Am Montag gastierte das Aachener Trio Fjørt zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder in Wien. Die lange Zeitspanne seit dem letzten Besuch (damals noch im Chelsea), gepaart mit dem absolut gerechtfertigten Hype um ihre letzte Platte »Nichts«, erwies sich als sicheres Rezept, um die kleine Halle der Arena noch vor Ablauf des vergangenen Jahres restlos auszuverkaufen.
Als Fjørt schließlich die Bühne betreten, ist von der ersten Note an klar, wo der Hammer hängt: »Folter mich zur Hölle, zieh mich blank« und weiter »Die Welt hat Bock, dass wir alle, alle sterben gehen« heißt es im ultrabösen, mit Fuzz-Gitarre eingeleiteten Opener »Schrot«. Waren es in der Vergangenheit zum einen Teil kryptische, zum anderen Teil unheimlich direkte, weil gegen Faschist*innen gerichtete Songtexte, die man von Fjørt vernahm, so sind es nun wütende, verzweifelte, aber nie resignierte.
Als Triebfeder der Band erweist sich Bassist David Frings, der nicht nur zu großen Teilen für den tonnenschweren Sound verantwortlich zeichnet und sogar in der Mitte der Tour noch schreien kann wie am ersten Tag, sondern auch das Publikum aufheizt wie kein anderer. Vorne im Pit zu sein, heißt bei Fjørt auch immer, David Frings im direkten Blick die eigenen Lyrics ins Gesicht zurückzubrüllen – eine archaische Erfahrung.
Extrem zivilisiert
Bei aller Ekstase macht Gitarrist und Sänger/Screamer Chris Hell allerdings auch immer wieder klar, dass man es hier mit einer extrem zivilisierten Band zu tun hat. Jeder soll sich wohlfühlen, im ganzen Saal stehen für den Falle der Fälle Ansprechpersonen fürs Publikum bereit, eine Stagehand gibt von der Bühne kommenden Stagedivern die Starterlaubnis und Wasser für die ersten Reihen. Das alles gepaart mit schierer Ungläubigkeit und Dankbarkeit seitens der Band ob der die Arena füllenden Menschenmenge.
Wer – wie der Schreiber dieses Reviews – nur aufgrund des neuen Albums zum Konzertbesuch verleitet wurde, dürfte die Arena wegen der vielen älteren Nummern im Set wohl mit gemischten Gefühlen verlassen haben. David Frings Kauderwelsch ins Gesicht zu brüllen, ist einfach nicht dasselbe. Zeit, sich für den nächsten Wien-Besuch mit dem Gesamtwerk der Band auseinanderzusetzen.
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Fjørt (© Klaus Zwinger)
Setlist:
1. Schrot
2. Südwärts
3. Anthrazit
4. Magnifique
5. Kolt
6. Paroli
7. Lod
8. Bonheur
9. Fernost
10. Windschief
11. Mitnichten
12. Couleur
13. Valhalla
– – – – –
14. Sfspc
15. Lichterloh
16. Lebewohl
Das Konzert von Fjørt fand am 30. Jänner 2023 in der Arena Wien statt. Das Album »Nichts« ist bei Grand Hotel van Cleef erschienen.