HVOB sind ganz schön herum gekommen. Auf anderen Kontinenten singen Menschen bei ihren Tracks mit. Dabei haben sie gerade ein Album gemacht, das Kunst und Visuals integriert. HVOB im Interview.
Es war ein beeindruckender Abend, als HVOB zur Eröffnung der Parallel Vienna, der cooleren Variante der Kunstmesse Vienna Fair, in der neuen Kantine spielten. Wer sich vorher im Alten Zollamt durch die Stockwerke voll mit Kunst gearbeitet hatte, konnte eine Arbeit entdecken, bei der HVOB, die Visualisten von Lichterloh und der bildende Künstler Clemens Wolf zusammen gearbeitet hatten. In der Kantine selbst zeigten HVOB live dann mal wieder das, was sie im großen Techno-Betrieb so einzigartig macht. Ein ganzer, voller Raum tanzte. Dass die Tracks des Duos dabei relativ zurückhaltend, fast schon unspektakulär klingen, macht ihren besonderen Reiz aus. Fotos ihrer Gesichter gibt es nicht, zumindest nicht offiziell. Und auch keinen Major-Label- oder einen entsprechenden Vertriebs-Deal. Aus all diesen Gründen sind HVOB nicht nur für Österreich, sondern auch international ein einzigartiges Phänomen. Sie taugen weder für Fashion-Shoots, als Techno-Poster-Duo oder als Behübschung von City-Events. Fans haben sie reichlich.
Im Frühjahr spielte man erstmals Konzerte in Asien. Wir haben Anna Müller und Paul Wallner Fragen zu ihrem zweiten Album "Trialog" gestellt.
Eure Tour startete beim FM4 Fest in Wien und führte dann zum CTEMF in Cape Town und dann Johannesburg. Anschließend in Beirut im Libanon. Wie kommt man zu solchen Locations und was habt ihr erlebt?
Wir haben uns in den letzten 2 Jahren ein internationales Publikum erspielt und bekommen mittlerweile Anfragen aus der ganzen Welt. In Südafrika und Beirut sind wir doch schon ziemlich bekannt, da sind Shows ausverkauft wie zuletzt in Johannesburg mit 1.500 Leuten, die jede Zeile mitgesungen haben, 90 Minuten lang Gänsehaut, das war schon ein unglaubliches Erlebnis.
Andere Stationen der Tour sind Neu Delhi, Bangalore, Singapur, Kuala Lumpur und Hongkong. Also zum ersten Mal Asien. Wir freuen uns sehr. Und wir wissen auch ganz genau, was das alles für ein Privileg ist: Unsere Musik ermöglicht uns, die ganze Welt zu bereisen, außergewöhnliche Menschen kennen zu lernen. Wir sind dankbar – manchmal können wir das alles gar nicht glauben.
Wie gingt ihr da in der Entwicklung des Albums vor – im Trialog zwischen Sound, Bild und Installation? Ganz praktisch gefragt …
Es ist uns bei "Trialog" um diesen einen zusätzlichen Schritt in der Verbindung von Musik und Kunst gegangen. Also haben wir nach den VJs Lichterloh auch den Künstler Clemens Wolf mit ins Team genommen und gemeinsam ein Kunstprojekt entwickelt, das Musik, Videos, Visuals und bildende Kunst verbindet. Themen sind die zehn natürlich vorkommenden Prozesse Reißen, Mischen, Platzen, Schmelzen, Oxidieren, Brechen, Implodieren, Ätzen, Biegen, Brennen.
Und vorgegangen sind wir so, erklärt anhand des Tracks "Oxid", den man schon auf YouTube sehen kann: Im Video sieht man eine Eisenplatte, Clemens Wolf und Lichterloh lassen diese mit Salzsäure über Wochen rosten, schneiden dann ein Video daraus.
Aus diesem Video produzieren Lichterloh die Visuals für unsere Live-Show, ich mache mir Gedanken dazu, wie ich den Prozess des Oxidierens textlich umsetzen kann, ganz assoziativ. Wir haben außerdem bei den Prozessen, wenn es soundtechnisch möglich war, auch die Sounds der Prozesse aufgenommen, und sie dann im fertigen Track verarbeitet. Bei "Window", das man auch schon auf YouTube sehen kann, haben wir das Tropfen der Farben auf Glas aufgenommen, das hört man gut am Anfang des Songs. Oder bei "Azrael", das dem Prozess "Reißen" zugeordnet ist, da ist das auch so. Es ist also jeder Track fest mit einem Prozess verbunden.