Mehr als oberflächliche Behübschung

Nur weil Design Austria jetzt einen neuen Vorstand hat, ändert sich nicht alles von heute auf morgen. Es wird aber an vielem gearbeitet. Wir blicken ein bisschen in die Zukunft von Design in Österreich.

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Anna Maislinger, Produktdesignerin bei In Pretty Good Shape und Martin Fössleitner, Informationsdesigner und Geschäftsführer bei hi-pe.at, sind Mitglieder des neuen Vorstandes bei Design Austria, der Interessensvertretung der österreichischen Designer. Wir haben uns mit ihnen über Design im allgemeinen, die Zukunft von Design Austria und die größten Baustellen, die so auf sie warten, unterhalten.

Was ist das Besondere an der Stellung und Sichtweise von Design in Österreich?

Anna: Design wird oft mit oberflächlicher Behübschung gleichgesetzt, ist aber weit mehr als das. Die Berufsbezeichnung umfasst sehr viele Disziplinen. Es gibt zweidimensionale, dreidimensionale und virtuelle GestalterInnen. Vom Grafiker, Illustrator, Service Designer, Produktdesigner, Modedesigner, Architekt bis hin zum Mediendesigner oder Game Designer sind die unterschiedlichsten Tätigkeitsbereiche unter einem Begriff vereint. Aber nicht nur die Arbeitsweise, auch das Selbstverständnis unterscheidet sich innerhalb der Branche sehr. Was wohl verbindet, ist die Leidenschaft und Kompetenz mit Kreativität und Wissen komplexe Herausforderungen zu meistern. Das macht Design zu einem Innovationstreiber, der in der heimischen Wirtschaft auch als solcher erkannt und geschätzt werden will.

Was sind die großen Themen, die ihr in eurer Vorstandsperiode in Angriff nehmen wollt?

Anna: Wir wollen das Designbewusstsein und die Wertschätzung in Österreich steigern und dadurch auch die Zusammenarbeit von Unternehmen und Designern fördern. Es gibt sehr viele hochwertige Designausbildungen in Österreich und folglich auch sehr viele qualifizierte AbsolventInnen. Für den Nachwuchs soll sich Design Austria als Netzwerkplattform etablieren, denn die Gemeinschaft bietet einen wertvollen Wissensaustausch und Möglichkeiten, die man alleine nicht hätte. Das Engagement jedes einzelnen Mitglieds ist dabei gefragt. Für diesen Zweck gibt es Interessensgruppen innerhalb des Vereins, die sich freiwillig bestimmten fachlichen Schwerpunkten und Aktivitäten widmen. Unser Anliegen ist es diese Experts Cluster weiter zu fördern und die Mitglieder einzubinden.

Martin: Außerdem entsteht ein neues Design-Lab im 7. Bezirk als Plattform für Start-Ups, für neue Technologien im Designprozess und Vermarktung und als Hub für unsere Mitglieder in inspirierender Atmosphäre mit exzellentem Espresso.

Wie weit wollt ihr diese "Baustellen" in den nächsten zwei Jahren bringen?

Anna: So weit wie möglich, aber es gibt bestimmt auch dann noch was zu tun.

Martin: Es sind keine Baustellen, sondern ein ständiger Entwicklungsprozess, der nie endet. Auch schon in Anbetracht unserer 85-jährigen Geschichte

Was würdet ihr als die größten Erfolge eurer Vorgänger bezeichnen?

Martin: Besonders, dass Design Austria nun über drei Einheiten verfügt: den Verein der Mitgliederorganisation, die GmbH für Serviceleistungen an die Gesellschaft und Wirtschaft und die Designforen von Dornbirn über Graz bis Wien als Schaufenster und Begegnungsstätten.

Ihr organisiert unter anderem den Staatspreis Design. Hilft so ein Preis auch, das Ansehen der Berufsgruppe zu heben?

Martin: Ja natürlich. Gleichzeitig ist es eine Rückbestätigung für den Auftraggeber, richtig entschieden zu haben.

Anna: Das tut er sicherlich. Durch die Auszeichnung herausragender Leistungen zeigt er die Bedeutung von Design auf. Design ist ein Wettbewerbsfaktor für österreichische Unternehmen, zugleich aber auch ökologisch und gesellschaftlich relevant. Als Designer sind wir mitverantwortlich dafür, wie unsere Umgebung und dadurch unsere Lebensqualität gestaltet wird. Das Architekturbüro AllesWirdGut hat beispielsweise das von der Caritas betriebene magdas Hotel stimmig geplant und damit einen lebendigen Ort für multikulturelle Begegnungen geschaffen. Der Staatspreis Design 2015 in der Kategorie Räumliche Gestaltung unterstreicht den sozialen Nutzen dieses Projekts, den die zahlreichen Besucher und Flüchtlinge dort seither erleben.

Ihr habt jetzt 1300 Mitglieder, es gibt aber viel mehr Leute in Österreich, die in eure Zielgruppe fallen würden. Strebt ihr es an, noch mehr Leute zu erreichen?

Martin: Auch wenn unsere Zahl international verglichen sehr hoch ist: Ja.

Anna: Je mehr wir sind, desto wirkungsvoller können wir unsere Kräfte bündeln und unsere Interessen vertreten. Die finanziellen Möglichkeiten verbessern sich und die gesellschaftliche Bedeutung steigt.

Habt ihr das Gefühl, dass die Kommunikation mit euren Mitgliedern gut läuft, oder wollt ihr da was verändern?

Anna: Ich habe den Kontakt zum Team von Design Austria immer als sehr persönlich, unkompliziert und vor allem als hilfreich empfunden. Dass ich mich so wohl und herzlich aufgenommen gefühlt habe, hat mitunter dazu geführt, dass ich mich nun gerne ehrenamtlich als Vorstandsmitglied engagiere.

Gut finde ich auch, dass mit den DA-Mitteilungen alle Mitglieder viermal im Jahr einen Überblick über die Tätigkeiten und Entscheidungen von Design Austria erhalten. Das Magazin berichtet außerdem über Veranstaltungen, Wettbewerbe und Erfolge.

Als Wissenszentrum versucht ihr den Stand von Design in Österreich zu festigen. Ihr tretet aber auch als Interessensvertretung eurer Mitglieder auf. Was sind so die Themen, mit denen sich eure Mitglieder an euch wenden?

Anna: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass besonders der Start in die Selbstständigkeit in vielerlei Hinsicht schwierig ist. Ich nehme an, dass rechtliche und wirtschaftliche Fragen häufig gestellt werden. Da ich aber frisch im Vorstand bin, fehlt mir hier noch ein tieferer Einblick.

Martin: Fragen zu Sozialversicherung, rechtliche Fragen und Bitten um Beistand in Kundendiskussionen kommen in der Tat häufig vor. Es Fragen aber auch Leute einfach nach, ob jemand wen kennt, der wen kennt, der ihnen bei einem Problem helfen könnte.

Alle Infos zum neuen Vorstand und zu Design Austria allgemein findest du hier.

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