Vor ihrem Konzert in der Arena Wien trafen wir die irische Sängerin Wallis Bird zum entspannten Talk im Tourbus. Dabei erzählte sie uns über ihr neues Album „Architect“, ihren Umzug nach Berlin und warum London eine für Künstler tote Stadt ist.
Du hast gerade ein neues Album herausgebracht, „Architect”. Was gleich auffällt, ist, dass du musikalisch neue Pfade beschreitest.
Wallis Bird: Es ist vielfältiger geworden, speziell verglichen mit dem letzten Album. Als ich anfing, am vierten Album zu arbeiten, dachte ich, dass ich eigentlich tun kann, was ich will, und dann hat es sich ganz natürlich ergeben. Ich habe viel Dancemusic gehört, also war es ganz logisch, dass ich Elemente von Dance in meine Musik integriert habe. Natürlich habe ich noch mein altes Ich in mir, also gibt es immer noch für mich typische Akkordabfolgen.
Generell gesehen – das Einzige, das bei mir immer konstant geblieben ist, ist der Umstand, mir selbst neue Dinge beizubringen, etwa einen neuen Rhythmus, ein neues Instrument oder eine neue Art, seine alten Instrumente zu spielen. Im Laufe der Zeit habe ich auch immer mehr im Bereich Produktion dazugelernt, sowohl bei der Aufnahme als auch selbst produzieren, das hat auch mehr zum Experimentieren verleitet.
Ist das neue Album also auch mehr selfmade als deine letzten Platten, wo du bei manchen Nummern bis zu 10 Musiker hattest?
Ja, wir haben unser Kernteam auf die 10 Leute reduziert, mit denen ich seit den letzten 10 Jahren zusammenarbeite. Deswegen gibt es auch 10 Songs am Album, und deswegen heißt es auch „Architect“, weil wir es praktisch selbst designed haben. Auf dem Album gibt es Dinge, die Reflexionen unseres Lebensstils sind, den wir führen und auch wo wir leben, was für Musik wir hören und wie wir arbeiten. Es hat also alles mit dem Titel „Architect“ begonnen, und dann hat jeder Ideen eingebracht. Es war sehr leicht, Skizzen zu entwerfen und von dort aus weiterzuarbeiten, es war ein sehr freier Prozess.
Gab es einen Song, mit dem es begonnen hat?
Ich glaube, ich habe mit „River Of Paper” begonnen. Das ist der älteste Song auf dem Album und gleichzeitig die Schlussnummer, bei der man am Ende hört, wie eine Türe geschlossen wird, da ich dieses Kapitel abschließen wollte. Der zweite Song war dann „Hammering“. Die beiden Nummern sind sich sehr ähnlich, aber ich begann, ihn in eine andere Richtung zu entwickeln, addierte neue Klangfarben und ließ immer mehr Verrücktheit und Chaos einfließen. Vergleichbar damit, wie es für mich war, in ein anderes Land umzuziehen und ganz neu anzufangen, es war ein totales Chaos.
Das war also die Basis, die ich hatte, und ich beschloss, die ganze Platte nicht wie diese zwei Nummern klingen zu lassen. Es gab dann Einflüsse von Dance, manche eher subtil, manche weniger. Aber grundsätzlich ging es um das Gefühl: „Ah, ich bin frei, ich kann tun, was ich will, ich kann neu durchstarten!“ Und mein Herz hat in doppelter Geschwindigkeit geschlagen, es ging also letztendlich darum, um meinen Herzschlag.
Du und deine Band, lebt ihr immer noch in 4 verschiedenen Städten?
Wir sind zusammengezogen. Ich bin nach Berlin gegangen, somit leben nun vier von uns dort, nur Aidan lebt immer noch in Brüssel. Davor waren wir aufgeteilt auf Brüssel, Berlin, Dublin und London.
Seit wann lebst du schon in Berlin?
Seit eineinhalb Jahren.
Hat Berlin einen Einfluss auf deine Musik?
Absolut. Als ich dorthin gezogen bin, wollte ich nur Party machen, einfach das Leben genießen und mich nicht um die Arbeit kümmern. Das Letzte, was ich machen wollte, war ein Album zu schreiben, also habe ich viel mehr Zeit mit Feiern verbracht als ich sollte.
Irgendwann legten wir uns dann auf eine Dauer von einem Jahr fest. Sobald ich wusste, dass ich genau ein Jahr Zeit habe für das Album, ging ich an die Arbeit, da ich dazu tendiere alles in letzter Minute zu machen. „Last Minute“ scheint mein größter Motivator und meine Inspiration zu sein, Dinge anzupacken. Also war es einerseits viel Party machen und viel Arbeit auf der anderen Seite, es war also eine gute Mischung (lacht).
Wo hast du davor gelebt?
In London, für sechs Jahre, eine total andere, verrückte Stadt. „Bullshit City“, verzeih meine Ausdrucksweise, aber London ist tot, tot für die Kunst. Ich glaube, für Mode ist es eine sehr tolle Stadt, aber bei der Kunst geht es viel zu sehr ums Geld. Geld und Kunst vertragen sich nicht wirklich.