Krèms brûlée

Der erste Tag beim Donaufestivals in Krems – neues Konzept, neue Räume wir berichten euch, wie es war mit Micheal Rother und Co. und zeigen euch die besten Augenblicke in unserer Gallery.

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Das Donaufestival Krems steht dieses Jahr ganz im Zeichen der Avantgarde. Ganz große Namen, wie CocoRosie oder James Blake bleiben aus, aber dafür hört man selten entdeckte Schätze, große Namen unter den Alias progressiver Band-Projekte und wieder auferstandene Retro-Avantgarden. Im Klartext brachte uns das gestern z.B. niemand Geringeren als Portishead-Gründer Geoff Barrow in seinem Psycheldelic-Rock-Trio Beak> oder die 70er-Jahre Krautrock-Legende Michael Rother mit Songs von Neu! auf die Bühne.

„Krèms brûlée“

… so der Arbeitstitel in diesem Jahr, meint kein Allerlei, sondern eine geschmacks-intensive, verdichtete Synthese von Pop, Kunst und Medien aus dem Geiste der Jetzt-Avantgarde. Wo in Performance-Kunst politische Philosophie unter die Haut ging, verschlugen Krautrock und Noise-Formationen gefühlte gesellschaftliche Leere in entrückte Sound-Welten.

„In der Musik ist es immer schwieriger, politisch zu sein“, so Tomas Zierhofer-Kin, künstlerischer Leiter des Festivals. Aber es seien diejenigen, „die die Sehnsucht haben, die Medien zu verschmelzen“. In dem Sinne schraubten Michael Rother zusammen mit den Neo-Krautrockern Camera aus Berlin ihre zeitlosen Sound-Schleifen vor den meditativen Visuals wehender Landschaften. Zweifellos war dieses Konzert nicht nur eine Sound-, sondern auch eine Zeitschmelze – Rother präsentierte, noch dazu seit 40 Jahren das erste Mal in Österreich, Stücke der ersten deutschen Gegenkultur Neu! und Harmonia. Doch auch hier keine Alte-Männer-Nostalgie; der Sound war frisch, neu-Neu!, fein-elektronischer als die frühen Sachen. Die überraschendste Neuentdeckung des ersten Abends waren das junge Duo Buke and Gase aus Brooklyn, die auf selbst gebauten akustischen Instrumenten Disko und No Wave spielten und damit einen kleinen Rave auslösten.

Blut und Tränen

Einen Festival-Einstieg, den man nicht vergessen konnte, bot die Performance-Theatergruppe Saint Genet. Im Forum Frohner beeindruckten sie mit einer bildgewaltigen Installation. Den Raum durchzog ein Kornfeld, in weiß-goldenes Licht getaucht, am Himmel ausgestopfte Waldvögel, zu unseren Füßen Blut … Apathisch-abwesende, kinetische Figuren im Mittelgrund und direkt vor dem Publikum Schauspieler, deren Körpergestik und Mimik allein schon Gefühlsbeben auslösten. Saint Genet stellt in dem Drei-Akter „Paradisiacal Rites“ das „heilige Genie“ radikal in Frage. Die Darsteller bringen sich selbst mit Stoffen geschichtlich erschreckender Ereignisse; mit Wein, Blutegeln, Honig und miteinander in ausweglose Situationen, um da heraus „geniale“ Auswege zu finden. Am Ende blieben Blut und echte Tränen seitens der Darsteller und benommenes Stillschweigen auf Seiten der Zuschauer.

Wo im prächtigen Klangraum der Minoritenkirche Noise-Gewitter im Dienste der Weltalltheorien Peter Weibels rumorten, schallten die musikalischen Headliner dieses Jahr im Stadtsaal – vormals ausschließlich als Theaterbühne genutzt. Der erneute Raumwechsel ist wiederum ein Experiment. Die Raumsituation in Krems ist, wie Tomas Zierhofer-Kin es unverschönt ausdrückt, „jedes Mal wieder total hart“, muss man sich ja an dortige Gegebenheiten mit immer extra-speziellem Programm anpassen. Die Messehalle eins wurde geschlossen, dafür hat heuer Halle drei. Eins steht fest, an Platz per sé mangelt es nicht und das Catering wurde erweitert.

Heute, Samstag

Heute geht es exklusiv weiter – Drokk, wiederum ein Geheimtipp mit Geoff Barrow an den Geräten, spielen ihren zweiten Auftritt überhaupt, Laurel Halo betört mit Detroit Techno und Soul und das Britische Label Tri Angle kommt mit Hautology-Pop und Chillwave von The Haxan Cloak, oOoOO und mehr…

Donaufestival Krems

25.-27. April und 2.-4. Mai

Programm: http://www.donaufestival.at/festival/programm-a-z

Tickets: http://www.donaufestival.at/tickets/preise

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