I lit a match in Vienna

Für die Editors war es ein turbulentes letztes Jahr, Trennung von Gitarrist und Gründungsmitglied Chris Urbanowicz, zwei neue Bandmitglieder, Justin Lockey (Gitarre) und Elliott Williams (Keyboards), und Produktion eines neuen Albums in neuer Soundästhetik („The Weight Of Your Love“). Im Oktober war die runderneuerte Band das erste Mal in 5er-Formation live in Wien zu sehen, ein guter Anlass, um ein wenig mit Sänger Tom Smith und Bassist Russell Leetch zu plaudern.

Wie geht es euch in der neuen Besetzung, und hat sich eure Art zu arbeiten dadurch geändert?

Russell: Nach fast einem Jahr fühlt es sich gar nicht mehr so neu an, wir haben uns schon gut aneinander gewöhnt. Das erste Mal haben wir uns alle im Sommer 2012 getroffen, seither läuft es gut, wir haben ein Album zusammen gemacht, das verbindet. Wir hatten 2012 ein paar große Shows, wollten, nachdem wir uns von Chris getrennt haben, mehr Leute und musikalische Vielfalt auf die Bühne bringen.

Tom: Ich mag die neue Art der Zusammenarbeit im Studio, zwei neue Mitglieder bedeuten zwei neue Meinungen, was wir sehr willkommen heißen. Wir wollten keine Session-Musiker, sondern eine Erweiterung der Band. Ich habe festgestellt, dass sich durch die Neuformation auch Russell und Ed (Ed Lay, Schlagzeug, Anm.) geändert haben und mehr Inputs im Studio liefern.

Habt ihr die beiden davor schon gekannt?

Russell: Wir kannten Elliott, seine Band hatte bereits ein paar Shows mit uns gespielt, und Justin kannten wir gar nicht, er wurde uns durch unseren damaligen Produzenten Flood vorgestellt.

Tom: Wir hatten Glück, es hätte leicht auch nicht klappen können. Wir hatten keine Auditions, sie waren die ersten beiden Leute, mit denen wir es probiert haben und es hat funktioniert.

Ihr habt nun einen Gitarristen und einen Keyboarder, habt aber die Synthesizer deutlich reduziert. Warum habt ihr euch entschieden, diesmal ein organischeres Album zu machen?

Tom: Unser drittes Album war nahezu frei von Gitarren. Ziel war damals, ein tanzbares, düsteres, synthetisches Album zu machen. Danach, als wir mit Chris zusammen die ersten Songs für unser neues Album probten, haben wir uns dazu entschlossen, wieder Gitarren in unseren Sound zu integrieren, auch um uns nicht zu wiederholen. Die neuen Songs fühlten sich sehr direkt an und verlangten nach einem traditionelleren Arrangement. Doch das hat mit Chris nicht funktioniert, wir waren alle mit den Ergebnissen unzufrieden, auch Chris. Schließlich kamen wir zur Erkenntnis, dass wir vier einen Punkt erreicht haben, an dem wir keine gute Musik mehr zusammen kreieren können.

Russell, Ed und ich beschlossen, ohne Chris weiterzumachen, was eine wirklich harte Entscheidung war, doch keiner von uns wollte ein schlechtes Album herausbringen. Mit den beiden neuen Mitgliedern hat es dann gut funktioniert. Wir probierten die Songs in vielen verschiedenen Versionen, doch es ging immer mehr in Richtung traditioneller Rock. Das hat sich noch dadurch verstärkt, dass wir das Album in Nashville aufgenommen haben, einer Stadt, die bekannt ist für seine wundervollen akustischen Gitarren und Aufnahmestudios, und wir mit einem Produzenten arbeiteten, der auf Rockplatten spezialisiert ist.

Als du die ersten Songs für das neue Album geschrieben hast, gab es da eine Nummer, die herausgestochen und das ganze ins Rollen gebracht hat?

Tom: Wenn ich an die ersten Sessions mit Chris und Flood zurückdenke, war das einzige, das wirklich funktioniert hat „Sugar“. Das ist der einzige Song, der überlebt hat, zumindest die verzerrte Basslinie und der geradlinige Rock-Drumbeat.

Als ich „A Ton Of Love“ das erste mal hörte, erinnerte mich der Song an große Rockbands wie Simple Minds, U2 oder Pearl Jam, stören euch Vergleiche wie diese oder machen sie euch auch ein wenig stolz?

Russell: Die Liste wird immer größer, es hat mit Joy Division begonnen und ging weiter mit Bands, von denen wir noch nie davor gehört haben (beide lachen).

Tom: Es kommt darauf an, wie es ausgedrückt wird, manche Kritiker lehnen uns ab, weil wir zu sehr nach dieser oder jener Band klingen. Natürlich ist es fein, zu hören, wenn jemandem einer unserer Songs gefällt und dieser ihn an die von dir genannten Bands erinnert. Es war nie unser Vorhaben, etwas zu tun, das zu 100% neu ist. Wir glauben an die Kraft der Songs, nicht unbedingt an die Originalität von Musik, was man heutzutage sowieso kaum mehr hört. Und der Song „A Ton Of Love“ im Speziellen versucht dieses recht simple, „in-your-face“ Rock-Statement zu repräsentieren, in Tradition großer Rockbands wie Echo & The Bunnymen oder R.E.M. Es passiert immer wieder, dass wir sehr unterschiedliche Kritiken bekommen, heute eine großartige, morgen ein totaler Verriss, beide von veritablen Musikkritikern. Wir haben gelernt, die beschissenen Kritiken herauszufiltern, und ich denke, wir wären nicht mehr hier, wenn wir nur ein Plagiat wären.

Russell: Der Medienzirkus ist eine eigene, seltsame Welt, in der entschieden wird, welche Bands gehypt werden und welche nicht.

Tom: Speziell in Großbritannien, dort ist die Musikpresse so darauf fixiert, was neu ist, und wir sind nunmal nicht mehr neu.

Tom, wenn du Songs schreibst, geht dein Fokus mehr in Richtung Musik oder Text?

Tom: Für mich steht beides Seite an Seite. Manche Bands nehmen die Texte zu ernst. Wenn die Worte wichtiger zu sein scheinen als der Song selbst, tue ich mir schwer damit. Wenn ich selbst schreibe, mache ich beides gleichzeitig. Oft habe ich eine Text-Phrase, die stark genug erscheint, um darauf aufbauen zu können und sie in eine Melodie einzubinden. Danach kommt der Song und der Rest des Textes Hand in Hand.

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