Kunst im öffentlichen Raum ist mittlerweile sehr verbreitet und eine willkommene Abwechslung auf den eigenen Streifzügen durch den grauen Alltag. Für alle, die das Tageslicht eher scheuen, gibt es auch in den Wiener U-Bahn Stationen etwas zu entdecken.
Entweder man denkt über Österreich, dass es hier nur Schnitzel und Schifahrer mit strammen Oberschenkeln gibt, oder man hält es für die Kulturhochburg Europas, und erhebt Wien überhaupt in den Status der Welt-Kulturhauptstadt.
Konsum für den kleinen Kunsthunger
Alle, die eher zweiteres denken, wissen auch warum sie das tun – das alt-ehrwürdige Burgtheater als bestes Theater im deutschsprachigen Raum, Museen so weit das Touristen-Auge reicht und eine solche Vernarrtheit in das staatliche Opernhaus, dass man sogar zum saufen dorthin stolziert und wieder zurück torkelt (=Opernball). Um sich ein bisschen Kunst und Kultur zu geben, muss man das alles aber gar nicht tun – man bekommt sie in kleinen Häppchen im Alltag serviert, wenn man nur die Augen aufmacht und sie für einen kurzen Moment vom Boden oder Handy löst.
Mit der Rolltreppe in den Untergrund auf Kunst-Safari
In den U-Bahn Stationen Wiens kann man sich also Kunst in kleinen aber feinen Dosen abholen. Das einzige, was man dafür braucht, ist ein wenig Ausgeschlafenheit und ein bisschen Interesse an dem, was einen so tagtäglich umgibt. Ins American Apparel Schaufenster schaut man ja schließlich auch, obwohl da immer dasselbe hängt. Andere Haupstädte hatten auch schon ähnliche Ideen, London zum Beispiel oder auch Stockholm. Die letzteren sind uns übrigens ziemlich was voraus, wie man hier sehen kann.
Erdberg – Peter Atanasov
1991 entstanden in Erdberg zwei Wandbilder des Künstlers Peter Atanasov "stadteinwärts und stadtauswärts", die ruhige, friedliche Stadtlandschaften abbilden und aus vielen kleinen Mosaiksteinchen bestehen. Ein Farbklecks der Erdberg eh nicht schadet.
U3 Landstrasse – Kurt Hofstetter
Die erste permanente Computerkunstinstallation im öffentlichen Raum „Planet der Pendler mit den 3 Zeitmonden“ ist ein Produkt des Konzept- und Installationskünstlers Kurt Hofstetter und wertet Wien Mitte seit 1992/3 künstlerisch auf. Wer jung genug ist, sich an den Wiener Südbahnhof zu erinnern, weiß vielleicht auch noch dass "Einen Augenblick Zeit" oder auch "Die Augen" genannt, ebenfalls von Hofstetter waren.
Volkstheater – Anton Lehmden
Das Glasfries von Anton Lehmden wurde 1991 als erstes Ubahn-Kunstwerk in Wien fertiggestellt. Es bildet das "Werden der Natur" ab, und das an drei Seiten der Ubahn-Station Volkstheater. Nach fotografischer Reproduktion der Originalbilder Lehmdens wurde das Bild dann als Mosaik angefertigt, wofür extra Mosaik-Schüler aus Udine nach Wien anreisten. Nach zweieinhalb Jahren waren dann in etwa 4 Millionen Mosaiksteinchen verlegt.
Westbahnhof –Adolf Frohner
Die Verbindung zwischen U3 und U6, oben und unten, Mensch und Erde und Österreich und Europa soll Frohners skulpturales Kunstwerk am Westbahnhof darstellen. 1993 wurde es eröffnet – als künstlerische Antwort auf die anhaltenden Diskussionen zum EU-Beitritt.
Karlsplatz – Ernst Caramelle
"Karlsplatz als Kunstplatz" war die Idee der Neugestaltung des Karlplatzes als Treffpunkt international erfolgreicher heimischer Künstler. Das Herzstück der Welt unterm Karlsplatz soll das von Ernst Caramelle gestaltete Kunstwerk mit dem eher weniger kreativen Namen "Wandmalerei" werden. Wegen seines freskohaften Charakters und asymmetrischen Formgebung, die sich je nach Blickwinkel der Passanten verändert hat Caramelle 2012 den Wettbewerb um die Gestaltung der Passage gewonnen.
Karlsplatz – Medieninstallation "PI" von Ken Lum
Dem kanadischen Künstler Ken Lum ging es nicht darum investigativ bloßzustelen wie viele Schnitzel pro Jahr in diesem Land gefressen werden, und auch nicht darum der steigenden Anzahl an Single-Mädchen und -Buben die ebenfalls steigende Anzahl von Verliebten ins Gesicht zu klatschen. Er wollte den Karlsplatz eher "zu einem pulsierenden Ort der Bewegung machen, und zeigen dass sich zeitgenössische Kunst mit Wissenschaft, Architektur und Soziologie verbinden lassen. Die wissenschaftlichen Daten wurden gemeinsam mit dem Institut Sora erarbeitet, die einen Algorithmus zur Ermittlung dieser mehr oder weniger ernsten und ernstgemeinten Daten entwickelt haben.
Karlsplatz – Peter Kogler
Peter Koglers permanente Röhreninstallation in einem der Zwischengeschosse am Karlsplatz würde 2012 eröffnet. Die Röhren erweitern das reale Raumgefüge virtuell und übernehmen ihren Raumkontext indem sie ihn thematisch verarbeiten. Wie ein metallenes Spinnenetz greift die Installation die Themenbereiche Vernetzung und öffentliches Verkehrsnetz auf.
Aspern Nord – Stefan Huber
Wer bisher gegalubt hat, dass sich in Aspern erst etwas tut seit die Seestadt Aspern aus dem Boden gestampft wird, der irrt sich gewaltig. 1809 zerschellten Napoleons Großmachtträume in Aspern und 1912 wurde mit dem Flugfeld Aspern der damals größte und modernste Flughafen Europas gebaut. Damit das, die es schon wussten nicht vergessen und die die es nicht wussten mal wissen, hat Stefan Huber seine Kunstinstallation "Aspern Affairs" dorthin gepflanzt. Er entwirft eine Landkarte, die jetzt mit früher verbindet und legt das ganze als Collage an. Die Installation von Stephan Huber ist ein Kooperationsprojekt von KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien
Museumsquartier Rudi Wach
Als die U-Bahn Station Museumsquartier 2001 umgebaut wurde, hat man sich überlegt da auch ein bisschen bodenständige Kunst hinzuklotzen. Das Ergebnis waren dann 18 Zeichnungen und 4 Skulpturen des Tiroler Künstlers Rudi Wach, die an diesem zentralen kulturellen Knotenpunkt an den "Lauf der Geschöpfe" zu erinnern versuchen.
Karlsplatz – Otto Wagner
Als Prototyp des Wiener Jugendstils gilt der Otto Wagner Pavillion am Karlsplatz. Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, ist U-Bahn fahren wohl nie mehr so ästhetisch vollkommen geworden.
Und alle die nicht so gerne rausgehen, oder eine Öffi-Phobie haben, können sich hier ansehen was Wien so an Schätzen des Untergrunds für sie bereithält.