Mehr Evolution als Revolution

Lager, Lager, Lager – das grölten alle bei Underworld Mitte der 90er Jahre mit. Doch nach "Born Slippy" wurde es immer ruhiger um die Band. Dafür kommt jetzt ein neues, starkes Album.

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Schon mal in Romford gewesen? Überhaupt irgendwo in Essex? Nein? Das dürfte jetzt auch wirklich nicht verblüffen, dass ihr das Dörfchen am Rande Londons nicht kennt. Es Fällt auf der Landkarte auch kaum auf. Aber immerhin, die beiden schon etwas älteren Herren von Underground stammen aus Romford – und die haben seit "Born Slippy" auf der Insel Kultstatus, was ihnen 2012 die musikalische Oberhoheit über die Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in London einbrachte.

Vorbote mit Erfolgscharakter

Mit "I Exhale" haben Underworld im Februar eine bombastisch tanzbare Single als Teaser für ihr neues Album auf die Clublandschaft losgelassen. Auch wenn gerüchteweise der Ofen zwischen Karl Hyde und Rick Smith schon einigermaßen aus war – wofür Karls esoterisch angehauchtes und geflopptes Solo-Album aus dem Jahr 2013 ein Indiz ist – zeigen die beiden mit der neuen Single, dass sie es nach wie vor können. Quasi als Trotzreaktion setzen Karl und Rick konsequent auf ihr altbewährtes Erfolgsrezept, und es funktioniert! DJ Koze ist übrigens der Remixer des Tracks, aber mal schauen, wer sich sonst noch durch den Track durchwühlen darf. Die eigentliche Frage ist aber, wie sich die anderen sechs Tracks des Albums mit dem ungewöhnlichen Namen "Barbara Barbara we face a shining future" so anhören.

Rückblick: der Soundtrack einer Generation

Mitte der 90er Jahre steuerte die damals noch aus drei Leuten bestehende Band (DJ Darren Emerson verließ die Band 2002) nicht nur zwei Songs zu dem Soundtrack von "Trainspotting" bei, sondern lieferte mit "Born Slippy" einen veritablen Hit ab. Der Film samt Soundtrack brachte die Beschreibung einer ganzen (Party-)Generation auf den Punkt und vermittelte ein zwischen Euphorie, Drogen und Kneipenschlägereien angesiedeltes englisches Dramolett ab. Underground stehen – und das nicht erst seit dem Soundtrack – für einen pumpenden Partysound, angesiedelt zwischen Rave, House, und technoiden Elementen, darüber hinaus garniert mit Elementen der quietschenden Stromgitarre.

Barbara Barbara – mehr Evolution als Revolution

Des erste Album seit sechs Jahren und das insgesamt siebente Studioalbum überhaupt klingt erwachsen und ziemlich entspannt. Karl und Rick experimentieren zwar mit exotischen Elementen und tiefenentspannten Klängen, bleiben sich aber am Ende des Tages treu: fette Bässe, die den Track komplett beherrschen, stampfende Beats und Karls eindringliche Stimme, damit ja alle bei dem fulminant ausgerollten elektronischen Klangteppich ganz wunderbar mitgrölen können. Keine überzogenen Rhythm Sections, die Beats kaum über 125 bpm, seamless ineinerder verwobene Klangmuster, so klingen Underworld 2015. Eine Weiterentwicklung mit Salamitaktik, ohne das angestammte Terrain wirklich zu verlassen. Und so singt man heute auch in Romford nicht mehr "Lager Lager Lager" wie in "Born Slippy", sondern "Na na na na nana na" aus dem Track "I Exhale".

"Barbara Barbara we face a shining future" erscheint am 18. März auf Universal. Kaufen und Vorbestellen könnt ihr es auf der Website von Underground, oder hier auf iTunes. Das Video zur Single "I Exhale" findet ihr hier.

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