Heldenplatz (Drama)

Dass die Rechten vor der Hofburg aufmarschieren und drinnen feieren, hat auch historische Gründe. Ein Buch arbeitet die Geschichte des Kaiserforums auf.

Modeschauen im leopoldinischen Trakt, Slow Food-Lokale mit Vielvölkerflair oder von der Burghauptmannschaft günstig vergebene Start up-Räumlichkeiten werden die Zukunft des von Hitlerrede und Dollfuss-Projekten geprägte Areal wohl eher nicht prägen. Schaut man Richtung Wiener Rathaus kommt von dort auch keine wirkliche Lösung: zu sehr meidet man das Anstreifen mit der Ex-Hausadresse der Habsburger. Dem touristischen Wien macht das wenig aus, da laufen Schatzkammer, Sissi-Museum, die Sängerknaben-Messen und die beiden Ringmuseen wie geschmiert. Dass sich das Rote Wien trotz 70 Jahren Stadtverantwortung in dieses Areal nicht wirklich hineintraut, wirkt aber 2015 dann doch etwas verkrampft.

Na schauen wir mal

Welzig und Stuhlpfarrer halten sich da wissenschaftlich vornehm zurück. Und folgt man den Beiträgen der anderen Autoren, die sich mit Herrschaftsorten in Prag, Budapest und anderswo beschäftigen, merkt man, dass die Wiener Lösung, wenn auch nicht ganz durchdacht, so doch die normalste zu sein scheint: auf dem hügelig gelegenen Hradsch in Prag inszeniert sich eine Wache mit 1989 erfundenen Uniformen, in Budapest geht es um Königserbe, große Vergangenheit und Vertrag von Trianon-Verlusten.

So gesehen weisen die beiden Kunsthistorikerinnen gelassen nach, dass Wiens Umgang mit seiner Geschichte in all seiner Pragmatik und stadtpolitischen Zurückhaltung gar nicht den schlechtesten Weg eingeschlagen hat. Touristisch, wissenschaftlich, ein bisserl weltpolitisch a la OSZE und ansonsten ein zutiefst unspektakulärer Ort, wo der Bundespräsident genauso seinen Amtsgeschäften nachgeht, wie Hundebesitzer ihre Vierbeiner herumlaufen lassen. Und die Sache mit dem Haus der Geschichte wird sich auch wieder auflösen.

Der Heldenplatz bzw. die Hofburg sind längst auf dem unsichtbaren Spielplan des Burgtheaters aufgenommen. Der Ort als Bühne, das Areal als rasch hinauffahrbares Symbol-AKW. Haben wir eh immer schon geahnt.

Maria Welzig/Anna Stuhlpfarrer (Hg.): Kulturquartiere in ehemaligen Residenzen. Zwischen imperialer Kulisse und urbaner Neubesetzung, Wien/Köln/Weimar2014331 Seiten, Böhlau Verlag, 39 Euro, ISBN 978-3-205-79605-3,

www.boehlau-verlag.com

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