Major Lazer can haz the Sound of Globalisation. Das funktioniert, ist aber nicht besonders spannend.
Wir sind in Paris und besuchen unsere Freundin Charlotte. Die haben wir aber eigentlich in Spanien kennengelernt, Airbnb, do you remember, not long ago? Antonio war gerade von Kapstadt zurück und Yves hat seinen Israel Urlaub extra unterbrochen und ist mit seiner chilenischen Freundin nachgereist (offene Beziehung). Und jetzt stehen wir alle vorm Eiffelturm und machen Fotos, auf denen wir ihn in Händen halten. We were bold and young, extrem glücklich und verbunden, weit gereist und gut vernetzt und wir hören "Lean On" von Major Lazer auf unseren iPhones und wenn nicht wir, dann irgendwer, irgendwo, jetzt.
Die erste Single von Major Lazers neuem Minialbum "Peace is the Mission" rangiert gerade auf Platz 1 der Spotify Global Top 50, das Video, in dem edgy Dänin MØ, der französische DJ Snake, der megasüße Diplo und die anderen von Major Lazer indisch angehauchte Tänze darbieten, wurde auch schon mehr als 100 Millionen mal auf Youtube angeschaut. 2,57 Minuten dauert der Sound of Globalisierung, der heiße Scheiß, auf den sich alle einigen können, diese hervorragende Pop-Bombe.
Sind Major Lazer jetzt also Mainstream?
Jein, Major Lazer haben einfach gewartet, bis das, was sie immer gemacht haben, Mainstream wurde. Das Publikum hat sich langsam einfach daran gewöhnt, dass EDM und Pop mittlerweile dasselbe sind – Calvin Harris, Avicii und Skrillex droppen irgendwo den Bass vor Freude über das Gelingen dieses Unternehmens. In der Zwischenzeit reiste Diplo, ein weißer amerikanischer Mann Ende 30 (weil: wer sonst), um die Welt, setzte paar sexistische Tweets ab, sammelte Sounds, Menschen, Bilder und große Emotionen und appropriierte, kuratierte und arrangierte sie.
Jo eh
Auf "Night Riders" dürfen zum Beispiel Travi$ Scott, 2 Chainz, Pusha T und Mad Cobra (um den lazer’schen jamaikanischen Signature Sound zu garantieren) zusammen auf einem Trap Beat herummachen. Tut niemandem weh. "Powerful" ist – wenn man Ellie Gouldings Interpretation von Singen ertragen kann – ein ganz guter Sia Song, der Opener "Be Together" ft. Wild Belle ist sogar ein richtig guter Sia Song. Der Rest des neun Track starken Albums hält das typisch Major Lazer’sche Reggae Fusion Programm bereit, zu dem man den internationalen Booty eh ordentlich shaken kann. Die Abschlussnummer mit Ariana Grande ist ein schrecklicher Unfall, aber sowas kann passieren.
Bei "Peace is the Mission" wurde insgesamt jedenfalls gut berechnet, austariert, abgeliefert und bedient. Dabei ist ein funktionierendes Konsumgut herausgekommen, das man der Einfachheit halber auch "eh ganz geile Mucke" nennen könnte.
Major Lazer’s "Peace is the Mission" ist am 29.5 bei Warner Music erschienen.