Nein, ich werde nicht für euch lachen.
Es gibt in der leiwanden Serie »Broad City« eine Szene, in der die beiden Hauptprotagonistinnen Abby und Ilana von einem Typen dazu aufgefordert werden, doch mal zu lachen. »You girls are so pretty. You should smile«, sagt er. Sie befolgen den sicher nur gut gemeinten Ratschlag der sich in wildfremde Leben einmischenden Person, indem sie zwar widerwillig ihre Mundwinkel nach oben ziehen, das aber dafür mit ausgestreckten Mittelfingern.
»Lach doch mal!« ist mir zum ersten Mal mit 17 passiert, als eine Freundin und ich die Londoner Brick Lane entlang irrten. Es war unsere erste Reise ohne Erziehungspersonen und unser ganzes Geld hatten wir natürlich schon beim Shoppen ausgegeben. Wir waren auf der Suche nach dem billigen Chicken Tikka Masala, das der Reiseführer empfahl. Wir waren überfordert, genervt und hungrig und hatten Blasen an den Füßen, als uns zwei junge Männer entgegenkamen. Einer von ihnen fragte, warum wir denn nicht fröhlicher dreinschauen würden, es wäre ein sonniger Tag und wir seien doch süße Girls. Ich freute mich damals natürlich viel zu sehr darüber, ein süßes Girl zu sein, um auch nur einen Gedanken an die Selbstverständlichkeit aufzuwenden, mit der dieser flirty Londoner zwei fremden Mädchen riet, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren sollten.
Aber »Lach doch mal« ist so unmöglich. Obwohl das Phänomen RBF (Resting Bitch Face) bestens bekannt ist, werde ich noch immer oft gefragt, warum ich denn so grantig dreinschaue. Das ist mein neutraler Gesichtsausdruck. Dieses Sich-berechtigt-Fühlen, Frauen darauf hinzuweisen, dass sie gerade nicht so schön anzuschauen sind, ist ziemlich objektifizierend und ihr könnt es gerne bleiben lassen. Meine Mundwinkel hängen einfach hinunter, wenn ich nicht aktiv an sie denke, und meistens denke ich nicht aktiv an sie, weil ich mit wichtigeren Dingen beschäftigt bin, als darauf zu achten, eine angenehme Wirkung auf meine Umwelt zu haben.
Astrid Exner ist Mitbegründerin des Musikblogs Walzerkönig. Sie twittert als @walzerkoenige zu den Themen Musikindustrie, Internet und Feminismus.