Internet-Radio mit Wiener Flair: Vienna Radio One

Vienna Radio One ist ein neues, werbefreies Webradio, das aus einem Kunstprojekt entstanden ist. Interessant könnte das für all jene sein, die nicht auf Mainstream stehen. Und für österreichische Musiker*innen.

© Inge Prader — Jens Timber und Phill Kullnig von Vienna Radio One

Das Medium Radio gilt als einer der wenigen Gewinner der Pandemie, denn wegen Lockdowns, Homeoffice und andauernden Restriktionen wird seit einem guten Jahr deutlich mehr Radio gehört. Davon könnte auch der vor Kurzem gestartete Sender Vienna Radio One (VNR1) profitieren, der Wien und den Rest der Welt mit einem 24-Stunden-Programm abseits des Mainstreams versorgt – via Internet bzw. Smartphone-App. Der gesamte Sendebetrieb läuft werbefrei, um – so die vollmundige Aussage der Betreiber – den Hörgenuss nicht durch lästige Werbung zu stören. Weshalb Spenden für den Sender willkommen sind; man kann sie über die Website tätigen. »Geplant sind für die Zukunft Sonderwerbeformen, aber keinesfalls klassische Werbespots, wie man sie sonst überall hört«, so Jens Timber, der bei VNR1 für Technik und Programmgestaltung verantwortlich ist.

Das gesamte Programm ist stilistisch vielfältig und unmoderiert; Letzteres ist schade, weil so das Lokalkolorit ein wenig zu kurz kommt. Die Idee für den Radiosender entstand aus einem Kunstprojekt im Rahmen des Take Festivals 2019, bei dem es ein temporäres Radio gab. Die Initiatoren des damaligen Projekts sind – auch dank des positiven Feedbacks – schnell auf den Geschmack gekommen und haben die Idee eines dauerhaften Senders entwickelt.

Buntes Programm

Die drei Betreiber bringen ihre unterschiedlichen musikalischen Vorstellungen und Erfahrungen ein, was Garant für ein buntes und abwechslungsreiches Radiovergnügen ist: DJ und Event-Organisator Jens Timber kommt aus der Electro- und Technoszene, während der ehemalige Sängerknabe Phill Kullnig am liebsten Organic House und Deep Tech auflegt. Der Dritte im Bunde, der sich gerne im Hintergrund hält und das mit dem Radio verbundene Musiklabel betreut, ist der britische Jazzer Dee C’rell, ein studierter Pianist und Komponist. Was die drei Partner verbindet, ist die Liebe zur und das Wissen über Musik sowie ihr Fokus auf hohe musikalische Qualität.

Stilistisch umfasst das Programm vor allem elektronische, aber auch analoge Musikgenres. VNR1 sendet einen Mix aus Ambient, Downbeat, Electro, House, Afrobeat, aber auch Funk, Soul und Hip-Hop finden ihren Platz. »Wir haben uns verschiedenste Online-Radios auf der ganzen Welt angehört, um für VNR1 Ideen zu sammeln. Das war eine lehrreiche Phase, die uns geholfen hat, Klarheit über unser eigenes Projekt zu erlangen«, erzählt Phill Kullnig.

Der Tagesablauf des Radios entspricht dem Mood-Music-Ansatz. Das bedeutet, dass das Programm an die Tageszeit angepasst ist. Timber dazu: »Durch unsere Erfahrung im Gastronomie- und im Einzelhandelsbereich wissen wir, welche Musik am besten zu einem bestimmten Tagesabschnitt passt. Hip-Hop kommt zur Frühstückszeit nicht wahnsinnig gut an, am Vormittag passen melodiöse Tracks mit sanften Beats am besten.« Im Laufe des Tages steigern sich Intensität und BPM, am Abend wird das Programm dann clubmäßig tanzbar.

Heimische Szene

Wien als Standort des Senders spielt bei VNR1 eine zentrale Rolle, somit haben alle passenden österreichische Produktionen Relevanz. »Österreichische Musik, egal ob die Produzenten bei hiesigen Labels releasen oder im Ausland, genießt bei uns einen besonderen Stellenwert. Deswegen werden wir ab Herbst wöchentliche Community-Sendungen bringen, die sich speziell der heimischen Szene widmen bzw. von heimischen Künstlern gestaltet werden«, beschreibt Kullnig das zentrale Vorhaben. Das können DJs, Veranstalter*innen, Labels, aber auch Künstler*innen oder Produzent*innen sein. Auf diese Weise versucht VNR1 spezielle Musikgenres bzw. Zielgruppen punktgenau anzusprechen, was in der vielschichtigen Musikwelt ein guter Weg sein kann, gehört zu werden.

Der Soft Launch von Vienna Radio One ist bereits erfolgt. Das Programm ist unter vnr1.at aufrufbar. Der Vollbetrieb soll im Herbst 2021 starten. Für unterwegs gibt es eine eigene VNR1-App.

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