Der Prater, der Wiener liebste Spielwiese, feiert heuer das ganze Jahr seinen 250. Geburtstag. Wir feiern mit. Mit Langos, Watschenmann und 10 Liedern über den Wiener Prater.
Wie schön wäre Wien ohne Wiener? Wie schön wäre Wien ohne den Prater? Die erste Frage wurde musikalisch aufbereitet und mit der Schönheit einer schlafenden Frau verglichen, sprich: Sehr schön. Ohne den Prater sähe es schon ganz anders aus. Wie kaum eine Attraktion in einer anderen Stadt steht der Prater – insbesondere natürlich der Wurstelprater – selbstredend für einen Traum, der in Anlehnung an den amerikanischen, als Austrian Dream und dessen eigene Absurdität verstanden werden kann.
Ein Ort, an dem sich die Schattenseiten des Wien-Seins noch schattenseitiger anfühlen, zwischen Perspektiv(losigkeits)straße, wo Damen ihre Dienste anbieten, und Plätzen der Schattenwirtschaft, an denen sich Figuren aus »Trautmann« goldene Nasen und Schüsse abholen.
Dann ist da auch noch der romantisierte Prater, inszeniert als typisch Wienerisch, für »g’scheade« Kinder ein Rummel- und Rammelplatz auf ihren Schullandwochen in der Hauptstadt. Dorthin gehen sie immer und üben für ihre kleinen lokalen Jahrmärkte, indem sie untereinander matchen, wer länger im Tagada in der Mitte stehen kann.
Dieser Prater, dessen Achterbahnen, Riesenräder und (auch optisch persönliche) Gruselkabinette als Postkartenidylle für Touristen und Moritatenliebhaber Pate stehen, wird heuer 250 Jahre alt. Joseph II., der erste Sohnemann Maria Theresias, öffnete voller Gnaden 1766 das Areal im heutigen 2. Bezirk für das Volk. Mit der Mischung aus oben Beschriebenen, aus Drama und Komödie, hat sich der Prater tief in der österreichischen und wienerischen Alltagskultur verankert und wurde natürlich auch in musikalischer Form in das heimischen Kulturverständnis geimpft. Etwa hier:
1. Ludwig Hirsch – Die Omama (1978)
Großmütter sind die schrecklichsten Menschen der Welt, das gilt vor allem für Oststeirer und Exil-Wiener. Kein Wunder, dass sich der Ich-Erzähler wünscht: »Lieb’ Jesukind, lass d’ Oma doch verrecken«. Dem Führer, Volk und Vaterland ist die alte Schastrommel ewig treu geblieben, das Mutterkreuz wird am Herzen getragen. Da braucht es den Prater und das heute noch existierende Sturmboot, um das Unding aus dem Leben zu befördern. »Pfiati Gott, mach’s drüben besser!«
2. Molden Resetarits Soyka Wirth – Rudschduam (2014)
Die Inszenierung als böse Prater-Strizzis, mit Willi Resetarits als urwienerischer Unterwelt-King mit ikonischen Koteletten, als »Nazl-Onkl«, wenn man so will, zeugt von der Anziehungskraft des dunklen Praters, wo hinter jeder Ecke das Verderben und Abzocke, gar psychische Einschüchterung lauern. Musikalisch geht’s darum, dass der Prater trotz all seiner Verfehlungen – etwa sind die halben Fahrgeschäfte hinig und »er red’t mehr als was er kann« – immer noch eines ist: Ein Sehnsuchtsort.
3. Money Boy – An diesem einen Tag am Rummelplatz (2012)
Ugg-Boots und Leggings: Der Boi hat Geschmack, der Boi hat ein Herz. Die herzzerreißende Story einer kranken Freundin, die an diesem einen Tag am Rummelplatz so übertrieben sexy an war. Ja, so ein Herbsttag im Prater – obwohl er es nicht explizit erwähnt, spielt das Video im Wurstelprater – kann schon romantisch sein, mit den Blättern, die am Asphalt herumlagen, aber diese eine Nachricht bricht sein Herz. #sad an diesem einen Tag am Rummelplatz.
4. Der Nino aus Wien – Praterlied (2016)
Ein Stück so gut, fast zu gut, um wahr zu sein. Der Herr Mandl erzählt quasi von seinem Leben, stellt den Prater in den Mittelpunkt, fokussiert sich aber vor allem auf die unmittelbare Umgebung: Auf den Praterstern, auf das Cafè Dezentral – das sich ja mittlerweile zum Café Central des »neuen Austropop« gemausert hat – und den zweiten Bezirk im Allgemeinen. Mit der Erkenntnis: »Der Wurstelprater in der Nacht ist viel mehr als du glaubst. Da kommst auf manches drauf.« Stimmt.
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