Lookk forward

Seit mehr als vier Jahren arbeiten wir nun am Aufbau unseres Fashion-Start-ups Lookk, previously known as Garmz. Seit zwei Jahren sind wir online und seit einem Jahr in London. Seither ist vieles passiert …

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Änderungen, vor allem Fortschritte, sind von außen sehr schwierig zu erkennen und nachzuvollziehen. Sie sind paradox. Fortschritte erwartet man zu früh, bemerkt sie aber erst im Nachhinein. Änderungen nimmt man graduell kaum wahr und wacht nur bei den Radikalen wirklich auf. Erst dann versucht das Gesamtbild zu verstehen.

Was funktionierte?

Die letzten viereinhalb Jahre waren voller Erfahrungen und Learnings. Genügend Learnings, um Dutzenden von Start-up-Gründern Anleitung für Go’s und vor allem No-go’s zu geben und 24 The Gap-Kolumnen mit gefährlichem Halbwissen zu füllen. Wir wurden Teil von Seedcamp, dem Turbo für Start-ups in Europa, und Mitglied von 500 Start-ups – dem aktuell spannendsten Start-up-Netzwerk in den USA. Hinter uns stehen Investoren von Net-a-porter. Die besten Fashionblogs haben über uns geschrieben. Und sprachen wir nicht gerade Keynotes auf Fashion Weeks, waren wir bei Condé Nast-Events zu Präsentationen eingeladen. Nebenher bauten wir noch ein Spitzen-Online-Produkt, mit zahlenden Kunden und tollen Kampagnen mit Susie Bubble und Co. Alles in allem sind wir 2011 zu Recht offiziell zum Fashion Start-up of the Year von Techcrunch Europe ernannt worden.

Was funktionierte nicht?

Unsere größte eigene Erkenntnis der letzten zwei Jahre war, dass wir zuviel machten und das zu schnell, zugleich und an zu vielen Orten. Das funktionierte trotz aller Energie und Bemühungen summa summarum leider nicht. Wir sind ja bereits seit dem Jahreswechsel die eigene Produktion und das eigene Prototyping aufgegeben. Aber das reichte leider nicht. Unser Hauptproblem war weiterhin noch das schreckliche »just ok«. Unser Wachstum war »just ok«, Feedback war »just ok« und vor allem der Shop verkaufte sich auch nur »just ok«. Nichts griff wirklich bzw. brachte merkbare Fortschritte. Die Designer waren mit den Verkaufszahlen happy, wir konnten aber darauf kein Business aufbauen. In manchen Momenten waren wir sogar kurz davor, die Company ganz zuzusperren. Wenn die eigenen Bemühungen regelmässig nicht greifen, fühlt man sich irgendwann sehr fehl am Platz. Koppelt man das mit widersprüchlichen externen und internen Erwartungen und presst es in ein bestehendes Konstrukt aus Altlasten und Entscheidungsprozessen, kommt kaum noch etwas Gutes heraus. Eine Änderung war also nötig.

Was wird konkret geändert?

Wir haben nun nach mehreren Wochen Feedback und schrittweisen Verbesserungen unsere neue Version der Plattform gelauncht. Wir sind weg von allen Backend-Prozessen, die nicht skalieren wollten. Nach Produktion und Protoytping nun auch kein von uns betreuter E-Commerce mehr, kein Warehousing und kein Shipping – endlich! Nie wieder grantige Dimitrys, die unsere Pakete an der russischen Grenze stoppen. Keine Streits mehr mit DHL über verlorene Pakete, kein Lagerhaltungsstress bei Fehlbestellungen. Lessons learned, Fokus auf nur einen Kern: Talent Exposure und Community.

Die upgedatete lookk.com Plattform hilft Jungdesignern, eine Fanbase aufzubauen und diese zu monetarisieren. Ähnlich Pinterest oder Facebook, aber stark visuell und direkt an Mode gekoppelt. Kunden erstellen sich ein Magazin aus Designern und ihren Freunden und entdecken so neue Mode. Das Ziel ist eine Webseite, über die Designer eine Community, aber auch Kunden aufbauen können. Passend zum neuen Release strukturieren wir auch die Firma um. Graduelle Änderungen reichten nicht mehr und radikale mussten folgen. Anfang dieses Jahres waren wir noch 17 Leute, das wurde geändert. Weniger Leute, aber die richtigen Leute. Die Company soll sich in sehr naher Zukunft selbst tragen können.

Es ist die neue Mentalität auf der klassischen Venture Capital-Route, kurz zur Seite zu treten und dann wieder mit Bootstrap-Attitüde einen funktionierenden Unternehmenskern aufzubauen. Die neue Plattform wird nicht die gesamte Mode-Weltherrschaft an sich reißen und nebenher noch Vertrieb und Produktion revolutionieren. Sie wird aber in ihrem Segment die beste Community Page und der beste Marketplace werden. Mit Fokus auf die eigenen Stärken und einer Reduktion aufs Wesentliche, und das bis ins letzte Detail. Mit einem reduzierten Team, um bewusst das Tempo rauszunehmen und erstmal zu merken, wo man Unterstützung braucht. Dass wir das ernst meinen, zeigt unter anderem, dass das Team vorerst auf drei Leute reduziert wird.

Ein starker Einschnitt, der einen großen Teil unseres Dev- und Marketingteams, einen meiner Co-Gründer sowie mich selbst inkludiert. Und so kommt auf mich die markanteste Änderung seit vier Jahren zu: Ab September bin ich nicht mehr bei Lookk. Aber mehr dazu in der nächsten Kolumne.

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