Dem Kunst- und Kulturverein Mo:ë in der Nähe vom Brunnenmarkt droht die Schließung. Der Verein ist als Knotenpunkt für Kunstschaffende aller Art in Wien fest etabliert. Wir haben die dringendsten Fragen an die Vorsitzende des Vereins gestellt.
Vor einem Jahr gab es hier einen Kommentar zur Lage der heimischen Subkultur. Nach dem Wegfall des Mo:ë wäre ein großer Rückschlag zu verkraften. Ende des Jahres soll hier gegen den Willen der Betreibenden und Mietenden dicht gemacht werden. Wir haben Alisa Beck, der Vorsitzenden des Vereins, einige Fragen gestellt.
Wieso genau droht die Schließung?
Die Immobilienfirma Vestwerk möchte den Gebäudekomplex in der Thelemangasse 4 "aufwerten" und in Lofts umbauen. Unser Vertrag ist mit Ende diesen Jahres befristet und eine Verlängerung steht bisher nicht in Aussicht. Diese Situation betrifft alle Mieter_innen, auch jene mit unbefristeten Verträgen im Vorderhaus.
Wie kann man sich engagieren, damit es nicht passiert?
Es geht nun darum eine möglichst große Öffentlichkeit zu erreichen, die sich über verschiedene Kanäle für den Erhalt ausspricht. Das wird mit Eröffnung des Dezember-Programms auch auf unserer Homepage möglich sein. Besonders wichtig ist, dass alle Sympatisant_innen, Nachbar_innen und Kulturschaffenden sich aktiv am Dezember-Programm beteiligen und vor Ort sind.
Den ganzen Monat lang wird das Mo.ë zu einem Treffpunkt an dem Strategien und Visionen erdacht und umgesetzt werden. Aus gegebenem Anlass beschäftigen sich das Programm und Ausstellung „Have you seen our house?“ mit Fragen der Raumproduktion und Raumaneignung. Eröffnung am 1. Dezember um 19 Uhr.
Ist es realistisch es zu verhindern?
Es ist kurz vor 12 – das Bauvorhaben ist vom Bezirk Hernals bereits genehmigt. Wir sind jedoch der Meinung, dass damit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Bisher war einer breiteren Öffentlichkeit die Brisanz des drohenden Verlusts noch nicht bekannt. Hier sehen wir großes Potential durch öffentliche Unterstützung und medialen Druck.
Was ist bisher so im Mo:ë passiert? Wofür seid ihr bekannt?
Der Kunst- und Kulturverein Mo.ë agiert seit 2010 in den Räumlichkeiten der ehemaligen k. u. k.Orden- und Medaillenfabrik Mandelbaum im 17. Bezirk in Wien.
In Eigenregie entwickelte sich der Raum mit dem Fokus auf Produktion und Experiment in Kunst und Kultur. Die räumliche Struktur des Hauses mit der großen Fabrikhalle und ihren Nebenräumen bildet die Grundlage unserer Kulturarbeit und bietet vor allem leistbaren Arbeits- und Proberaum.
Das monatliche Programm setzt an dem Begriff des Transmedialen an. Es beinhaltet eigenständige Projekte von Einzelpersonen und Kollektiven, Kooperationen mit anderen Wiener Kultuveranstaltungen – Unsafe+Sounds, Soundframe, Vienna Art Week, Lange Nacht der Museen, etc. –, seit Jahren aktive Veranstaltungsreihen von DIY-Labels sowie vor Ort realisierte Tanz- und Theaterproduktionen und beherbergt Kunst- und Kulturschaffende auf Tour – ohne dabei ein bis zur Gänze durchkuratiertes und wasserdichtes Profil zu beanspruchen.
Was geht in Wien verloren, wenn ihr schließt?
Die Existenz eines transdisziplinär agierenden Kunstvereins und die Erhaltung von leistbarem Wohn- und Arbeitsraum in der Nachbarschaft steht auf dem Spiel. Auch die öffentliche Zugänglichkeit eines Ortes in Hernals, an dem sich die Wiener Stadt- und Bezirksgeschichte jenseits des Gürtels ablesen lässt, ist bedroht. Die von der Familie Mandelbaum erbaute Fabrik ist Schauplatz der in dem Roman “Ewigkeitsgasse” erzählten Familiengeschichte Frederic Mortons.
Wiens Kulturlandschaft würde ein Versuchsfeld verlieren – einen Knotenpunkt, der Architektur, bildende und darstellende Künste, Forschung, Literatur und Musik mit internationalen Szenen verknüpft.
Hier findet ihr die Petition zum Erhalt des Vereins zum Unterschreiben. Das aktuelle Programm gibt es hier.