Instagram ist auch irgendwie Kunst

Ja, dass Instagram auch irgendwie Kunst ist, zeigt bald eine Ausstellung im West46. Eine namhafte Userin hat uns erklärt, wie man zu einer solchen wird und nebenbei auch noch Kampagnen für großen Firmen realisiert.

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Das unverfälschte, allerhöchstens gefilterte Straßenleben konnte man bisher nur am Smartphone erleben. Dass das nicht so bleiben muss, beweisen die Instagramers Vienna mit ihrer mittlerweile zweiten Ausstellung, die den schönen Titel "Streetlife" trägt. Im West46, dem Raum für Fotografie in der Westbahnstraße, kann man bald im Rahmen der "#VIE02 Vienna Instagram Exhibition" Auszüge aus den Feeds junger Instakünstler begutachten, die alles knipsen, was ihnen so vor die geliebte Handykamera-Linse hüpft. Im Fokus steht das mit Hashtags versehene Leben in Wien und Berlin, sowie die Straßenkultur auf Reisen nach Athen, Brüssel oder Miami. Bis zur Eröffnung bekommt ihr hier ein paar Appetizer.

Und während ihr noch euren gemischten Salat durch einen Vintage-Filter fetzt und mit "#foodporn" taggt, wickelt so manch anderer Deals mit Smart und LG ab: Lady Venom aus Wien befindet sich unter den sechs ausstellenden Fotokünstlern und ist eine waschechte Instagramer Größe. Ja, dieser Begriff existiert. Da mussten wir mal genauer nachhaken und haben Marion Vicenta Payr, so ihr Real Life-Username, im Interview (oder Instaview?) zu ihrem Schaffen und diesem ominösen Titel befragt.

Du bist also eine "Instagramer Größe". Wie zur Hölle wird man bitte eine "Instagramer Größe"?

Haha, naja also ich fühle mich zwar nicht wie eine "Größe", aber ich hab dennoch eines von Österreichs "größten" Instagram-Profilen. Die vielen Follower habe ich, weil Instagram mich irgendwann im Jahr 2012 zu einem sogenannten "Suggested User" gemacht hat. So wird mein Profil neuen Usern direkt nach ihrer Registrierung vorgeschlagen. (Wie man da ausgewählt wird, bleibt übrigens rätselhaft.)

Was ist das für ein Gefühl, wenn die eigenen Instagram-Fotos plötzlich in einer Ausstellung hängen?

Das weiß ich jetzt selbst noch nicht so genau, aber es wird sich wohl erst mal ganz komisch anfühlen – vor allem weil man seine Bilder selbst ja immer sehr kritisch betrachtet.

Ist man als Fotografiekünstlerin auf so einer Plattform nicht in irgendeiner Weise eingeschränkt?

Wahrscheinlich ist man als professioneller Fotograf oder Fotografin ziemlich eingeschränkt, aber für mich hat die Leidenschaft zur Fotografie ja erst mit Instagram und meinem ersten iPhone begonnen! Trotzdem entwickelt man im Laufe der Zeit Sehnsüchte nach mehr Bildauflösung oder anderen Formaten als dem Quadratischen – aber dafür gibt es ja auch Lösungen (ich hab jetzt zum Beispiel etwa ein halbes Jahr nur im 16×9 Format gepostet).

Hast du denn einen Lieblingsfilter?

#nofilter! 🙂 Im Ernst: Instagram-Filter sind irgendwann nur mehr Augenlangeweile. Dann beginnt man so wie ich Dutzende Fotobearbeitungs-Apps runterzuladen und hier zu experimentieren.

Was hat es eigentlich mit diesem giftigen Usernamen auf sich?

Ich hatte eine massive HipHop-Phase als Jugendliche. "Lady Venom" ist der Titel von einem meiner damaligen Lieblingslieder von "Swollen Members". Im Video zum Song kommt eine Frau mit Skorpion-Stachel vor – damals ein perfektes Identifikations-Symbol für mich. Und dann hab ich viel Counter Strike gespielt (auch so eine Geschichte, die man mir nicht so wirklich glaubt) unter diesem Usernamen. Irgendwann bleibt er dann picken, dieser "Name". Rückblickend betrachtet hätte ich lieber etwas "Netteres" auswählen sollen.

Worum geht’s für dich beim perfekten Insta-Pic?

Dazu nur ein Stichwort: Synapsenfeuerwerk. Ein Bild muss einfach etwas im Kopf auslösen – sei es Emotion, Staunen, Ungläubigkeit, Verwirrung. Oder auch Harmonie, kurze völlige Achtsamkeit.

Bestes Foto das du je geschossen hast?

Das ist mal eine unbeantwortbare Frage. Aber ich schätze ihr wollt jetzt ein Foto sehen – hier eines, das ich sehr gern mag und das gegen Winterdepressionen hilft: Klick.

Du kooperierst mittlerweile sogar mit großen Firmen wie LG oder Smart. Klingt spannend, tell me more!

Unternehmen erkennen nach und nach das Potential von visueller Kommunikation über Social Media-Kanäle und auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Influencern auf Instagram. Die Firmen erhoffen sich dadurch neben der generierten Reichweite auch die emotionale Aufladung ihres Markenkerns oder wollen ganz einfach ihre Unternehmens-Seite auf Instagram beleben oder User Generated Content kreieren. Die Motivationen sind ganz unterschiedlich.

Daher können solche Kooperationen auch ganz unterschiedlich laufen – vom simplen Produkttest über Gewinnspiel-Kooperationen bis zur richtigen Multichannel-Kampagne. Bei LG habe ich zum Beispiel den Pocket Photo getestet und die entstandene Fotos auf Instagram gepostet, LG hat die Story dann auf ihrer Facebook-Seite verwertet. Für größere Kampagnen wie die #smartchristmas Kampagne letzten Winter gab es ein Briefing, danach wurde ein detailliertes Konzept abgestimmt und dann hat erst das Shooting stattgefunden. Smart hatte weltweit fünf Instagramer ausgewählt die diese Kampagne fotografiert und auf ihren Seiten geteilt haben. Die entstandenen Fotos wurden dann auch auf einer eigenen Kampagnen-Microsite von Smart präsentiert und konnten von Usern auch als e-Card verschickt werden.

Wichtig ist mir bei solchen Kooperationen immer, dass ich mich mit den Unternehmen identifizieren kann und vor allem auch, dass die entstandenen Fotos zu meiner Ästhetik passen und auch einen künstlerischen Anspruch haben. Im Idealfall wird so aus einer kommerziellen Kooperation auch ein kreativ ansprechendes Fotoprojekt für mich. Und trotzdem deklariere ich jeden Beitrag, der aus solch einer Kooperation entsteht, deutlich als "sponsored post". Diese Transparenz ist mir wichtig und bin ich meinen Followern auch schuldig.

Was war das Verrückteste, das du je gemacht hast um ein Foto zu bekommen?

Ach, keine allzu wilden Geschichten. Muss jetzt endlich mal eine gefütterte Babygiraffe fotografieren. Mindestens.

Erlebt man als bekannter Instagramer irgendwelche Vorteile?

Ja, The Gap interviewt mich!

Freust du dich auch schon so auf die Ausstellung wie wir?

Wie sehr freut ihr euch denn? Ich freu mich ziemlich sehr. Also ja, schon.

Können wir Freunde werden?

Im "echten" Leben? Auch möglich.

Yay!

„#VIE02 Vienna Instagram Exhibition Streetlife“ findet vom 20. Februar bis zum 6. März im West46, Westbahnstraße 46, 1070 Wien, statt. Öffnungszeiten: 
Di – Mi 16 bis 19 Uhr, Do – Fr 16 bis 21 Uhr, Sa – So 14 bis 19 Uhr.

Lady Venom auf Instagram und Facebook

Bild(er) © Lady Venom / Instagramers Vienna
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