Mit ihrer neuen EP »Longest Day of My Life« zeigen Leyya, dass Melancholie und Eingängigkeit einander keinesfalls ausschließen.
Wenn einem das eigene Leben wie ein Film vorkommt, kann das ein schönes Gefühl sein. In der Regel trifft das aber nur dann zu, wenn das Drehbuch aus der eigenen Feder stammt. Fängt jemand anderer plötzlich damit an, Dinge darin durchzustreichen, auszulöschen und zu überschreiben, kann es passieren, dass sich die anfangs geglückte Überlagerung von Fiktion und Realität in Überforderung verwandelt. Und man schlussendlich nicht mehr weiß, ob man alle wichtigen Handlungsstränge noch selbst in der Hand hat oder sie sich schon scheinbar unauflösbar ineinander verstrickt haben. So ähnlich schildert es auch Sophie Lindinger im Song »Am I Even Real«, der nun »Longest Day of My Life«, die neue EP des Duos Leyya, eröffnet.
Seelenleben ausleuchten
Als richtungsweisend für die weiteren Stücke der EP kann die Eröffnungsnummer gleich in zweifacher Hinsicht gesehen werden: Musikalisch zeigt sich hier bereits auf eindeutige Weise, dass Melancholie und Eingängigkeit einander alles andere als ausschließen. Und auch die Blickrichtung ist sofort klar: Es geht darum, das eigene Seelenleben auszuleuchten, ohne dabei zwangsweise zu einer Art von Erleuchtungszustand kommen zu müssen.
Dass der Moment des In-sich-Gehens außerdem keinesfalls dazu führen muss, dass man den Blick auf die Außenwelt verliert, stellen Sophie Lindinger und Marco Kleebauer im Song »Lately«, der letzten Nummer der EP, unmissverständlich klar. »Give me the night to move a minute / I need the beat to feel the ground«, heißt es im Refrain, der dazu anspornt, den Blick wieder verstärkt nach draußen zu richten. Getragen von der Energie dieses – man kann es ruhig so sagen – perfekten Popsongs, hat man dann auch keine Angst mehr davor, wieder einmal sämtliche Leinen loszulassen. Wenn alles gutgeht, fällt man dabei nicht wieder in sich selbst hinein, sondern der besten Freundin oder dem besten Freund in die Arme.
Die EP »Longest Day of My Life« von Leyya ist am 27. August 2021 bei Ink Music erschienen.