Mit dem Goaßl schnalzen

Simon Mayer ist ein Meister des Schuhplattelns, abseits diverser Folklore-Klischees. Wir haben uns von ihm im Arsenal in die Geheimnisse des Schuhplatteln einführen lassen.

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Impulstanz-Festival ist. Wie jedes Jahr gibt es jedoch viel mehr Anlaufpunkte als das Party-Vestibül. Aktuell kann man sich im Rahmen der [8:tension]–Reihe beispielsweise Simon Mayers gehypte Performance „SunBengSitting“ im Odeon auf der Taborstraße ansehen. In dieser Solo-Show widmet sich der ehemalige Balletttänzer der auch schon für Anne Teresa De Keersmaekers tanzte, den Volkstänzen.

Was Wanda für den „Austropop“ sind, ist Simon Mayer für den Schuhplattler. Der oberösterreichische Performer hat den als Bierzelt-Tanz verschmähten Schenkelklopfer von allem folkloristischen befreit. Ohne Gamsbart, dafür mit Lederhose bleibt vom manchmal streng riechenden Heimatgefühl nämlich nicht viel übrig. Vermeintlich genuin alpenländisch, verbindet das Schuhplatteln mehr mit anderen Traditionen als es davon trennt. Kein „Mia san mia“. Dem Schuhplatteln ganz ähnlich ist etwa der südafrikanische „Gumboot-Dance“.

Der Oberösterreicher hat seine Ausbildung übrigens nicht in einem Bierzelt gemacht, sondern an der Wiener Staatsoper. Nach einem Jahr im Ballett-Ensemble hat es ihm aber gereicht. Schlecht für den Schwanensee, gut für uns. Denn bloßes Tanzen, das wäre eine arge Beschränkung seiner Fähigkeiten. Wobei das mit dem Bierzelt auch so eine Sache ist: Denn in den Hirnen mancher Städter ist das dort, wo am Oktoberfest hirnlos gegrölt wird. Dass dort aber bis heute aber mitunter Volkskultur geflegt und entscheidend weiterentwickelt wird, „simpel und einfach – aber mit genausoviel Tiefe wie auf der Uni Wien“, so Simon Mayer, wird dann oft übersehen.

Mit dem Goaßl schnalzen

Simon Mayer kann nämlich noch viel mehr und zeigt das auch auf der Bühne: Aperschnalzen zum Beispiel. Dieser vor allem in Bayern, Salzburg und Oberösterreich ausgeübte Brauch feiert das Ende des Winters und vertreibt womöglich auch irgendwelche Geister. Genau genommen darf die „Goaßl“ nur zwischen Dreikönigstag und Faschingsdienstag ausgepackt werden. Aber das Wiener Arsenal liegt wohl außerhalb des Wirkungsbereiches der gestrengen Traditionsvereine.

Neben dem Knallen der Goaßl (ja, deshalb tragen dann manche im Publikum Ohrenstöpsel- und das zu Recht) spielen auch andere Sounds eine große Rolle bei „SunBengSitting“. Simon Mayer hat als Kind nämlich nicht nur fleissig getanzt sondern auch recht viel Geige geübt und von seinem Vater das Jodeln gelernt. All das loopt er in bester Tune-Yards-Manier in SunBengSitting auf der Bühne zu einer dichten Klangkulisse. Das funktioniert so gut, dass die gemeinsam mit Sounddesigner Pascal Holper für die letzten beiden Performances erarbeiten Klänge auch als CD erscheinen werden.

Die Goaßl hat Simon Mayer aus dem heimatlichen Oberösterreich. Die Lederhose war ein Maturageschenk. Die Geige der letzte Versuch der Eltern den Bub doch noch zum Üben zu bringen. Und die Kettensäge ist mittlerweile auch schon so etwas wie Brauchtum. Im Rahmen von SunBengSitting auf jeden Fall. Details bitte selber auschecken kommende Woche. Wer es noch genauer wissen will: Simon Mayer gibt gemeinsam mit Matteo Haitzmannvon 3. bis 7. August einen Workshop im Arsenal. Aperschnalzen inklusive.

Simon Mayer SunBengSitting

9.-11. August, Odeon

Tickets und Infos hier: www.impulstanz.com

Workshop „Tradition Remixed – Schuhplatteln“ mit Simon Mayer und Matteo Haitzmann

3.-7. August, jeweils 16h-17h50

Tickets und Infos hier: www.impulstanz.com

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