Juden zu beleidigen ist immer das Einfachste der Welt gewesen

Mit dem Begriff "Alibi-Moslems" hat Rapper Nazar ins Schwarze getroffen. In seinem neuen Box-Set ist außerdem ein Falco-Feature, ein überfälliger H.C. Strache-Diss und eine Nachricht an all die Heuchler da draußen versteckt. Auch im Interview macht er klar: Sich beugen, wozu?

Ok, ganz was anderes. Was hältst du denn vom Elkegate? Seither werden ja mehr österreichische Musiker auf Ö3 gespielt.

Echt? Dann find ich das gut. Schade nur, dass es auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Auf sehr vulgäre Art. Ja, Elke, eigentlich müssten all die Musiker zu dir kommen und dich lecken! Untenrum bisschen befriedigen. (Gelächter, auch vom Promo-Team im Hintergrund)

Auf "Camouflage" widmest du Ibrahimovic einen Track. Fußball ist für dich schon ein richtig wichtiger Bezugspunkt?

Wichtigster Bezugspunkt überhaupt! Da kann ich neben Filmen komplett abschalten. Vielleicht hab ich da einen Komplex, weil ich wegen meiner Verletzung aufhören musste. Und Ibrahimovic ist der Chef für mich. Ich sehe mich in vielen Dingen wie er. Er ist ein Mensch, der manchmal in der Öffentlichkeit Dinge tut, die für ihn Konsequenzen haben. Aber er scheißt einfach drauf. Er verstellt sich nicht.

Und David Alaba?

Der Junge wurde in eine Position gerückt, in der er schon in jede Kamera grinsen muss. Als wäre er der beste Mensch der Welt. Ich find’s einfach heuchlerisch von den Medien, dass sie Arnautovic als Beispiel eines schlechten Kanaken hinstellen und den David als Musterjungen. Die dachten sich: "Gut, zeigen wir wie tolerant wir sind und machen den zum Kapitän." Und vorm Stadion sind 70 Prozent Sauproleten, die am Würstelstand noch gegen die Scheißkanaken schimpfen, und dann "ihrem David" zujubeln. Was ist los mit euch?

Fußball ist dann ein überraschend gutes Spiegelbild der Integration in Österreich …

Auf der ganzen Welt! Du siehst ja auch, in Italien gibt’s ein sehr rassistisches Publikum. Das sind die Ärgsten. Teilweise beleidigen die ihre eigenen Spieler. Im Normalfall würde das nur gegen die gegnerischen Spieler gehen. Wir haben das bei Austria und Rapid genauso. Man sieht, wie wichtig es ist, wie ein Mensch präsentiert wird. Wie in meiner Kindheit dieser Satz: "Bist eh a leiwanda Tschusch". So wie der Strache meint, er hat nur was gegen die "kriminellen" Ausländer. Und einige meiner eigenen Fans glauben dem sogar. Hat der Bastard das wirklich geschafft? Das ist richtig gefährlich!

Du wohnst ja immer noch in Favoriten – kriegt man das dort besonders nah mit?

In den ganzen Kanakenbezirken ist die FPÖ ja besonders aktiv. Und ich bin stolz, dass sich der 10. noch nicht hat brechen lassen. Strache hat dort aber für extrem viele Probleme gesorgt, zwischenmenschlich. Wer in den Gemeindebauten in die Waschküche darf, warum es im Stiegenhaus nach Kebab stinkt, das hat sich dadurch verschlimmert. Es ist natürlich meine Homebase. Ich hab viel für den Bezirk getan. Und ich muss und will der Erste sein, der am Reumannplatz seine Unterschrift und seine Fingerabdrücke hat – nachdem es der Mundl schon nicht war.

Du hast ja eine ziemlich eindeutige Meinung zu Novomatic und dem kleinen Glücksspiel in Wien.

Erst mal: Die umgehen seit Jahren ein österreichisches Gesetz. Ich hab gesehen, wie Menschen Selbstmord begehen und Familien daran zu Bruch gehen. Jeder kann da reingehen und sein Geld reinwerfen. Da werden Menschen unfassbar reich am Leid anderer! Ist wie bei Heroinsüchtigen. 99 Prozent der Leute sagen: "Der ist selber schuld", keiner fragt nach dem Wieso. Nur dann, wenn es in der eigenen Familie passiert. Aber es ist eine Sucht. Man muss das kleine Glücksspiel komplett verbieten. Natürlich soll es dadurch nicht hinter verschlossenen Türen passieren. Aber der Zugang ist viel zu einfach.

Ganz ehrlich, jeder Kanake mit 13 sieht dort plötzlich aus wie 25. Es gibt jetzt ein Kartensystem. Glaubst du wirklich, die haben das gemacht, um die Menschen vor etwas zu schützen? Natürlich nicht. Es wird immer schlimmer. So ein junger Typ von der SPÖ hat sich mal hingestellt und darüber gequatscht, dann wollten sie angeblich ein Gesetz dagegen einführen.

Würdest du noch einmal mit der SPÖ zusammenarbeiten?

Sagen wir so: Es war damals ein großer Fehler, Menschen zu vertrauen. Sollten sie auf mich zukommen, weil ich Werbung machen soll, sag ich Nein. Ich tu nichts für Geld, wo ich eine Meinung bilde und Jugendliche beeinflusse. Wenn allerdings die FPÖ und Strache zu laut bellen, werd ich wohl zurückbellen. Für mich selbst.

Stichwort FPÖ. Du hast Maximilian "Ausländerklassen" Krauss ja schon kennengelernt …

(lacht) Ja, das war krass. Es war so ein Gespräch mit Vilimsky, Kurz und einer Grünen bei Puls 4. Dann steht so eine Wurst mit einem billigen C&A-Anzug im Publikum auf und sagt: "Ja aber Tschuldigung, Herr Kurz, kann man einem Menschen wie dem Nazar nicht die Staatsbürgerschaft entziehen?" Dachte mir schon, der soll nur warten, bis die Kameras ausgehen. (grinst) Dann hab ich rausgefunden, dass der irgend so ein kleiner Burschenschaftlerlappen ist. Und dann wird er echt stellvertretender Stadtschulratspräsident in Wien. Hab dann erfahren, was der da vorhat mit den Ausländerklassen. Und ich danke Michi Häupl, dass er das nicht zugelassen hat.

"Camouflage" von Nazar erscheint am 22. August via Universal Austria.

Bild(er) © Michael Breyer, Universal
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