Das This Human World Festival gibt es mittlerweile seit 2008. Zora Bachmann ist künstlerische Leitung und schon ziemlich lange mit dabei. Wir haben ein Interview mit ihr geführt.
"Wir sind eben ein Filmfestival, aber auch ein bisschen mehr als das": Das This Human World Festival unterscheidet sich von anderen Filmfestivals. Hier werden zwar auch nationale und internationale Filme gezeigt, es dreht sich jedoch alles um gesellschaftliche Themen aller Welt. Das Festival hat die Vision zur Bewusstseinsbildung gesellschaftspolitischer Herausforderungen und Sensibilisierung von Lebensumständen beitragen. Ein Interview mit Zora Bachmann.
Was sind deine Aufgaben beim Festival?
Ich bin die künstlerische Leiterin von This Human World und leite das Festival seit sechs Jahren mit Julian Berner gemeinsam.
Wie wählt ihr beim Festival die Filme aus?
Wir sind drei bis vier Leute in der ‚Programmabteilung‘, mit denen spreche und diskutiere ich über die Filme. Und dann gibt es ja auch Kuratorinnen bei This Human World. auch wenn es von außen vielleicht schwerer zu sehen ist, aber hinter dem Programm stehen sehr viele Überlegungen und Diskussionen.
So beschreibe ich es bei der PK: Das Filmprogramm von This Human World beinhaltet beeindruckende, schöne und anspruchsvolle Filme mit einem gesellschaftspolitischen und künstlerischen Anspruch.
Die ausgewählten Filme bieten Anstöße eigene Perspektiven zu hinterfragen und neue, Sichtweisen auf Dinge zu ergründen. This Human World zeigt in innovativen und künstlerisch beeindruckenden Filmproduktionen die grundsätzliche Gleichheit der Menschen und appelliert an die Fähigkeit zur Empathie. Die Filme thematisieren gesellschaftspolitische Herausforderungen und beleuchten Lebensentwürfe und Realitäten von Menschen an den verschiedensten Orten dieser Welt
Was unterscheidet das "This Human World"-Filmfestival von anderen Filmfestivals?
Naja, das kommt auf das Festival an, mit dem man uns vergleichen will. Vergleicht man es mit anderen Festivals in Österreich, würde ich sagen, es ist die sehr starke thematische Ausrichtung. Ich glaube, dadurch unterscheidet sich unser Publikum auch sehr stark vom klassischen Festival Publikum. Wir haben ein enorm junges Publikum und vor allem ein sehr diverses.
International gesprochen, würde ich sagen, wir programmieren weniger konservativ als andere Human Rights Film Festivals. Wir sind seit vielen Jahren Mitglied im Human Rights Film Network. Es ist ein Zusammenschluss von über 38 über die gesamte Welt verstreuten Human Rights Filmfestivals. Die Wertungen, Positionierungen und Ausrichtungen in der Filmauswahl sind aber sehr unterschiedlich. Wir legen ert darauf, dass alle Genres vertreten sein können, wir interessieren uns für künstlerisch Neues/ und für Filme, die sich auch mit Film selbst auseinandersetzen.
Bei vielen anderen Filmfestspielen werden auch gesellschaftskritische Filme und Filme die sich mit Menschenrechten beschäftigen gezeigt. Wieso ist es wichtig ein komplettes Festival unter diesem Motto auszurichten?
Es stimmt, dass es andere Filmfestivals gibt, die gesellschaftspolitische Filme zeigen. Und das ist ja toll. Ich sehe es eher als Bereicherung als Konkurrenz. Und ganz bestimmt nicht als eine Art der Delegitimierung von einem Human Rights Festival. Eben weil wir an einer Schnittstelle arbeiten und uns verorten, an der zivilgesellschaftliche Organisationen, Aktivist_innen und NGOs. This human world bietet sehr viele dynamische Formate, sehr viel Möglichkeiten, sich einzubringen und mitzureden, danach gibt es von Seiten des Publikums auch immer eine starke Nachfrage. Wir sind eben ein Filmfestival aber auch ein bisschen mehr als das.
Du bist schon lange beim Festival dabei. Was hat sich in den letzten Jahren geändert?
Es entstehen sehr viele Festivals in Österreich. Das verändert die Arbeit. Es werden sehr viel mehr "Human Rights" Filme produziert, die Filme sind tendenziell länger.
Ihr habt ziemlich viele Schwerpunkte, die nicht so schnell zu durchschauen sind. Wie sind sie entstanden und wieso so viele?
Verstehe (lacht). Es tut uns leid, wenn unsere Schwerpunkte zu viel erscheinen. Sie sollen thematische Bögen spannen und real funktioniert das immer sehr gut weil wir es so auch bei der Verbreitung des Festivals leichter tun, wenn wir bestimmte Gruppen ansprechen zum Beispiel.
Die Schwerpunkte entstehen in dem wir hören, was Leute bei unsrem Festival interessiert, was gerade auf der Welt oder um uns rum passiert, den sehr eigenständigen Ideen und Konzepten der Kurator_innen. Vor allem aber schauen wir, welche Filme gibt es? Wir suchen das ganze Jahr nach Filmen, reisen zu anderen Festivals und lassen uns eben mal in erster Linie darauf ein, welche Filme produziert wurden. Natürlich haben wir oft bestimmte wünsche und dann gibt es aber dafür nicht genug passende Filme, oder manchmal auch gar keinen. Das kann auch vorkommen. Zentrales Thema ist es nicht, jeden Konflikt, den es auf der Welt gibt, zu beleuchten sondern gute Filme zu finden.
Wie ist das neue Open Space: Refugee Support entstanden und was ist das genau?
Es soll ein offener Raum sein in dem wir verschiedene – zum Teil neugegründete – zivilgesellschaftliche Organisationen, die Unterstützung- und Versorgungsarbeit für Geflüchtete leisten, einladen. Einerseits wollen wir so die Möglichkeitschaffen, das sich die Akteure und Akteurinnen selbst kennenlernen können und sich austauschen. Vor allem aber möchten wir unserem Publikum die Chance geben, diese Initiativen kennenzulernen. Für uns war es dieses Jahr auch sehr schwierig. Bei der Situation, wie mit Geflüchteten in Europa umgegangen wird, stellt sich die Frage, was können wir beitragen? Bei dem Projekt Open Space: Refugee Support versuchen wir, als Festival einfach eine Plattform zu sein und die Menschen zusammenzubringen.
Wir werden auch das Projekt, der Filmworkshops für Jugendliche im Flüchtlingslager Traiskirchen vorstellen. Im Sommer sind die Filmemacher_innen an uns heran getreten und haben uns gefragt, ob wir als Filmfestival und mit der Öffentlichkeit, die wir haben, ihr Projekt unterstützen wollen. Wir waren gleich begeistert. Dass Kinder- und Jugendliche so alleingelassen und so unbetreut gelassen werden, hat uns auch sehr erschüttert. Die Jugendlichen haben das Angebot begeistert aufgenommen und freuen sich, ein paar Grundlagen des Filmemachens kennenzulernen. Wir haben dann als Festival eine Crowdfunding Kampagne gestartet um Geld zu organisieren damit diese Workshops ausgebaut werden könne. Auch der Trailer von this human world ist im Zuge dieses Projekts entstanden.
This Human World findet vom 3. bis zum 12. Dezember statt. Programm und Tickets findet ihr hier.