Ich geh’ jeden Tag in den Prater

Der Prater, der Wiener liebste Spielwiese, feiert heuer das ganze Jahr seinen 250. Geburtstag. Wir feiern mit. Mit Langos, Watschenmann und 10 Liedern über den Wiener Prater.

5. Peter Cornelius – Calafati (1984)

Der Peda packt die 80er aus. Zur Hauptfigur wird der Calafati, eine alt-chinesische Figur, die dem Wurstelprater so eigen ist, wie sonst nur der Watschenmann und dessen armdrückende neue Version. Cornelius dreht sich bei der Angebeteten wie ebenjene riesige chinesische Statue, die man bereits ab 1854 auf einem Ringelspiel sehen konnte – so war etwa alleine der Zopf von 1932-45 elf Meter lang – und heute am Praterasphalt steht.

6. Misthaufen – Im Prata (1975)

Leider aus dem kollektiven Gedächtnis der popkulturellen Verdrängungskultur nahezu ausgelöscht ist die Gruppe im Alf Kraulitz, die ihren nachhaltigen Beitrag zur österreichischen Popgeschichtsschreibung nicht etwa durch diese Nummer – »Jedes Stand’l a Schuss, jeder Treffer a Kuss!« – oder das noch besser rezipierte Musical »Schabernack« erlangten, sondern mit dem Aufruf zur Besetzung der Arena nach einem dortigen Konzert 1976 einen wichtigen Raum der heimischen Gegenkultur bis heute ermöglichte. Eindringliche Auseinandersetzung mit Misthaufen ist durchaus erwünscht.

7. Ken Hayakawa – Wien bei Nacht (2011)

Ist ein Cover, schon klar. Aber besonders bei Hayakawa kommt – auch aufgrund des abgespeckten Textes – die Zeile »Achten Sie nicht auf das Riesenrad, so etwas lenkt sie nur ab. Wie es sich oft schon erwiesen hat, wird Ihre Zeit viel zu knapp« besonders rüber. Am Weg in die alte Pratersauna oder den anderen popkulturell hochwertigen Lokalen im 2. Bezirk, ertappt man sich dennoch öfters, sich dem Schein des Riesenrads und dem Klimbim der Fahrgeschäft nicht entziehen zu können.

8. Udo Jürgens – Wien (1979)

Auf der Hochphase seiner langsamen Poesie, schenkt Uns Udo der Hauptstadt eine Hymne der Einsamkeit, wo ein Stadtausflug – eigentlich ähnlich wie bei »Before Sunrise« – früher oder später im Prater endet, wenn spätnachts vom scheinbaren Glanz nichts mehr bleibt, »und die, die jetzt nicht wissen, wo sie hingehören, sind einsamer denn je.« Passt ganz gut zum Prater, nachdem die Lichter ausgegangen sind.

9. Tom Pettings Hertzattacken – Bis zum Himalaya (1983)

Zugegeben: In dem Stück geht’s nur sehr peripher um den Prater, als Teil der Aufzählung, wohin Eberhard Forcher mit seiner Liebsten gehen würde: Bis zum Himalaya, ins Burgenland, in die Sauna, zum Tschauner, ins kleine Café und eben auch in den Prater. Aber: Die Band performt im Video auf etwas, das dem Tagada sehr ähnlich ist. Außerdem zeigt das Video: Die Achtziger waren in Österreich wohl noch peinlicher als im Rest der Welt.

10. Krixi, Kraxi und die Kroxn – Hallo (2011)

Es gibt kein besseres, schöneres und wichtigeres Lied über den Wiener Prater. Was Mandl und Ofenböck da hinlegen, ist ein Ohrwurm für die Ewigkeit, von Leuten ohne Geschmack als »ambivalent« bezeichnet, von Opinion Leadern für grandios befunden. «Hallo meine Beste, red’ nicht blöd daher!«. Und mal ehrlich: Wer jeden Tag in den Prater geht, braucht auch keinen Psychiater mehr. Weil dann bist du sowieso austherapiert, da kann man sowieso nichts mehr machen.

Und die Moral von der G’schicht? Geht mal wieder in den Prater! Oder traut ihr euch nicht?

Bild(er) © wienerriesenrad.com
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