„Ich bin da ziemlich allein“

Roland Waldner gehört einer raren Spezies an: er ist ein Kärntner Kreativer. Und bei seinem Arbeitgeber unter anderem für "FUN" zuständig. Im Interview erklärt er, warum Kärnten in Sachen Innovation nicht links liegen gelassen werden sollte.

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Mit zwölf genannten Personen, bildet Kärnten in der Kreativwirtschafts-Studie "Networks & Identity" der Creativwirtschaft Austria das Schlusslicht in Österreich. Wir sprachen mit Roland Waldner, einem der Klagenfurter Vertreter der Branche.

Ihre Job-Bezeichnung bei Philips ist "Improvement Management & FUNction Development Competence Team Leader" – was kann man sich darunter vorstellen?

Ich bin dafür zuständig, die Abläufe zu verbessern, mehr Kreativität und neue Methoden zu implementieren. Das betrifft praktisch alles, wenn es darum geht, das Unternehmen kontinuierlich zu verbessern – aber der Schwerpunkt liegt im bereich des Innovationsmanagements. Früher hatten diese Aufgabe andere Personen zusätzlich zu ihrem Job über, aber das geht sich natürlich zeitlich schwer aus und deswegen gibt es nun einzelne Personen, die dafür zuständig sind. Bis Ende 2009 hatten wir auch eine Gruppe mit Namen „FUNction Development“, deren Kernaufgaben in der Vorentwicklung von Produkten und ProduktFUNktionen lag. Es war eine buntgemischte Gruppe bestehend aus Medizintechnikern, Maschinenbauern, Verfahrenstechnikern etc. – oder anders gesagt: FUNction Development bestand aus einer Vielzahl von professionellen Erfindern! Durch eine Organisationsänderung wurde die Gruppe zwar aufgelöst – es ist aber noch ein Competence Team beibehalten worden und ich habe das Glück, somit noch immer mit den besten Erfindern dieses Universums zusammenzuarbeiten!

Sie halten seit einigen Jahren Vorträge in der Kärntner Kreativ-Szene. Wie würden sie diese beschreiben?

Die ist nicht vorhanden – ich bin da ziemlich allein. Oder sie ist so gut getarnt, das sie nicht auffällt und mir nicht bekannt ist. Wie auch immer! Dabei bin ich selbst nicht Designer, Grafiker oder in einem der anderen klassischen Bereiche, die man damit verbindet, tätig, sondern arbeite mit diesen zusammen. Das kommt aus meinen Job, ich habe immer versucht Techniker und andere Leute zusammenzubringen. Schon seit 15 Jahren beschäftige ich mich mit Innovation und Kreativität. Als ausgebildeter Kunststofftechniker habe ich bei PHILIPS Consumer Lifestyle in Klagenfurt begonnen – dort konnten die Maschinenbauer und Elektrotechniker zu Beginn aber wenig mit mir als Kunststofftechniker anfangen. Deswegen haben sie dann begonnen, mich damit zu beauftragen Ideengenerierungsprozesse zu leiten, Kreativitätstechniken zu moderieren und mich um das Thema Innovation zu kümmern. Seit einigen Jahren unterrichte ich auch an der Uni in Klagenfurt (und als Gastvortragender an der TU-Graz) die Anwendung von Kreativitätstechniken und Innovationsmanagement im allgemeinen… mit der TU-Graz in Zuge der Product-Innovation-Projects oder der HTL Ferlach , besonders deren Industrial Design-Lehrgang, arbeite ich regelmäßig zusammen.

Als Mitarbeiter von Philips sind Sie auch Auftraggeber, verändert das den Blickwinkel?

Wir sind sehr viel Auftraggeber, weil wir vieles nicht selber im Unternehmen tun können. Wir haben ca. 350 Leute hier am Standort Klagenfurt, die im Jahr an 80 bis 100 Innovations-Projekten arbeiten, da müssen wir viele Spezialleistungen von außen holen. Mit Open Innovation haben wir ein Programm, das es uns ermöglicht, die Teamgrößen zu skalieren und mit Schulen und anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Ich finde das sehr wichtig, weil man sehr viel mitbekommt und sich der Blickwinkel dadurch immer wieder verändert. Ein Beispiel: Wir sind hier in Kärnten weltweit etwa für die Entwicklung und teilweise Produktion bestimmter Geräte (wie beispielsweise Epilatoren zum Enthaaren) zuständig. Vor einiger Zeit habe ich einen Workshop mit Studenten gemacht, wie die Haarschneider ihrer Wahl aussehen würden. Da waren viele Ideen und Details dabei, die heute noch nicht umsetzbar sind, aber sie waren wichtig als Ideengeber und Quelle der Inspiration.

Sie sind Inhaber von Patenten zur b>Depilation. Wie ist es dazu gekommen?

Ich bin oder besser war bei Philips als FUNktionsentwickler also als „professioneller Erfinder“ tätig und neue Produkte zu entwickeln sind mein tägliches Geschäft. Von uns, d.h. allen Mitarbeitern von PHILIPS Consumer Lifestyle aber besonders von den FUNktionsentwicklern und -innen, werden pro Jahr durchschnittlich 40-60 Erfindungsvorschläge beim Patentamt eingereicht.

Was wünschen sie sich als Vertreter der Kreativen Klasse in Kärnten von den bundesweiten Verbänden und Initiativen?

Man sollte Kärnten nicht links liegen lassen. Kärnten bekommt nur Aufmerksamkeit, wenn es um Politik oder Politiker geht – das ist zu wenig. Wir haben gute Verbindungen zur Steiermark – wo wir mit Universitäten, dem Campus und anderen Unternehmen zusammenarbeiten. Man könnte und sollte sicher mehr aus den vorhandenen Dingen machen – es ist zum Beispiel sicher schöner am Wörthersee Produkte zu entwickeln als in einem Büro in einer großen Stadt – finde ich auf jeden Fall! Als Inspiration ist es wichtig auch Großstädte zu besuchen – aber Kreativität benötigt Freiraum, Sauerstoff, Offenheit, …! Und „Kreatives Kärnten“ klingt ja schon einmal sehr gut – wir müssen es nur zum Leben erwecken – die Landschaft wäre ja schon da, der Rest muss noch gestaltet werden! Denn „Innovation ist ein wichtiger Teil unseres Schicksals“ – und „Kreativität muss daher unsere Leidenschaft“ werden!

Gibt es in ihrem Umfeld Verbindungen über die österreichischen Staatsgrenzen hinaus?

Ich bin in einem global agierenden Konzern – da ist das für mich nicht schwierig. Von der HTL Ferlach weiß ich beispielsweise, dass sie Partnerschaften mit Instituten oder Schulen in Italien und Slowenien haben.

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