Die Vienna Art Week vom 18. bis 24. November rückt mit dem Titel „Projecting Worlds“ den Dialog zwischen Künstler und Betrachter in den Vordergrund; Identifikation, Nähe und sich Zeit nehmen …
Mit welchem Künstler wir uns identifizieren und welches Kunstwerk unsere Zeit verdient, kann als Ausdruck eigener, individueller Welten gedeutet werden. Auf der Vienna Art Week soll es um den Dialog zwischen diesen gehen – der des Künstlers und des Betrachters, zwischen der Kunst und dem Zeitgeschehen; denn der künstlerische Ausdruck sei identitätsstiftend. Ist der Künstler Vorbild, uns erfahrungsbedingt einfach nahe oder gar Antiheld? Ist Kunst das „Andere“, nicht-Alltägliche, das Echte oder nur ein Diskurs neben vielen anderen? Im Auge des Betrachters, im „Bannstrahl der Kunst“ (Jonathan Meese), die „Aura“ eines Kunstwerks (Walter Benjamin) – so verschieden sind Konzepte, wie Kunst wirken und gedeihen kann und was sie uns dadurch zu geben vermag.
28 Museen bilden das Art Cluster, die das Festival kuratieren. Hinzu kommen über 100 Ateliers, spezielle Projekte in Off Spaces und temporäre Künstlerinitiativen. Die Liste ist lang, beinah unüberschaubar – da bieten sich unzählige Möglichkeiten, dem Thema so oder so auf die Spur zu kommen. Vorträge, Ausstellungsführungen, Kuratorengespräche und Studio Visits geben die Möglichkeit, großen wie kleineren temporären Ausstellungen der Wiener Museen, Werken und Künstlern näher zu kommen, sich anders zu identifizieren, mit zu diskutieren und hinter sonst verschlossene Türen und verborgene Gedanken zu schauen.
Die Kunst der Entschleunigung
Die Fülle des Festivals soll aber keineswegs zur Hetzjagt werden, im Gegenteil: Kunst als „Katalyse“ ist ein weiterer Aspekt des kuratorischen Konzeptes – Kunst als Katalysator der Entschleunigung. Zeit, ein Kunstwerk zu betrachten, eine künstlerische Darstellung dauern zu lassen und komplexe Gedanken dahinter zu verstehen, wird v.a. heute zum Schlüsselmoment oder Hindernis dafür, wie und von wem ein Kunstwerk aufgenommen wird.
Besonders in Wien ist Kunst einem breiten Publikum kostengünstig, oft sogar kostenlos zugänglich, aber wie? Haben wir die Zeit, als nicht „Professionelle“, uns mit einzelnen Werken ausreichend auseinander zu setzen? Die Popularität der Performance, Installation und einzelner Künstlerpersönlichkeiten, die sofort „etwas darstellen“, wie Meese, Richter, Rauch etc., zeigen: da ist eine Sehnsucht nach und in der Kunst. Sie kann ein Empfinden des Jetzt einstellen. Zum anderen braucht Kunst dazu eine starke wie zugängliche Schlüsselerfahrung. Zur Vienna Art Week kann uns bewusst werden, wie ein sich Einlassen auf Kunst und ihre Narrative eine Verbindung zum Künstler schafft und Entschleunigung gegen die Reizüberflutung unserer Zeit stellt.
Open Studio Day
„Kunst hautnah erleben“ – so das Motto des „Open Studio Day“ zur Vienna Art Week am 23. November, wo rund 100 Ateliers Wiener Künstler zum Besuch einladen. Das Motte klingt doch etwas naiv und verstaubt – als stellte sich das „hautnah“-Erlebnis einfach ein wie bei einer Achterbahnfahrt. Das Konzept ist gut, aber auch schwer zu realisieren. Wer wirklich eintauchen, Identifikation und Entschleunigung erleben will, sollte sich sein individuelles Programm zusammen stellen. Die Vienna Art Week bietet dazu jede Chance.
vom 18. bis 24. November in diversen Locations
Open Studio Day am 23. November in diversen Locations