I lit a match in Vienna

Für die Editors war es ein turbulentes letztes Jahr, Trennung von Gitarrist und Gründungsmitglied Chris Urbanowicz, zwei neue Bandmitglieder, Justin Lockey (Gitarre) und Elliott Williams (Keyboards), und Produktion eines neuen Albums in neuer Soundästhetik („The Weight Of Your Love“). Im Oktober war die runderneuerte Band das erste Mal in 5er-Formation live in Wien zu sehen, ein guter Anlass, um ein wenig mit Sänger Tom Smith und Bassist Russell Leetch zu plaudern.

Auf dem Album gibt es viele Lovesongs, auch viele melancholische und traurige Texte, trotzdem hat das Album einen positiveren Vibe als die Musik, die davor entstand.

Tom: Da stimme ich dir zu, in allen Songs geht es um Liebe, aber nicht unbedingt um die Liebe zwischen zwei Personen. Manche Nummern vermitteln eine positive Stimmung, so wie es Lovesongs im traditionellen Sinne ausdrücken, weniger düster als unsere früheren Lieder. Natürlich gibt es auch Songs über die Kehrseite von Liebe, über die zerstörerische Seite von Beziehungen. Aber insgesamt habe ich versucht, etwas direkter und offener zu schreiben.

Früher habe ich oft versucht, Dinge in den Texten zu verschleiern und es kryptisch zu machen, aber nun sind die Texte mehr auf den Punkt gebracht, auch dadurch verlieren die Songs etwas von ihrer Dunkelheit.

Auf einigen Songs auf dem neuen Album ist eine zweite Gesangsstimme zu hören, z.B. auf „Formaldehyde“, ist das Eliotts Stimme?

Tom: Ja, bei diesem Song hört man es am deutlichsten, da er eine eigene Textzeile singt. Aber er ist auf fast jedem Song zu hören, das gibt der Platte eine neue Klangfarbe. „Formaldehyde“ ist für mich momentan eines der Highlights der Show.

Ich habe kürzlich das Video zu „Formaldehyde“ gesehen, wie wichtig sind für euch Musikvideos und auch Plattencover heutzutage?

Russell: Wir legen Wert auf Cover-Artwork, es ist toll, wenn deine Musik auf diese Weise repräsentiert wird. Und Videos können immer noch eine Wirkung erzielen, wenn sie sich im Internet verbreiten, dazu braucht es kein MTV mehr.

Tom: Und es ist auch etwas, worüber geredet wird, was heutzutage wichtig ist, da es immer schwieriger wird, seine Musik ins Radio zu bekommen. Das gleiche gilt für CD-Cover, wobei für mich der schönste Moment ist, wenn die Platte auf Vinyl herauskommt, das ist großartig (lacht).

Was sind die positivsten und negativsten Dinge am Job des Musikers?

Russell: Es gibt viele positive und negative Dinge. Wenn wir auf Tour sind, tut es gut, mal eine Zeit lang weg vom Alltag zu sein, auf der anderen Seite kann das Touren auch sehr erschöpfend sein.

Tom: Es gibt uns immer noch einen Kick, eine gute Show zu performen. Wir spielen nun mehr Shows als früher, deswegen werden sie auch immer besser. Aber drei von uns in der Band haben bereits Kinder, und es wird immer härter, weg von ihnen zu sein.

Nehmt ihr manchmal eure Familien mit auf Tour?

Tom: Ja, manchmal kommen sie mit, wenn es sich ausgeht mit den Schulferien und so weiter. Es ist nicht einfach, aber wir sind uns bewusst, dass wir einige von wenigen Menschen sind, für die es möglich ist, Dinge aus Leidenschaft zu tun und davon leben zu können. Unsere Leben entsprechen nicht der Norm, wir sind sehr glücklich, tun zu können, was wir tun.

Würdest du dich heute als seine glücklichere Person bezeichnen?

Tom: Natürlich, ich bin ein glücklicher Mensch. Ich finde auch nicht, dass man unglücklich sein muss, um einen traurigen Song schreiben zu können. Diese ganze Geschichte des gepeinigten Künstlers, ich kenne kaum welche davon. Manchmal mag es schon so sein, aber zum Großteil ist es nicht der Fall. Die meisten großen Künstler haben eine gute Vorstellungsgabe. Natürlich sind die traurigen Songs eine Reflektion einiger meiner Gefühle, aber sie sind nicht Ich, es sind keine Tagebucheintragungen.

Gibt es irgendwelche anderen Jobs, die für euch vorstellbar wären? Und was habt ihr gemacht, bevor ihr Musiker wurdet?

Russell: Nicht wirklich. Ich habe in einem Callcenter gearbeitet, um meine Rechnungen zu bezahlen (lacht).

Tom: Alle Jobs, die ich getan habe, haben nur dazu gedient, um in einer Band spielen zu können. Das war immer das einzige, was ich mir für mich vorstellen konnte. Also wüsste ich nicht, was ich tun würde, wenn es nicht mehr so wäre. Ein beängstigender Gedanke, wenn ich darüber nachdenke.

Habt ihr vor, wieder mal einen Song mit Orchester zu machen, so wie „Nothing“ auf dem neuen Album?

Tom: Wir alle mögen den Song sehr, er ist einer unserer Favoriten. Wir waren immer schon Fans von Clint Mansell. Er kommt, so wie wir, auch aus Birmingham, hat mit Pop begonnen und ist dann zu einem Hollywood-Filmkomponisten aufgestiegen. Wir dachten, dass es toll wäre, wenn er uns ein Streicherarrangement machen würde.

Wir haben mit unserem Produzenten Jacquire King über Kompositionen wie „Eleanor Rigby“ gesprochen, und wie toll es wäre, in der Mitte eines Rockalbums eine Nummer zu haben, die nur auf Streichern und Stimme basiert. Dann haben wir den Song zu Clint geschickt und nun ist er zum Herzstück des Albums geworden. Wenn man als Band etwas das erste Mal macht, gibt einem das einen echten Kick.

Habt ihr einen Song, den ihr derzeit am liebsten live spielt?

Russell: Es ist interessant, wenn man ein Album herausbringt und dann beobachtet, wie sich manche Songs verändern, wenn man sie live spielt und wie die Leute auf sie reagieren. Bei „Eat Raw Meat“ zum Beispiel von unseren dritten Album reagierte das Publikum sehr gemischt darauf. Mittlerweile spielen wir die Nummer schon eine Weile und ist sie ist viel energetischer geworden. Das Publikum geht voll mit, ebenso wie bei „Formaldehyde“.

Eine Frage noch zu „A Ton Of Love“. In dem Song gibt es die Zeile, „I lit a match in Vienna tonight, it caused a fire in New York“. Hast du eine spezielle Verbindung zu Wien, oder war das nur Zufall?

Tom (lacht): Da gibt es keine bestimmte Verbindung. Ich wollte mit dem Song das Gefühl der Erregung einfangen, wenn junge Leute das erste Mal aufeinander treffen und man sich nicht um die Welt um einen herum schert, die jugendliche Leidenschaft und Energie, die gleichzeitig wundervoll wie auch egoistisch ist. Wien ist im Text eher zufällig entstanden, aber versteh mich nicht falsch, wir hatten ein paar tolle Zeiten und tolle Shows dort.

Euer aktuelles Album ist sehr abwechslungsreich, wisst ihr schon, welche Richtung ihr als nächstes einschlagen werdet?

Russell: Nicht wirklich, nicht bevor Tom anfängt, neue Songs zu schreiben. Erst dann sehen wir, in welche Richtung es gehen könnte. Aber wenn man in einer Band ist, werden die Songs erst mal zerlegt und in verschiedene Richtungen gezogen, bis es irgendwann passt.

Tom: Ich konnte noch nie auf Tour schreiben, ich werde Anfang des nächsten Jahres damit anfangen. Wir werden 2014 zwar auch touren, aber auch anfangen, am nächsten Album zu arbeiten. Wobei ich jetzt nicht sagen will, dass es nächstes Jahr erscheinen wird, denn es muss ja noch geschrieben werden (lacht).

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