Ja, Panik haben ihr siebtes Album am Start. »Don’t Play with the Rich Kids« ist eine Rückkehr zum Indierock. Dass die Welt noch nicht am Ende ist, lässt sich auch heraushören.
Der letzte Song ist der Startpunkt, ist die – in Argentinien liegende – südlichste Stadt der Welt. »Alles fängt hier an / Hier stehen die Uhren still«, heißt es nämlich in »Ushuaia«, dem musikalischen Schlusspunkt von »Don’t Play with the Rich Kids«, dem neuen Album von Ja, Panik. Warum gerade noch vom Anfang die Rede war, wo es doch scheinbar bereits ums Ende geht? Andreas Spechtl, Texter und Sänger der Gruppe, hatte seine künstlerische Uhr gerade zwischenzeitlich angehalten, als ihm das Album gewissermaßen passierte – und er befand sich zu dieser Zeit eben in Argentinien.
Nach vorne drängend
Dort fing also alles an, in diesem Fall: von Primal Scream und Konsorten beeinflusster Gitarrenrock, wie man ihn von den in Berlin beheimateten Musiker*innen schon länger nicht mehr gehört hat. »Ja, Panik topfit / Top Sound! Top Outfit!«, eine Zeile aus dem Einstiegssong »Lost«, mag zwar im ersten Moment selbstironisch klingen, der nach vorne drängende Sound vermittelt jedoch durchaus ein »topfittes« Gefühl. Falls sich dieses Adjektiv irgendwo so verwenden lässt, dann im Sprachuniversum von Ja, Panik, in dem so vieles möglich ist und sogenanntes Denglisch seine bestmögliche Verwendung erfährt.
Und die rich kids? Die sind always sunkissed. Obwohl Stefan Pabst, Sebastian Janata, Laura Landergott und Andreas Spechtl auf dem Cover alles andere als sunkissed aussehen, nehmen sie sich da nicht ganz aus. Eigene Privilegien werden selbstverständlich mitverhandelt. So singt Spechtl in »Mama Made This Boy«: »Ich hab‘ gebraucht, um zu begreifen / Diese Mauer lässt sich nicht einreißen.«
Außerdem lassen sich Systeme ja auch ganz gut von innen zerstören. Zum Beispiel mit Anti-Faschismus-Hymnen wie »Fascism Is Invisible (Why Not You?)«, deren Soundgewand sehr an Blur erinnert. Außerdem herauszuhören: Obwohl vieles in diese Richtung deutet, ist die Welt noch nicht am Ende. Auch am Ende der Welt nicht. Und schon gar nicht am Ende des Albums. »Die andere Welt, die möglich ist / Sie fängt, in unserem Hinterzimmer an.«
Das Album »Don’t Play with the Rich Kids« von Ja, Panik erscheint am 2. Februar 2024 bei Bureau B. Die Band geht demnächst auch auf Tour: 10. April, Jena (DE), Trafo — 11. April, München (DE), Strom — 12. April, Salzburg, ARGE Kultur — 13. April, Wien, Konzerthaus — 18. April, Leipzig (DE), Conne Island — 19. April, Stuttgart (DE), Kulturzentrum Merlin — 20. April, St. Gallen (CH), Palace — 25. April, Nürnberg (DE), Soft Spot — 26. April, Heidelberg (DE), Karlstorbahnhof — 27. April, Offenbach am Main (DE), Hafen 2 — 28. April, Köln (DE), Gebäude 9 — 29. April, Hamburg (DE), Uebel & Gefährlich — 1. Mai, Berlin (DE), Hebbel am Ufer.