wie z.B. Thingiverse, oder auch zum Kaufen.
HappyLab, Haussteinstraße 4, Wien 2
geöffnet Dienstags von 9 bis 13 Uhr, Mittwochs von 18 bis 22 Uhr, Donnerstags von 13 bis 17 Uhr
kostenlose Führungen jeden Mittwoch von 18 bis 22 Uhr
Mitgliedschaften und Angebote für i>Kinder und Jugendliche
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