Lass uns doch ne Bar aufmachen

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Patrick und Sherwin vom Mon Ami.

Gibt es Muskrichtungen, die gar nicht ins Mon Ami passen?

S: Wenn jemand jetzt herkommt und sagt er will eine Schlagernacht machen… Also nichts gegen Schlager … obwohl… Alles gegen Schlager. Oder auch nichts gegen Metal, aber es passt halt einfach nicht in die Bar rein. Aber wir sind jetzt keine Musikfaschisten.

P: Bei so einer Bar gibt es oftmals einen schmalen Grat zu einer Saufhütte. Wir halten deshalb auch die Musik in einem bestimmten Rahmen. Denn es kann sehr schnell passieren, dass dieses Image kippt. Abgesehen von unserem DJ Lineup sind wir auch sehr wählerisch und hören in die Nummern 1000 mal rein, bevor wir sie spielen. Das hört sich jetzt doch nach Musikfaschismus an, aber man muss halt aufpassen. Wir haben ja jetzt auch ein Herz für Nineties.

Im 6. Bezirk bzw. in der Gegend gibt’s ja mittlerweile nicht wenige Bars und Clubs wie das Mon Ami. Im Internet liest man dann aber doch ab und zu, dass das Mon Ami heraussticht. Wie könnt ihr euch das erklären?

S: Es ist schwer zu sagen. Ich kenne die anderen Lokale, war selber auch schon dort. Ich glaube es hat schon auch viel damit zu tun, dass wir zu viert sind und alle vor Ort sind. Der Style des Mon Amis ist auch, ich will nicht sagen einzigartig – aber es gibt wenige Bars, die so aussehen.

P: Wir haben alle keine Erfahrung in der Gastro gehabt. Wir wussten nicht mal, wie man gescheit ein Bier zapft. Ich hab dann übers Wifi die Konzession gemacht. Wir haben sozusagen auch einen unorthodoxen Zugang zur Gastronomie. Wir legen viel weniger Wert darauf, wie wir unsere besten Getränke an der Bar präsentieren, dass sie sich gut verkaufen, sondern dass die Musik und der Sound passt. Der gastronomische und wirtschaftliche Aspekt ist eher im Hintergrund.

S: Normale oder fanatische Gastronomen wären hier umgekippt, wenn sie uns zu Beginn bei der Arbeit zugesehen hätten. Wir sind nicht diese Gastronomen, die sagen, wenn sie ein Bier zapfen "Mit dem Schaum verdienst‘ das Geld". Da denken wir uns halt, nicht mit dem Schaum verdienst du das Geld sondern mit dem, wie das Lokal aussieht, wie die Kellner ticken, wie wohl sich die Leute bei einem fühlen. Das ist eine andere Ansatzweise, die noch nicht so etabliert ist. Aber auch die Gastronomie verändert sich.

Das Internet sagt ja viel. Unter anderem, dass ihr einer Gruppe von Lokalen in Wien angehört, die man unter "Höchste Bobodichte pro Quadratmeter" zusammenfassen könnte. Was kann man sich darunter vorstellen?

P: Das Ding ist das, dass die Begriffe Bobo und Hipster so negativ besetzt sind. Das geht auch rein nach dem modischen Aspekt. Und ja, wir leben 2015 und was bist du dann, wenn du kein Bobo oder Hipster bist? Dann bist du vielleicht ein Punk oder Prolo, aber würde man irgendwo sagen, das hier sind normale Leute? Normalos? Man teilt solche Begriffe halt gerne aus, aber steckt sie nicht gerne ein.

S: Ich wusste gar nicht, dass wir so in einer Liste sind. Find ich aber gut. Die Dichte kann ruhig noch höher sein. Die Couches da hinten zum Beispiel, das sind Möbel, mit denen ist meine Oma aufgewachsen. Wenn das jetzt Hipster ist, dann bin ich halt ein Hipster. Sollen die Leute das halt sagen. So lange die Leute nicht sagen, die Proletendichte ist sehr hoch hier. Das würde uns dann eher Sorgen machen.

Was sagt ihr, als Gastronomen der Zukunft, zum Rauchverbot 2018?

P: Ich habe aufgehört zu Rauchen. Wir haben ja schon mal ziemlich gelitten, weil es schon mal eine Änderung gegeben hat, die uns ziemlich alles zerschissen hat. Das war schon extrem zach, aber das wurde wieder revidiert.

S: Wir haben dazu eigentlich eine ziemlich klare Meinung. Wenn es alle machen, ist es ok. Außer für die Nachbarn. Der Lärm auf den Straßen wird mehr. Gemeldete Lärmbelästigungen werden dann halt nichts mehr wert sein. Solange sich jeder dranhalten muss und nicht wieder jemand davon ausgenommen wird und somit eine Wettbewerbsverzerrung entsteht, ist es ok. Natürlich finden wir es auch gut, so wie es jetzt ist.

P: Wir wollen, dass es einmal gescheit durchgesetzt wird. Einmal konsequent. Nicht 20 Euro Strafe, wenn man sich nicht daran hält. Die österreichische Lösung ist halt nicht ideal.

S: Und dann auf 2018 verschieben, wo wieder Nationalratswahlen sind und die Möglichkeit besteht, dass es sich wieder ändert. Es muss einfach eine klare Ansage von der Politik geben und alle müssen gleich behandelt werden.

Wenn du schon von Politik sprichst. Jetzt waren ja gerade die Wienwahlen. Muss man sich als Lokal politisch positionieren oder kann man unpolitisch bleiben?

P: Man positioniert sich schon, aber bei uns war es halt so, dass wir erst gerade aufgesperrt haben und den ganzen Sommer zu hatten. Nicht, dass uns die Welt am Arsch vorbei geht. Aber wir hatten da einfach nicht die Plattform, um etwas zu machen.

S: Wir haben definitiv eine Meinung, die die Mehrheit der Wiener hat. Aber ja, wir haben eine Meinung. Wir unterstützen zum Beispiel Flüchtlingsprojekte wie Ute Bock. Und auch mit Veranstaltungen in den letzten Jahren haben wir Stellung bezogen. Uns ist es extrem wichtig, dass die Leute miteinander leben und nicht gegeneinander.

Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen?

S: Vieles!

P: Manchmal musst du einfach gar nix tun. Gerade in den Monaten Jänner bis März. Die Bar ist zwar groß aber manchmal kommt man einfach nicht mehr hinein. Wir haben einen Security, weil es halt doch voll wird und der macht dann einfach Stopp. Nicht weil die Schuhe zu schön sind oder die Schuhe zu abgefuckt sind. Nein. Einfach weil niemand mehr hineinpasst. Wir wollen keine Schlägerei haben. Hatten wir auch noch nicht. Manchmal passiert es aber, gerade so gegen zwei Uhr, dass Leute vorbeikommen, die einfach nur Stress machen wollen. Da sagt der Türsteher dann halt einfach: "Sorry Leute, ihr seid zu aggro". Oder er sagt dir: "Sorry, du schaust nicht genug bobo aus, verpiss dich!" (lacht)

Das Mon Ami ist ein Lokal für Freunde. Egal ob für meine oder deine. Der Wirtschaftsaspekt wurde von Anfang an trotz guter Lage (Theobaldgasse im 6. Wiener Gemeindebezirk) in den Hintergrund gedrängt. Klar muss man irgendwie davon leben können, aber die Besucher müssen ja auch trinken können. Das Mon Ami ist Montags bis Samstags von 18:00 bis 02:00 geöffnet. Infos zum aktuellen Programm findet man immer hier.

Das Bach: Der Punk geht den Bach runter

Polkadot: Jetzt bin ich der Chef

Shelter: Gimme Shelter

Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu

Local: Rock am Ende des Gürtels

B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors

Tüwi: Eine endlose Abrissparty

Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!

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Tunnel: Tunnel of Love, Jazz & Hutspende

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