Auf dem IKT-Konvent in der WKO wurden Strategien vorgestellt, Internet- und Kommunikationstechnologien in Österreich voran zu treiben. Es wurde viel über Innovation in der Kommunikation gesprochen, die Kommunikation mit den Innovativen selbst aber blieb aus…
Vom Klassenzimmer bis zum Coworking-Space, von Bankomaten bis Online-Banking, ohne Netz geht nichts. Und das muss in Zukunft in Österreich schneller werden, innovativer genutzt und Kommunikationstechnologien müssen stärker gefördert werden. Das geht nicht ohne politische Grundsteinlegungen – vom obligatorischen EDV-Kurs für Lehrer bis zur Anpassung staatlicher Förderungen an derzeitige Herausforderungen innovativer Start-up-Unternehmen. Derzeit sieht sich Österreich in Sachen Innovationen aus der Informations- und Kommunikationstechnik-Branche (IKT) im globalen Vergleich noch stark im Verzug auf Platz 19.
Am 28. Juni 2013 fand in der WKO der jährliche IKT-Konvent statt – heuer zum zweiten Mal. Die „Internetoffensive Österreich“ versteht sich als Stakeholder der Wirtschaftsbranche und ist – neben dem „Kompetenzzentrum Internetgesellschaft“ (KIG) – als beratendes Organ eingesetzt, Österreichs IKT-Branche voran zu treiben. Wichtige Regierungsmitglieder, wie der Vizekanzler Michael Spindelegger und Staatssekretäar Josef Ostermayer waren vor Ort, außerdem Präsident der „Internetoffensive Österreich“ Rudolf Kemler sowie Stellvertreter und Chef der Telekom Austria Hannes Ametsreiter. In den letzten zwei Jahren wurde gemeinsam die IKT-Strategie entwickelt. Auf dem Konvent präsentierten sie Ihre Ergebnisse und Pläne für die Zukunft und diskutierten auch mit führenden Personen der IT-Wirtschaftsbranchen, wie „3“-Chef Jan Trionow.
Ziele der IKT-Strategie sind es z.B., Mobilität im und durch das Netz (Apps, Cluster, Home Office und Remote Learning) sowie Medienkompetenzen zu fördern, aber auch durch IKT das Gesundheitswesen zu verbessern und rationalisieren sowie die bessere Koordinierung von IKT-Politik und Umsetzung und Einbeziehung von Forschungsergebnissen über die Branche. Immerhin arbeiten rund 90.000 Menschen in dem Sektor, der zudem im Wachstum steht.
Konkrete Ergebnisse konnten aus dem seit 2008 laufenden Vorhaben noch nicht gezogen werden – der Prozess sei langwierig und schwierig. Als Erfolgsmodell wurde das Projekt E-Government – der gemeinsame Webauftritt der Bundesverwaltung und der Kantonsregierungen vorgestellt. Österreichs Regierung sei damit Spitzenreiter im europäischen Vergleich mit bereits neun Millionen Nutzern von digitalen Anträgen über diesen Service. Per Bürgerkarte und Handysignaturen sollen diese, so Staatssekretär Josef Ostermayer, noch weiter ausgebaut werden.
Von Seiten der Regierung beklagt und Seiten der Unternehmer kritisiert wurden die sinkenden Umsätze der Mobilfunk- und Handyanbieter – die wohl die wichtigste Rolle im IKT-Sektor besetzen; während die Umsätze der Anbieter in den USA und Asien wachen. Dies mag in erster Linie damit zusammenhängen, dass der Konkurrenzdruck zu stark ist. Sind es in den USA und Asien gerade mal drei oder vier Anbieter, gibt es in Europa über 100. Jan Trionow, Chef von Hutchison Drei Austria, sieht aber auch große Hürden von der Regierung selbst kommen. „Steine in den Weg rollen und abkassieren“, so seine provokante Einschätzung. Als ein Beispiel nannte er die „Papierregelung“, nach der Mobilfunkanbieter heuer auch Rechnungen per Post ausstellen müssten – und dies nun neben der kostenlosen digitalen Rechnung. Bei so kleinen Flatrate-Preisen der Anbieter in Österreich sei dies ein immenser Verlust. Auch Hannes Ametsreiter kritisierte solche Fehlentscheidungen stark. Ungünstige politische Regelungen könnten die Branche schnell einmal Millionen kosten.
Aber gegenseitige Schuldzuweisungen kosten Zeit und auch viel Geld. Die größten Herausforderungen sehen Regierung und Initiativen darin, Österreichs IKT-Sektor neben der wachsenden Konkurrenz auf die Überholspur zu manövrieren, wozu nun v.a. Entscheidungsträger – Regierungen wie Wirtschaftsführungspositionen zusammen gezogen werden müssten; denn auch hier gilt: Vernetzung ist alles. Aber auch freie Unternehmer spielten eine wichtige Rolle in diesem Diskurs – es mangele in Österreich an Investoren für innovative Projekte und Produkte.
Nur, eben diese innovativen Projekte und freien Investoren fanden auf dem Konvent noch keine Stimme und kein Podium. Als späten, aber wichtigen Schritt in die richtige Richtung fasst Martin Drexler viele der Beiträge der Regierungsmitglieder auf. Laut dem Medienprofessor und erfolgreichenVeranstalter des Österreich-Ablegers der„SIME“-Konferenz findet Innovation in dem Sektor in Österreich derzeit einzig in den durchaus quirligen Co-Working-Spaces statt; da wo die durchaus ernstzunehmenden Start-up-Unternehmen sitzen, die den Medienstandort Wien ausmachen. Und er fragt: „Warum werden hier nicht z.B. ein Daniel Mattes bzw. ein Roman Scharf, ehemals Co-Founder von Jajah und bisher einzig erfolgreiche österreichische Entrepreneure von „Silicon Valley“-Format, zu Rate gezogen?! Wo sind die jungen Start-up-Unternehmer/innen, auf denen die Zukunft der Branche liegt, hier direkt vertreten?" Denn dies war hier – für alle „digital professionals“ ersichtlich – definitiv ein großes Manko, das es noch aus zu gleichen gilt.
Auch Harald Leitenmüller, leitender Ingenieur bei Microsoft Österreich und im Vorstand der Internetoffensive, findet, Österreich „müsse es schaffen, für unsere Talente/Startups und besonders für Entrepreneure international sichtbare Bühnen zu bauen“ und würde „es begrüßen, wenn sich in Österreich eine Plattform, wie die SIME etabliert, um an die globale Szene anzudocken.“