Das Tiroler Duo Molly löst mit seinem Debütalbum »All That Ever Could Have Been« ein, was bisherige Releases und Konzerte verprochen haben: Musik zwischen Shoegaze, Dream-Pop und Post-Rock, die einen mal sanft, mal bestimmt davonträgt.
Glaubt man Tocotronic, die in ihrem Song »In höchsten Höhen« davon singen, dass auch im Blick zurück Dinge entstehen, die zu verschiedenen Arten von Begegnungen und Bindungen führen, so lässt sich im Titel des Debütalbums der Band Molly nicht nur Nostalgie, sondern plötzlich auch ein Versprechen für die Zukunft entdecken. »All That Ever Could Have Been« ist natürlich einer jener Sätze, die vor nostalgiegetränkter Rückschau nur so triefen. Trotzdem muss man anerkennen, dass sich aus diesem Blick zurück immer auch etwas Neues ergeben kann.
Sich fallen lassen
Bei den beiden Tirolern Lars Andersson (Gesang, Gitarre) und Phillip Dornauer (Schlagzeug, Bass, Synthesizer) sind es sogar verdammt große Dinge, die daraus entstehen. In den Songs ihres Debüts verstecken sich nämlich ganze Songwelten, die man nur schwer überblickt, bei denen es aber auch gar nicht darauf ankommt, den Überblick zu bewahren. Eher geht es darum, sich von der Hafelekarspitze oder von einer der vielen anderen Tiroler Bergspitzen ins dunstige Tal und damit gleichzeitig in die Klang- und Traumwelten der beiden Musiker fallen zu lassen.
Was einen dort erwartet, ist ebenso unvorhersehbar wie das Wetter in den Tiroler Bergen: Einmal tragen einen die Klänge wunderschönsten Dream-Pops (»All That Ever Could Have Been«) bis ins nächste Tal, ein anderes Mal wird man von der Sounddecke des 15-minütigen Post-Rock-Epos »Coming Of Age« aufgefangen.
Textlich sind die beiden etwas mehr am Boden geblieben: Krisen des Erwachsenwerdens, Vergänglichkeit und Zeit bilden den thematischen Rahmen. Obwohl man sich hier definitiv in höheren Sphären bewegt, klingt das Ganze alles andere als abgehoben, sondern ganz einfach nach einem guten Angebot, sich hin und wieder in die höchsten Höhen zu begeben, vielleicht den einen oder anderen Blick zurück zu wagen und sich dann von Geräuschnebel und Klangwolken der Band davontragen zu lassen.
»All That Ever Could Have Been« von Molly erscheint am 28. Juni 2019. Anlässlich der Live-Präsentation des Albums ist die Band am 25. Juni im Fluc in Wien, am 27. Juni im P.M.K. in Innsbruck und am 28. Juni im Rockhouse in Salzburg zu sehen.