Mumford and Sons sind nicht die einzigen, die Indie-Folk machen. Die Berliner Mighty Oaks können das nämlich auch. Wir haben natürlich gefragt, was zuerst da war: die bärtigen Typen in Holzfällerhemden oder die Folkmusik?
Der US-Amerikaner Ian Hooper, der Italiener Claudio Donzelli und der Brite Craig Saunders gründeten 2010 die Band Mighty Oaks. Am 28. Februar erschien ihr Debütalbum „Howl“ und am 29. April werden sie ein ausverkauftes Konzert im B72 geben.
Ein Italiener, ein Amerikaner und ein Engländer treffen sich in Berlin – klingt wie der Anfang von einem Witz. Wie habt ihr euch kennen gelernt?
Ian: Wir haben uns in Hamburg kennengelernt. Ich zog dort nach meinem Studium hin und habe dort dann angefangen Musik zu machen und zum ersten Mal aufzutreten. Da hab ich dann Craig getroffen, der lebte dort zu der Zeit. Ziemlich bald haben wir dann Claudio auf einem kleinen Akustik-Festival kennengelernt und gemeinsam begonnen Musik zu machen. Jetzt sind wir alle drei in Berlin.
In euren Videos seid ihr oft in der Natur, jetzt lebt ihr alle in der Großstadt, zeigt das euren Wunsch mehr in der Natur zu sein oder kommt das einfach weil’s zur Musik passt und ihr seid eigentlich eh sehr gern in einer Großstadt wie Berlin?
Ian: Beides. Unsere Musik ist sehr in der Natur verwurzelt und auch darin, wo ich aufgewachsen bin. Ich komm aus der Nähe von Seattle, einem sehr schönen Fleckchen Erde. Also haben unsere Songs sehr viel mit Natur zu tun, aber das heißt nicht, dass wir nicht gerne in Berlin sind. Wir leben auch sehr gern in einer Großstadt, da nimmt man Natur ganz anders wahr und lernt sie mehr wertzuschätzen.
Klar vermissen wir die Natur hier – also Natur wie sie in meiner Heimat zum Beispiel ist. Es gibt ja auch in Berlin Natur, aber das ist einfach ganz etwas anderes. Also sind die Videos für uns so ein bisschen eine Flucht aus dem, wo wir leben. Und wir denken, da geht es ganz vielen Leuten ähnlich – sehr viele, der Menschen die unsere Musik hören, leben auch in Großstädten und vermissen es, in der Natur zu sein, genauso wie wir. Für die sollen halt auch unsere Videos und unsere Songs so ein bisschen eine Flucht aus der Großstadt sein und ihnen ermöglichen, ihre Augen zu schließen und auf einen Trip zu gehen.
Wie ist es überhaupt in Berlin? Das ist ja schon irgendwie das Mekka der elektronischen Musik, findet sich da überhaupt Platz für Folk?
Ian: Total. Wir sind auf jeden Fall sehr willkommen in Berlin. Wir waren am Anfang sehr skeptisch, ob es hier klappen würde. Du weißt schon, Berlin – das ist so die hippe, junge Technohauptstadt. Aber es gibt viele Leute dort, die unsere Musik mögen und die lieber Bands als DJs sehen und eher ins Astra oder Lido gehen als ins Kater Holzig oder Berghain. Und wir haben sehr viele Auftritte dort gehabt und unsere Fangemeinde dort aufgebaut. Es ist eine wunderbare Stadt für uns.
Habt ihr die Bärte und die Holzfällerhemden, weil’s so gut zum Image des Folkmusikers passt oder ist eure Musik so, weil’s so gut zu euch mit euren Bärten und Holzfällerhemden passt?
Ian: Ich denke, Leute die gerade beginnen Folkmusik zu hören, die schauen uns an und denken sich, ja so müssen Folkmusik wohl ausschauen und die machen das wegen dem Image – aber da wo ich her bin, da sehen die Menschen einfach so aus. Wenn man in den Nordwesten Amerikas fährt sieht man ganz viele, die so aussehen wie ich. Das verstehen viele Menschen hier vielleicht nicht, weil sie nicht dorthin reisen. Aber, ja, das bin ich und so sind wir, so ziehen wir uns an. Und es wäre ja schwer, das Ganze nur aus Imagegründen zu machen, ein ganzes Leben zu leben, das nur Schauspiel ist. Wir wollen das ja für den Rest unseres Lebens machen, also bleiben wir einfach wir selbst, sonst wäre das wohl nicht sehr langlebig.
Ihr habt ja jetzt ganz schön viele Konzerte vor euch – Wie gestresst seid ihr?
Craig: Ja, es ist nicht so schlimm, wenn man nicht auf den Zeitplan als eine große Liste schaut – das kann wirklich ermüdend sein. Wir lieben es live zu spielen und natürlich ist das ganze Herumreisen schon anstrengend und fordernd, aber die Auftritten geben uns dann auch wieder ganz viel neue Energie. Es macht uns Spaß und wir freuen uns.
Ian: Und wir regen uns nie auf! Weil das genau das ist, was wir tun wollen und was wir immer tun wollten. Je gestresster wir sind, desto besser ist es, weil das heißt: es funktioniert. Hätten wir nichts zu tun, wäre es ja schlecht. Wir müssen nur noch irgendwie lernen wie man es richtig macht: früher schlafenzugehen, sich gesünder zu ernähren und mehr Sport zu machen… das gehört irgendwie dazu, damit man das auch länger durchhält. Aber ja… das ist ein Lernprozess.
Was macht euch eigentlich mehr Spaß: Live -Auftritte oder die Songs zu schreiben?
Alle: Live.
Ian: Es geht immer um die Live-Auftritte. An ein neues Album denken wir gerade gar nicht, unser Album ist gerade erst erschienen, jetzt wollen wir erst mal Konzerte geben.
Welches Konzert hat euch bis jetzt am meisten Spaß gemacht?
Craig: Da gibt es verschiedene, wir haben sehr viele Konzerte genossen. Aber irgendwie kommen wir immer wieder zurück zu dem Konzert in Berlin, wo wir die Vorband der Kings Of Leon waren. Das war unser größtes Konzert bis jetzt, da haben wir zum ersten Mal vor so vielen Menschen gespielt.
Seid ihr noch nervös bei solchen Konzerten?
Claudio: Also da waren wir schon nervös bevor wir auf die Bühne gingen, da wir nicht wussten, wie es sein würde. Aber als die Menschen zu klatschen begannen, fühlte es sich an wie das Natürlichste auf der Welt, wir dachten einfach nur: „Wow, das ist es wie es sein sollte, das ist es was wir machen wollen!“
Ihr habt alle eure Jobs aufgegeben und macht jetzt nur noch eure Musik. Wie gut versteht ihr euch untereinander? Kommt’s da oft zu Streit, wenn ihr so viel gemeinsam macht?
Craig: Ja – nein – doch – nein, wir streiten nicht – doch! (lacht)
Claudio: Nein, wir waren ja vorher schon Freunde…
Ian: Ja, eben wir waren Freunde, jetzt sind wir nur noch Businesspartner. (lacht)
Craig: Nein, wir verstehen uns echt gut, wir sind auch letztes Jahr zusammen auf Urlaub gefahren – also selbst wenn wir frei haben, verbringen wir unsere Zeit dann noch zusammen.
Ian: Ja, wir verstehen uns wirklich gut, manchmal können wir uns nicht ausstehen, aber das hält dann nicht so lang an.