Meaghan Burke verhandelt Politik und Liebe auf »A Few Concerns«

Meaghan Burke pendelt zwischen Neuer Klassik und Pop, New York und Wien. Ihr aktuelles Album »A Few Concerns« ist einerseits politisch und handelt andererseits von der Liebe.

© Sascha Osaka / www.osaka.at

Meaghan Burke – Gratwandlerin zwischen Neuer Klassik und Pop, transatlantische Pendlerin zwischen New York und Wien. Mit diesem doppelten Spagat hat sie es sich nicht leicht gemacht, aber durch diese große Bandbreite findet sie das, was andere nicht finden: einen eigenen Weg. Begleitet wird sie dabei diesmal von The Rhythm Method, einem US-amerikanischen Streichquartett, dem die Musikerin seit einigen Jahren angehört.

Anmache oder Stalking?

»Hey girl where ya’ goin’ with that big guitar?« – So beginnt »Smile« und das ganze Stück ist zusammengesetzt aus Kommentaren, die Meaghan wohl zu hören bekommt, während sie mit ihrem Cellokoffer am Rücken durch New York, Wien oder sonst eine Stadt marschiert. Das Lied endet mit dem mehrstimmigen Schlussrefrain »Hey girl, where are you tryin’ to run?« und zeigt damit exemplarisch, wie gleitend der Übergang von der Anmache zum Stalking sein kann. Es sind diese Momente, die ein gewisses Unwohlsein evozieren, für das unsere Good-vibes-only-Gesellschaft oft taub ist.

Herzstück der Platte ist Lied Nummer neun, »Superpower«. Hier bringt Meaghan Burke ihre verschiedenen Facetten am brillantesten auf einen gemeinsamen Nenner: Das Stück beginnt mit einem kurzen mehrstimmigen Gesangspart. Daraufhin kommen die kratzenden scheppernden schnarrenden Artefakte, die für Neue Musik obligat sind wie ein dazwischengeworfenes »Yo!« in einem 90er-Rap-Song. Punktuell eingesetzt ist dieser Taschenspielertrick aber ein geiler Akzent in einem betont ausgelassenen Popsong, der allerdings um eine ganz konkrete politische Botschaft kreist: »This is not what I signed up for!“ (Fast zeitgleich mit der Veröffentlichung dieses Albums ist Trump endlich Geschichte und den dürfte sie damit wohl u. a. gemeint haben.)

Die Ambivalenz der Liebe

Diesmal findet sich auch ein Gitarrenstück unter den ansonsten Cello-zentrierten Liedern: »Little Disaster«. Wie viele ihrer Songs handelt auch dieses Stück von der Ambivalenz der Liebe beziehungsweise dem Aushalten von Widersprüchen im Allgemeinen. Eine echte Perle, dieser Song. Selbstlos und selbstverliebt zugleich.

Die meisten Stücke sind mit sechs bis sieben Minuten eher lang. Das liegt daran, dass sie durch Intros, Outros und Zwischenspiele in zum Teil deutlich abweichenden Harmoniefolgen völlig anders aufgebaut sind, als man das von Popsongs gewohnt ist. Beim Durchhören ist nicht immer klar, wo die Grenzpfosten der Lieder eingeschlagen sind. Es ist ein bisschen so, wie wenn man eine Symphonie hört und sich fragt: »Ist das jetzt noch das Allegro oder schon das Andante?« Und so wie dort ist es auch hier in Wahrheit völlig wurscht, weil das ein Album ist und nicht einfach nur eine Ansammlung von einzelnen Liedern.

Auf »A Few Concerns« breitet Meaghan Burke genüsslich ihre Eingeweide aus. Das Album ist sehr schön und voller Herzschmerz aber auch ein bisserl anstrengend. Oder anders gesagt: She’s keeping it real, yo!

Meaghan Burke »A Few Concerns«

Das Album »A Few Concerns« von Meaghan Burke and The Rhythm Method ist bei Gold Bolus Recordings erschienen.

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