Ob am Strand, im eigenen Garten, beim Pool oder sonst wo – der Sommer kann besonders gut dafür genützt werden, sich all die Bücher vorzuknöpfen, für die man im Laufe des sonstigen Jahres keine Zeit hat. Wir haben ein paar Ideen, welche Bücher man da lesen könnte.
Endlich Zeit zum Nachlesen - Deutschsprachige Literatur (© Rowohlt Verlag, Rowohlt Verlag, Piper, FVA)
Der Sommer liegt noch vor uns und mit ihm die Möglichkeit, endlich Literatur der letzten Jahre zu lesen, denn Schul- und Uni-Leselisten werden nun ins hintere Eck des Gedächtnisses verbannt. Lesen könnte man da z.B. folgende Bücher: Wolfgang Herrndorf – Tschick In Tschick präsentiert Wolfgang Herrndorf die außergewöhnliche Freundschaft zwischen zwei jungen Buben und den Road Trip, den sie gemeinsam mit einem gestohlenen Auto unternehmen. Herrndorf fängt die Sprache seine beiden Protagonisten authentisch ein. Das Buch wurde in 24 Sprachen übersetzt und in Deutschland über eine Million Mal verkauft. Vea Kaiser – Makarionissi oder Die Insel der Seligen Aufsehen erregte Vea Kaiser mit ihrem Debütroman Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam. In dem Nachfolger erzählt die Autorin die über mehrere Generationen dauernde Geschichte einer Familie in einer anregenden, nie langweilenden Sprache. Radek Knapp – Der Gipfeldieb Radek Knapp erzählt von Ludwik Wiewurka, gebürtiger Pole und melancholischer Heizungsableser, der nach dem Wunsch seiner Mutter nun Österreicher werden soll, und dann noch eine Frau trifft – liebenswert und charmant geschrieben. Doris Knecht – Wald Knechts Protagonistin ist vom Bobo-Leben in der Stadt aufs Land geflüchtet. Sie hat alles verloren und muss sich nun aber mit neuen Herausforderungen herumschlagen. Knecht kennt ihr Milieu und beschreibt es mit einer packenden Sprache. Jörg Harlan Rohleder – Lokalhelden Der Journalist Jörg Harlan Rohleder erzählt in seinem ersten Roman über die Jugend in den 1990er Jahren, von Nirvana, Joints und Freundschaft – rasant und unterhaltsam. Cornelia Travnicek – Chucks Cornelia Travnicek erzählt die Geschichte der unangepassten, straffällig gewordenen 18-jährigen Mae, die sich in den aidskranken Paul verliebt. Der Roman ist rasant geschrieben und mit einer interessanten Protagonistin ausgestattet und wurde von Sabine Hiebler und Gerhard Ertl verfilmt. Julia Wolf – Alles ist jetzt Julia Wolf gewann beim diesjährigen Bachmannpreis den 3sat-Preis. In ihrem Debütroman erzählt sie von einer jungen Frau, die sich ihrer Vergangenheit stellt, und das in einer knapp verdichtenden, fesselnden Sprache.
Endlich Zeit zum Nachlesen - Internationale Literatur (© Scribner, Delacorte Press, Hogarth, Heyne)
Auch folgende Werke von internationalen AutorInnen lassen sich gut im Sommer verschlingen: Nickolas Butler – Shotgun Lovesongs Shotgun Lovesongs ist wie gemacht für den Sommer, will man das Buch, das die Freundschaft von Henry, Beth, Ronny, Kip und Lee, die sich alle in ihrem Heimatort Little Wing wiederfinden, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, gar nicht mehr weglegen. Nick Hornby – Funny Girl Nick Hornby ist ja mitunter für Bücher wie High Fidelity und About a Boy, die beide auch verfilmt wurden, bekannt. In Funny Girl erzählt er die fiktive Karriere der Schauspielerin Barbara Parker nach, die in den 1960ern zum Star wurde. Miranda July – The First Bad Man Multitalent Miranda July präsentiert in ihrem Debütroman eine komplexe Hauptfigur, deren Leben sich stark ändert, als eine junge Frau bei ihr einzieht. July thematisiert Sexualität und die Suche nach Verständnis und Anschluss in einer äußerst interessanten und selten dagewesenen Form. Han Kang – The Vegetarian In drei Kapitel und aus drei verschiedenen Perspektiven wird die Geschichte von Yeong-hye, die sich vegetarisch zu ernähren beginnt und in der der Wunsch aufkommt, ein Baum zu werden, erzählt. The Vegetarian thematisiert weibliche Autonomie, Sexualität und Psychiatrie, erinnert an die Erzählungen von Franz Kafka und Haruki Murakami und kann als Allegorie auf den gesellschaftlichen Umgang mit Frauen gelesen werden. Es ist ein Buch, das man noch lange in sich trägt. E. Lockhart – We Were Liars Cadence, Johnny, Gat und Mirren machen jeden Sommer Urlaub auf der familieneigenen Insel – bis ein Unglück eines Tages passiert. Lockharts Geschichte ist so packend, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag und am Ende gibt es natürlich noch einen Twist. Haruki Murakami – grundsätzlich alles Nur ein Buch von Haruki Murakami auszuwählen ist ein Ding der Unmöglichkeit, sind seine Bücher doch voller komplexer, oft skurriler Charaktere, ungewöhnlichem Humor und merkwürdigen Begebenheiten, wie man es sonst selten bei anderen zeitgenössischen AutorInnen findet. Lesen könnte man etwa: Norwegian Wood, Sputnik Sweetheart, Kafka on the Shore und Blind Willow, Sleeping Woman.
Es ist zu heiß für lange Romane (© Droschl, Piper, Fischer, Simon + Schuster UK)
Die oasch Hitze kann einen ja schon fertig machen, da bleibt die Lust auf die Thomas Mann-Gesamtausgabe oder Infinite Jest von David Foster Wallace eher aus. Hitze ist aber noch lange kein Grund, nichts zu lesen, denn es gibt auch gute Literatur, die man relativ schnell oder zumindest häppchenweise, Kurzgeschichte nach Kurzgeschichte, verschlingen kann. Etwa diese hier: Marc Fischer – Die Sache mit dem Ich Der 2011 verstorbene Journalist und Autor Marc Fischer tänzelt in seinen Reportagen auf der Grenze zwischen Journalismus und Literatur. Spielerisch leicht und mit einer Stimme, die man nicht so in der deutschsprachigen Medien- und Kulturlandschaft nicht so oft findet, zeigt Fischer, dass gute Geschichten überall zu finden sind. Arno Geiger – Anna nicht vergessen Arno Geiger ist ja sonst eher für seine Romane, wie etwa Es geht uns gut, bekannt. In dieser Kurzgeschichtensammlung beweist er aber, dass er auch in der kurzen Form reüssiert. Mela Hartwig – Das Verbrechen Die 1967 verstorbene Schriftstellerin und Schauspielerin Mela Hartwig zählt (leider) nicht zu den bekanntesten österreichischen Autorinnen, daher lohnt es sich umso mehr, ihre Novellen und Erzähungen, die in diesem Band versammelt sind, zu entdecken. Hartwig schildert darin in einer expressiven Sprache die Schicksale von Frauen – ein beachtliches Werk der österreichischen Zwischenkriegsliteratur. Judith Hermann – Sommerhaus, später Mit Sommerhaus, später debütierte die Autorin Judith Hermann und es gelang ihr schnell, Publikum und Kritik zu überzeugen. Alltägliches in kurzen, einfachen Sätzen zu schildern und dennoch eine ganze eigene Stimmung zu schaffen – das gelingt Hermann perfekt. Marina Keegan – The Opposite of Loneliness Es hätte noch viel werden können aus der 2012 bei einem Autounfall ums Leben gekommenen Autorin Marina Keegan. Dass sie über Witz, Standpunkte und einen guten Beobachtungssinn verfügte, das zeigt sich in den Kurzgeschichten und journalistischen Arbeiten, die in diesem nach ihrem Tod veröffentlichten Band enthalten sind. Ein Buch für die Mittzwanziger und die, die sich noch an ihre Zwanziger erinnern können (und wollen). Paula Köhlmeier – Maramba Ja, auch diese Autorin weilt leider nicht mehr unter uns. Die Tochter des österreichischen Schriftstellers Michael Köhlmeier erzählt in einer ganz eigenen, oft filmischen Sprache (Köhlmeier studierte an der Filmakademie in Wien) von beginnenden Beziehungen und vagen Hoffnungen.
Humorvolle Bücher potenzieller BFFs (© Knopf, Ada Blitzkrieg, 3 Rivers Press, Sphere)
Lachen tut ja jeder gern – und das lässt sich besonders gut bei Lektüre dieser Bücher, gerne auch am Strand oder sonst wo draußen – mit einem Eiskaffee oder Spritzer in der Hand: Ada Blitzkrieg – Dackelkrieg: Rouladen und Rap Ihr erster Roman ist gleich mal eine Autobiographie und die ist voller Witz, so dass man die 83 Seiten schneller verschlingt als ein Eis an einem heißen Tag. Das E-Book kostet übrigens nur 4,61. Ada Blitzkrieg kann und sollte man auch auf Twitter folgen. Tina Fey – Bossypants Tina Fey hat in ihrer bisherigen Karriere nicht nur Witze und Sketche für Saturday Night Live und Drehbücher für Film (Mean Girls) und Fernsehen (30 Rock, Unbreakable Kimmy Schmidt) geschrieben, sondern auch eine Autobiographie. In dieser erzählt sie u.a. von ihrer Kindheit als Nerd, ihrer Zeit bei SNL und warum sie die Frage, ob Frauen auch lustig sein können, nicht so wirklich beantworten will. Nach jedem Kapitel wird der Wunsch, Tina Feys beste Freundin zu werden, größer. Mindy Kaling – Is Everyone Hanging Out Without Me? And Other Concerns Mindy Kaling schrieb für die gelobte US-Version von The Office, hat eine eigene Serie (The Mindy Project) kreiert und zwei Autobiographien veröffentlicht. Die erste davon thematisiert u.a. ihre Kindheit und Jugend als Kind von Immigranten, ihre Liebe zu Rom-Coms, warum Popularität in der Schule egal ist, und dass es auch Vorteile fürs Schreiben hat, wenn man ein ruhiges, in sich gekehrtes Kind war. Jenny Mollen – I Like You Just The Way I Am: Stories About Me and Some Other People Die Schauspielerin und Autorin schreibt in einer erfrischend offenen Art etwa darüber, wie sie ihren eigenen Therapeuten gestalkt hat und über eine von ihr organisierte Bachelorette-Party, bei der ein Gast für tot gehalten wurde. B.J. Novak – One More Thing: Stories and Other Stories Die in diesem Band versammelten Kurzgeschichten zeigen B.J. Novaks großes Talent fürs Schreiben im Allgemeinen und für Humor und außergewöhnliche Ideen im Speziellen. Amy Poehler – Yes Please Ja, eine Promi-Autobiographie geht noch. Amy Poehler, ihres Zeichens Schauspielerin, Autorin und Tina Feys BFF, schreibt über ihr bisherigen Leben und ihren Werdegang – witzig und mit einigen guten Bildern illustriert.
Wer nicht selbst lesen mag, der kann sich bei den O-Tönen im Museumsquartier vorlesen lassen. Wer lieber Verrisse liest, für den haben wir einige Sternstunden der Buchkritik zusammengetragen.