Jetzt bin ich der Chef

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau da fragen wir nach. Heute bei Mary vom Polkadot.

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Im neuen Travellers-Pub Polkadot im achten Bezirk schlägt das Herz für die Akustikklampfe. Das heißt nicht, dass die Konzerte hier immer zwingend schnulzenhaft vonstatten gehen. Denn auch Punks gehen Solo nur mit Akustikgitarre auf Tour, shredden in die Saiten und grölen sich die Seele aus dem Leib.

Mary, Gründerin und Geschäftsführerin des Polkadots hat uns erklärt, wieso Bands für den "Hut" spielen und mit welchen Kuriositäten man bei einer Lokaleröffnung zu kämpfen hat.

Was zum Teufel ist das Polkadot?

Das Polkadot ist das neue und erste Lokal von mir. Ein gemütliches Bierbeisl mit 25 Biersorten, vielen Spirituosen, Cocktails, Whiskey-Karte und guter Musik. Von Live-Events über Djs, Themenparties zu Spieleabenden und dem Sprachencafé gibt’s alles, was Spaß macht. Der Begriff Polkadot kommt aus den Fünfzigern und kann als Pünktchenmuster übersetzt werden.

Du hast ja schon vorher in diversen Lokalen (Spice, Loop) Konzerte veranstaltet und gejobbt. Jetzt hast du endlich dein eigenes Lokal. Was hat sich verändert?

Also erstens – ich bin jetzt der Chef! Also ich treffe jetzt alle Entscheidungen und trage dadurch natürlich die ganze Verantwortung. Ich durfte zwar in allen Lokalen viel mitreden und hatte verschiedene Bereiche für die ich verantwortlich war, aber es waren nicht meine Lokale und schon gar nicht mein finanzielles Risiko. Die Liste der Veränderungen ist endlos, aber manches ist gleich geblieben. Ich kellnere noch genauso mit, ich bediene die Gäste und Neulinge würden nicht vermuten, dass es mein Laden ist.

Auf welche Probleme stößt man, wenn man ein Lokal in Wien aufmacht? Bürokratie und freundliche Nachbarn?

Eröffnen an sich ist nicht das große Problem, sondern die erste Zeit danach.

Immer wenn du dir denkst, jetzt passt alles, kommt wieder eine Behörde, ein Nachbar oder ein neues Gesetz daher. Es ist ein Wahnsinns-Dschungel an Vorschriften und nicht mal die Leute am Magistrat kennen sich immer gut aus. Aber Stück für Stück kommt man immer mehr rein und wird auch etwas entspannter. Bis sich dann ein Nachbar wegen einem um fünf Zentimeter zu hoch montierten Schild beschwert usw… Wer glaubt eine Bar zu führen bedeutet, nur ein paar Bier auszugeben und mal einen Shot mitzutrinken, dem sei gesagt – der Barkram, den man sieht ist Nichts im Vergleich zu dem, was im Hintergrund abläuft.

Ein neues Lokal wird man wie ein Kind erst mal für ein paar Jahre nicht mehr los. Wie anstrengend ist das?

Am Anfang braucht es dich die ganze Zeit, nonstop und du hast das Gefühl nie eine Sekunde für dich zu haben. Jetzt nach ein paar Monaten werde ich schon etwas entspannter, werde zwar noch immer die ganze Zeit gebraucht aber ich gerate nicht gleich in Panik wegen allem. Es ist kein Neugeborenes mehr und man weiß schon, dass es nicht mehr ganz so zerbrechlich ist. Aber anstrengend – ja anstrengend ist es auf alle Fälle.

Du hast ja vorher schon unter dem Titel "Marys Finest" größtenteils Akustik-Konzerte veranstaltet? Rein wegen des geringeren organisatorischen Aufwands oder schlägt dein Herz speziell für diese Art von Musik?

Ich habe vor allem Akustik-Konzerte veranstaltet, weil es im Spice oder auch im Bart in Oberösterreich teilweise nicht anders möglich war, aber nicht nur. Also wilde Punkbands und Rock-Geschichten habe ich in diesen Venues auch schon gemacht. Nicht immer zu Freuden der Nachbarn. Beim Veranstalten ist es auf alle Fälle leichter, wenn nur ein Musiker mit einer Akustik-Gitarre auf der Bühne steht und nicht fünf Leute mit Drums, E-Gitarren und fetter Backline. Vor allem das Equipment, Platz und die Lautstärke werden da zum Problem. Ab und zu veranstalte ich noch auswärts.

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Bild(er) © Foto 1-3: Christian Bruna
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