Kunst, die keiner will

„Hard to sell, good to have“ heißt die Kunstausstellung, die zurzeit im Palais Sturany am Schottenring zu sehen und zu hören ist. Am 18. November folgt eine Auktion. Schwer zu verkaufen ist jedes der Kunstwerke auf seine eigene Weise ganz bestimmt. Ob es gut ist, eines davon zu besitzen, ist aber mehr als zweifelhaft.

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Vielfältig ist sie schon, die neue Austellung „Hard to sell, good to have“ von Alexandra Grausam und Elsy Lahner (Das weiße Haus). Allerdings hat jeder der Kunstgegenstände – milde ausgedrückt – so seinen Haken. Rainer Prohaskas „Toy Kit Architecture“ zum Beispiel, eine Skulptur aus Schalungsträgern und Spanngurten, ist schon aufgrund seiner wuchtigen Größe ein Problemkind. Darum bietet der Künstler auch an, das Ding zu zerlegen und dorthin zu bauen, wo es der Käufer gern hätte. Fraglich bleibt, ob man das sperrige Ding überhaupt irgendwo haben will.

Ein wenig spannender sind da einige Sound- und Videoinstallationen. Die kann man naturgemäß aber auch nicht so einfach einpacken und verschicken. Noch schwieriger wird es bei einer Live-Performance. Da muss man dann mit einem Foto vorlieb nehmen (dass sowas auch teuer werden kann: siehe Brus oder Beuys) – oder man bestellt sich den Künstler frei Haus.

Ganz schön leicht hat es sich der Künstler Klaus Weber mit seinem "St. Seb Cactus" gemacht. Indem er ein Bild vom Heiligen Sebastian an einen Kaktus hängt, will er der unschuldigen Pflanze eine Seele einhauchen. Wen das beeindruckt, der möge eines noch beachten: Es handelt sich hierbei um ein sich veränderndes Kunstwerk. Klingt aufregend, heißt: Über kurz oder lang, je nach Pflege, wird der Kaktus eingehen, davor bewahrt ihn auch die Kunst nicht. Falls das passiert, darf er allerdings nicht am Komposthaufen entsorgt werden, sondern muss behalten werden. Darauf besteht der Künstler. Ob man den Kaktus durch einen ordinären Blumenladen-Kaktus ausgetauscht hat, wird notfalls mit DNA-Test entschieden.

Stattdessen kann man ja den Pass eines slowenischen Politikers ersteigern, den man allerdings frühestens 2017 bekommt. Für Kunstsammler, die lieber in Immobilien, anstatt in Dokumente investieren, gibt es ein Beauty Ressort in Yucca Valley im Bundesstaat Kalifornien zu ersteigern. Der Nachteil: Man kann sich zwar das Haus, jedoch nicht das Grundstück kaufen, auf dem es steht. Damit ist man den Sanddünen, die es allmählich begraben, hilflos ausgeliefert.

Interessant zu beobachten ist Shannon Plumbs Videoinstallation „Windows“. Drei Projektoren zeigen jeweils ein Fenster, durch das man verschiedene Personen beobachten kann: eine Nonne, ein geschminktes Wesen mit Katzenohren und eine eher unscheinbare junge Frau. Das Szenario erinnert ein wenig an Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“, nur halt mit weniger Suspense. Jedes Fenster ist auf eine andere Wand projiziert, sodass der Beobachter die Qual der Wahl hat, welcher Person er gerade Aufmerksamkeit schenken will. Eigentlich ein Klacks und fast schon die warme Semmel unter den Ladenhütern der Kunst.

Immerhin ein Hingucker, aber nicht mehr, ist Franz Schuberts „The Pretenders“. Aus bemaltem Holz, Baumrinde, Kräutern, Gips und Traubenzucker hat er eine Sammlung von Fake Drugs kreiert, die von echten kaum zu unterscheiden sind. Jetzt braucht es nur noch ein Zielpublikum für die Marihuana-, Haschich- und Ecstasy-Attrappen. Zumindest Drogenfreunde seien damit für ihren nächsten Einkauf gewarnt! Und dann gibt es noch das Kunstwerk „Virtual Sex“ von Janin Zuzanna. Da geht es um in Zuckerwatte gehüllte Torsokonstruktionen und flimmrige Pornos, auf denen man aber eigentlich eh nichts erkennen kann.

Insgesamt betrachtet ist es ja schon ein nettes Konzept, das Alexandra Grausam und Elsy Lahner sich da haben einfallen lassen. Das Ergebnis ist nicht ganz so der Burner, eher ein Glimmer; oder kalte Verbrennung. Bei der Auktion wird sich dann entscheiden, ob sich tatsächlich Interessenten für diese Sammlung der unnützen Kunstwerke, also Freunde der Modernen Kunst mit sehr viel überflüssigem Geld, zur Ausstellung im Palais Sturany verirren und zuschlagen werden. Ehrlich gesagt, beim Großteil der Gegenstände würde es mich schon sehr wundern.

11. – 18. November 2010; Palais Sturany, Schottentor 21, Wien

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