Am Wochenende wird der Linzer Hummelhof zum Sound-Bad im wahrsten Sinne des Wortes. H:UMMMM lässt euch über wie unter Wasser in utopische Soundarchitekturen eintauchen, einen ganzen Tag lang.
Wie wäre es, in der Wellnessoase Hummelhof einen Tag lang die Seele baumeln lassen? Nicht aber um die Selbstsorge zugunsten einer boomenden Wellness-Industrie zu kultivieren, sondern um Konzerten, Installationen und Vorträgen zu lauschen. Das Linzer Kunstkollektiv qujOchÖ, das am Samstag das Mini-Festival H:UMMMM veranstaltet, bringt etwa den Österreicher Christian Fennesz in den Hummelhof. Fennesz hat mit seiner Musik, von Techno über Noise-Pop bis hin zu polyrhythmischen Ambient-Träumen, schon lange eine internationale Hörerschaft. Weiter wird es den jungen Linzer Ambient Musiker Abby Lee Tee zu hören geben, der mit seinem Album "by accident" auf offene Ohren bei Freunden origineller Klangwelten gestoßen ist. Den Diskurs fortspinnen werden die Kulturwissenschaftler/in Karin Harasser und Thomas Macho sowie der Britische Musikjournalist und Performer David Toop.
Dabei sieht das Raumkonzept durchaus vor, dass das Publikum genüsslich im Wasser lümmelt, während sie die Performer und Redner vom Beckenrand aus bespielen und besprechen und bespaßen. "Zutritt nur in Badekleidung. Bademantel und Flip-Flops von Vorteil." Nicht zuletzt der ganz praktische Zusammenfluss von Luft- und Flüssigkeitsschall soll dafür sorgen, hier einen wahrhaft utopischen Ort vom Charakter der Ganzkörper-Umspülung zu realisieren. "Im Dampfbad, versteckt in Gängen und Winkeln" sowie unter Wasser wird das gesamte Lautsprechersystem der Wellnessoase neu bespeist.
R:UMMMM – Rock’n‘ Roll
Eine Installation der Kuratoren könnte ein Highlight setzen. Ein Speedboot, mit einem V8-Motor von 350 PS ausgestattet, soll auf der Stelle im Pool rotieren, Wellen schlagen und so "puren Rock’n’Roll" erzeugen, so Andre Zogholy, einer der Künstler und Mitveranstalter. Die Arbeit heißt "without boats, dreams dry up". Als ‚highly fuled‘ könnte man auch die diskursiven Verknüpfungen des Titels der Arbeit und der Veranstaltung bezeichnen. Der Philosoph Michel Foucault steht etwa hinter dem Begriff der Heterotopie – des utopischen Ortes, der sich im Untertitel der Veranstaltung verbirgt. Er bezeichnet eigentlich das, was wir uns vom Club nur wünschen können, doch sich all zu oft dann doch nur in regulären Marktmechanismen bewegt. Er meint einen Ort, der eine eigene Ordnung mit eigenen Regeln schafft, einen Spielraum, indem er die konventionellen Ordnungssysteme der Gesellschaft teilweise bestreitet oder umwendet.
Gänzlich undiszipliniert
QujOchÖ ist ein Kunstkollektiv, das sich als "mannigfaltig, heterogen, untaggable und gänzlich undiszipliniert" charakterisiert. Es besteht lose aus einer ganzen Reihe von Künstlern und Wissenschaftlern, die ihre Werkstatt "quitch" an der Unteren Donaulänge in Linz haben. Es steht für den Zusammenfluss von Kunst, Leben und Wissenschaft, Ernst und Spiel, hier von Wellness, Sound und Diskurs. Denn das eigentliche Leben, das Spannende, Tiefe, Groteske, Absurde und Wahre spielt sich hinter oder zwischen den Abgrenzungen genannter Kategorien ab. Vielleicht kann man am Wochenende beobachten und fühlen, wie "die Mannigfaltigkeiten die Trennung von Bewußtsein und Unbewußtem, von Natur und Geschichte und von Körper und Seele überfluten" – so Deleuze und Guattari in "Tausend Plateaus".
Zum Reinhören – das FM4 Programm "Sumpf" führte erst am Sonntag in auditiv-assoziativer Weise durch die Wellness-Landschaft der Musik.
H:UMMMM am Samstag ab 15 Uhr in der Wellnessoase Hummelhof, Ramsauerstraße 12 in Linz. Es gelten die regulären Eintrittspreise der Wellnessoase Hummelhof sowie die Bade- und Wellnessordnung. Programm und mehr Infos hier.