Auf ihrem ersten Langspieler liefern Ischia einen prickelnden Genremix ab.
Sich kleiner machen als man ist? Bei der Band Ischia, die im Herbst ihr Debütalbum veröffentlicht, trifft das nur auf den bewusst kleingeschriebenen [Nicht bei uns!; Anm. d. Lekt.] Bandnamen zu. Denn ansonsten denken Adele Ischia, Hjörtur Hjörleifsson (beide kennt man unter anderem als Mitglieder der Band Endless Wellness), Lena Kauntz und Philipp Hackl viel lieber groß. Das merkt man unter anderem an der Fülle unterschiedlicher Sounds und Einflüsse, die auf »Leave Me to the Future« vertreten sind und von Krautrock über Grunge bis Shoegaze und Dreampop à la Beach House reichen. Aber auch das energetische, hypnotisch anmutende Gitarrenriff des Songs »Sides«, mit dem die Band in ihr Debüt einsteigt, trägt zu diesem Gefühl bei. Folgendes Credo scheint mitzuschwingen: lieber ein bisschen Größenwahn an den Tag legen, als die eigene Arbeit kleinzureden. Das bedeutet jedoch nicht, dass reduzierter angelegte Songs hier keinen Platz hätten. Der Titeltrack ist bestes Beispiel dafür, dass dem eben nicht so ist.
Melancholie ohne Betrübtheit
Ansonsten vermitteln viele der Songs auf dem Album das Gefühl, sich inmitten von wabernden Nebelschwaden aufzuhalten – jedoch ohne dabei auch nur ansatzweise bedrückende Schwere zu empfinden. Es fühlt sich eher so an, als würde man auf einem magischen Soundteppich durch sie hindurchgleiten – die feuchte Luft prickelt dabei auf der Haut. Ein wenig Melancholie ist in Ordnung – »it’s okay to be sad« singen Ischia im Song »Big Deal« –, tut jedoch der grundsätzlichen Leichtfüßigkeit des Albums keinen Abbruch. Geht es um die Texte kann weder von Betrübtheit noch von getrübten Blicken die Rede sein. Klare Ansagen gegen das Patriarchat (»Manbaby«) reihen sich an Klarstellungen zum Thema Selbstbestimmtheit (»Sorry mama, I don’t wanna talk about children, I need to take care of myself«) und andere eindeutige Messages: »Is it you, cause I know it isn’t me«. Dass sich die Band nach dem Release in den auf »Sleep« besungenen Winterschlaf begeben wird, ist glücklicherweise auszuschließen.
»Leave Me to the Future« von Ischia erscheint am 13. September bei Siluh Records. Live-Termin: 27. September, Wien, B72.