Gestern endete der Fußball-Traum für die Isländer, eines bleiben sie jedoch: die Gewinner der Herzen der diesjährigen Fußball EM. Man kann die nordischen Insulaner aber nicht nur wegen ihrem Fußball-Talent lieben. Hier einige Gründe…
Pferde (© Michael Apel / Wikipedia)
Wenn du in Island ein Pferd siehst, dann handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um ein Islandpferd. Diese besondere Pferderasse ist klein aber robust und kann zwei zusätzliche Gangarten: Pass und Tölt. Tölt Um ihre Pferderasse rein zu halten, wurde vor etwa 1000 Jahren beschlossen, dass kein fremdes Pferd isländischen Boden betreten darf. Bei den Menschen sind sie da zum Glück großzügiger.
Vigdís Finnbogadóttir
Vigdís Finnbogadóttir war das erste demokratisch gewählte weibliche Staatsoberhaupt weltweit und war von 1980 bis 1996 isländische Präsidentin. Generell sind Frauenrechte ein großes Thema in Island – laut dem Global Gender Gap Report des World Economic Forums ist Island das Land mit der höchsten Gleichberechtigung. 1975 traten 90 Prozent der arbeitenden Frauen in Streik, mit dabei war auch die künftige Präsidentin. Vigdís Finnbogadóttir sagt: „Ich bewundere bis heute den Mut meiner Landsleute, dass sie mich fünf Jahre später zur Präsidentin gewählt haben.“
Namen
So sehr man Sigthorsson und Halldorsson auf dem Rasen vermisst, die Witze um die Namen werden uns nicht abgehen. Warum alle -son heißen? Es gibt keine Familiennamen in Island. Isländer nützen das nordische Namenssystem, bei dem sich der Nachname durch den Vornamen des Vaters oder Mutter mit der Endung –dottir (Tochter) oder –son (Sohn) ableitet. Vornamen, die zuvor noch nie in Island vergeben wurden, müssen übrigens vom Icelandic Name Committee approved werden.
Stell dir vor, die Sonne geht niemals unter
Durch die nördliche Lage sind die Sommernächte hell und besonders im Landesnorden lässt sich im Juni die "Mitternachtssonne" beobachten. Downside: Im Winter ist es genau umgekehrt.
Musik
Trotz der Größe, brachte Island in den vergangenen Jahren großartige Musiker hervor. Erster Name der fällt: Björk. Vor mehr als 20 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Album Post, dass die Musikwelt nachhaltig prägte. Dabei ist sie aber nicht die einzige Künstlerin aus Island, die für Aufsehen sorgt: egal ob die elfenhaften Klänge von Sigur Ros, GusGus oder Emiliana Torrini, der kleine Inselstaat bringt viele Talente hervor.
Nordlichter
Nur auf wenigen Plätzen weltweit hat man die Chance Polarlichter aus nächster Nähe mitzuerleben – Island ist einer davon.
Wasserfälle
Die Natur in Island ist geprägt von aktiven Vulkanen, Flüssen, Seen und Wasserfällen geprägt. Der Dettifoss ist dabei der energiereichste Wasserfall Europas, gemessen am Wasservolumen pro Sekunde mal der Fallhöhe. Die landschaftlichen Gegebenheiten in Island werden auch für die Stromerzeugung genutzt. Die Stromerzeugung auf der Insel fast setzt zur Gänze auf erneuerbare Endergien– rund 73 Prozent wird durch Wasserkraft gewonnen, die restlichen 27 Prozent durch Geothermie.
Vulkane (© Von David Karnå / Wikipedia)
Im Durchschnitt bricht alle fünf Jahre ein Vulkan in Island aus – größere Schäden sind dennoch selten. 2010 erregte Eyjafjallajökull (Aussprache hier) mit seiner Aschewolke in ganz Europa Aufsehen und störte den Flugverkehr – Menschen wurden allerdings nicht verletzt. Die seismische Aktivität wird in Island genau gemessen und die Infrastruktur hat sich an die natürlichen Gefahren angepasst. Die Isländer nützen die Kraft unter der Erde sogar – Geothermie ist eine der größten Energiequellen, Touren zu Vulkanen oder Geysiren gelten als Touristenattraktion.
Kaum ein Land wurde bei dieser EM mehr gehyped als Island – und das obwohl die Mannschaft gestern im Viertelfinale ausgeschieden ist. Warum? Zum einen sind die Isländer als absolute Außenseiter in die WM gestartet, zum anderen haben sie mit ihrem beherzten Spiel begeistert und abgesehen davon gelten sie gewissermaßen als Exoten in Europa. Die Huh-Schreie, die vielen Bärte, der Premier, der einfach mal in der Fankurve statt in der VIP-Area sitzt, die vielen Fans in Frankreich – man konnte die Isländer für Vieles bei dieser WM lieben. Medial wurde das Ganze natürlich auch gepusht. Jetzt, das Jugendmagazin der Süddeutschen, rief einfach mal bei drei Random-Isländern an und hat mit ihnen über die EM geplaudert und die Berliner Morgenpost rief die Seite "Huh! for Iceland" ins Leben, bei der die Isländer über 3 Millionen Mal angefeuert wurden. Der Fanruf wurde während der EM übrigens auch in einer isländischen Kirche performt. Die Euphorie in und außerhalb des Landes war groß: die Google-Suchen zu Island erreichten einen ähnlich hohen Ausschlag wie zuletzt bei der Explosion von Eyjafjallajökull und etwa 10 Prozent der isländischen Bevölkerung reiste nach Frankreich zur EM. Kolbeinn Sigthorsson, einer der Spieler, der kommentierte das Ausscheiden übrigens gelassen: "Vielleicht wäre es ein bisschen zu viel gewesen, die EM gleich beim ersten Versuch zu gewinnen."
Die Fußball EM läuft noch bis nächste Woche in Frankreich weiter – im Halbfinale stehen Deutschland, Frankreich, Wales und Portugal. Für Island war es die erste Teilnahme bei einer Fußball EM.