So ehrlich, als gäbe es keinen Kitsch – „Herz und Anarchie“ von Kommando Elefant

Kommando Elefant erscheinen einmal mehr als bedeutendes Potenzial der österreichischen Musikzene. Genau, Alf Peherstorfer surft mit dieser Band seit zehn Jahren und vier Alben zwischen zeitgenössischem Wave-Pop und Subtilitäten. Ist Nummer fünf nun – in Anlehnung an einen Songtitel – das „letzte Comeback“ oder endlich der fette Durchbruch?

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© Acoda / Johanna Wenzl

Der Sound groovt lässig, die Melodien sind angenehm, ohne zu kleben. Die Texte nehmen uns mit und haben genug Tiefgang, um immer wieder zu inspirieren. Zentral scheint die Frage nach Romantik in der Postpostmoderne: Tagträume am Schreibtisch, im Alltag gleiten die Gedanken ins Nachtleben ab („Zentrum der Nacht“). „In all den abgefuckten Clubs schlägt ein Herz aus Anarchie“, lernen wir gleich zu Beginn – nicht zuletzt, weil man da noch rauchen darf.

„Königreich“ setzt noch eins drauf: „Du hast die schönsten Augen dieser Welt“ wirkt hier so ehrlich, als gäbe es keinen Kitsch. Andere (aktuelle deutsche?) Produzenten hätten dem Sänger mit fetten Chören Nachdruck verliehen, hier darf es erst mal wachsen, bevor dann doch die Gitarre (oder was immer) – drüberfährt? Nein, eben nicht, sondern – einsetzt. „Herz und Anarchie“, die Phrase kehrt in der Schlussnummer wieder, dieses Leitmotiv verschwindet auch dazwischen niemals.

Ist das ein Konzeptalbum?

Ein Konzeptalbum würde zu Alf Peherstorfer passen. In seinen Texten legt er gern literarische Fährten aus. Seine Refrains sind griffig, aber nicht so plakativ. Gerade wo die Wave-Dynamik am stärksten ist, lässt sein Text die Slogans der 80er weit hinter sich („Signale (Lady aus dem Orbit)“). Peherstorfer ist kein Shouter oder begnadeter Poser. Sein Idiom lässt weder den Österreicher noch den Wiener raushängen.

Vor Kurzem wurden Kommando Elefant von Stefan Redelsteiner unter die Fittiche genommen. Dessen letzte „Babys“ sind alle in Deutschland angekommen – man kann auf diesen Instinkt vertrauen. Jedenfalls wurden bestehende Qualitäten zurechtgebürstet und um einen schneidigen Gitarristen ergänzt, der sauber akzentuiert und soliert. Dank dieser rockigen Highlights kann sich Peherstorfer auf die subtile Poesie seiner Texte konzentrieren. Akustische Schlüsselreize liefert das Wave-Keyboard, die Grooves eine solide Punk-Rhythmusgruppe. Die Connaisseurs dürften mit den Songs und dem Album gewonnen werden, die breite Zielgruppe entscheidet sich wohl live.

Kommando Elefant „Herz und Anarchie“ © Las Vegas Records

„Herz und Anarchie“ von Kommando Elefant erscheint am 17. März 2017 bei Las Vegas Records. Am selben Tag findet auch die Album-Release-Show im Fluc in Wien statt.

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