Der Zeitzünder auf Adeles Homepage zählte gnadenlos herunter. Am 05.10. um 0.07 Uhr ging die Bombe hoch und „Skyfall“, der neue James Bond-Titelsong, wurde offiziell veröffentlicht. Zeit für einen Blick zurück.
1962 Dr. No (© EMI Music)
Zum ersten Mal der Blick durch den Pistolenlauf, zum ersten Mal die kraftvollen Bläser und die lässige Surf-Gitarre des Titel-Themas. 1962 arrangierte John Barry für „Dr. No“ das, was später das Audio-Branding der Filmreihe werden sollte, als wäre er gerade aus einem Jazz-Club im Swinging London gestolpert. Kein Wunder, seine erste Filmmusik schrieb er für einen Film namens „Beat Girl“. Zur Einstimmung auf das karibische Setting des Films werden gegen Ende dann zu einem fetzigen Calypso die Tanzbeine geschwungen. Titelsequenz zu "Dr. No"
1964 Goldfinger (© EMI Music)
Ein, wenn nicht der bekannteste Vorspann unter den Bond-Filmen. Nicht zuletzt wegen des ikonischen, goldenen Frauenkörpers. Aber auch Shirley Basseys starke, emotionale Stimme ist ein guter Grund. 1964, als sie den Auftrag für den Titelsong bekam, war sie in England bereits ein Star. Vorspann von "Goldfinger"
1965 Thunderball (© EMI Music)
1965 kam zusammen, was zusammen kommen musste. Tom Jones bekam vor Johnny Cash den Zuschlag für „Thunderball“. Nichts gegen den Man In Black, aber der dekadente Glamour und die elegante Nonchalance von James Bond wird in Tom Jones‘ Performance perfekt zum Ausdruck gebracht. Playboys unter sich. Die ersten Minuten von "Thunderball"
1967 You Only Live Twice (© EMI Music)
Nancy Sinatra sang für James Bond 1967 das asiatisch angehauchte „You Only Live Twice“. Co-Autor John Barry hatte bei diesem Song einen nicht ganz so guten Riecher wie zuvor. Wie die beiden darauffolgenden Opener für „On Her Majesty’s Secret Service“ und „Diamonds Are Forever“, kam er in den Charts nicht sehr weit nach vorne. Mehr Bekanntheit erreichte die Hauptmelodie als Zitat in „Millenium“ von Robbie Williams. Eröffnungssequenz von "You Only Live Twice"
1971 Diamonds Are Forever (© EMI Music)
Insgesamt dreimal eröffnete Shirley Bassey einen Film der Agentenreihe. Nach dem Bond-Hit „Goldfinger“ ging es leider auch qualitativ bergab. Vor „Moonraker“ 1979 lieferte sie 1971 mit „Diamonds Are Forever“ immerhin einen soliden Song, der gerade im Mittelteil die deutliche Sprache von Motown spricht, mit Basseys typischer, gleichzeitig divenhaften und markigen Stimme. Diamanten und Miezekatzen zu Beginn von "Diamonds Are Forever"
1973 Live And Let Die (© EMI Music)
Die Beatles und James Bond – zwei der wichtigsten Pop-Exporte Großbritanniens fusionierten 1973, als Paul McCartney „Live And Let Die“ schrieb und mit seiner Band Wings einspielte. Ein bisschen Queen klingt auch an. Obwohl entsprechend der Länge der Titelsequenz knackig kurz und entsprechend McCartneys Songwriting einprägsam eingängig, erinnern die sehr unterschiedlichen Parts auch an den Prog der Zeit, ein weiterer wichtiger Eckpunkt in der Musikgeschichte der Insel. Das sozusagen ur-britannische Erfolgsrezept ging auf und der gute Paul dürfte sich mit den 15.000 Dollar Songwriting-Lohn und der Beteiligung an den Tantiemen (mal wieder) ein goldenes Näschen verdient haben. Der Vorspann von "Live And Let Die"
1985 A View To A Kill (© EMI Music)
Wir machen einen Sprung ins Jahr 1985. Duran Duran, ohnehin paradigmatisch für die Zuckerwatte-Pop-Version des 80er-New Wave, geben dem 007-Abenteuer „A View To A Kill“ - natürlich dem mit Grace Jones - ein musikalisches Intro. Kurze, verhallte Snare und hörbar synthetische Bläsereinwürfe, visuell begleitet von mit Neonfarben geschmückten Bond-Girls, die sich im Schwarzlicht räkeln – mehr 80er geht kaum. Neonfarbene Bond-Girls gibt es hier zu sehen.
1989 Licence To Kill (© MCA Records)
Auch Gladys Knights „Licence To Kill“ ist ein Kind seiner Zeit und weist 1989 in Instrumentierung und Produktion auf die Mainstream-Pop-Ästhetik der frühen 90er, die auch Tina Turner, u.a. mit ihrem Bond-Song „Goldeneye“, pflegte. Titelsequenz von "Licence To Kill"
1997 Tomorrow Never Dies (© MGM)
Das Besondere an Sheryl Crows Beitrag zu „Tomorrow Never Dies“ aus dem Jahr 1997 ist, dass er so gar nicht nach Sheryl Crow klingt. Und dass sie die erste weibliche Künstlerin war, die ihren Titelsong selbst geschrieben hat. Es folgten Madonna und - eben dieses Jahr - Adele. "Tomorrow Never Dies"-Titelsequenz
2002 Die Another Day (© Warner Brothers)
Zur Gunbarrel-Sequenz ist 2002 bei „Die Another Day“ das vertraute Bond-Thema zu hören. Ungewohnt ist nur der hektische Drum-Rhythmus darunter. Der gibt schon die Richtung vor, in die Madonnas Beitrag zum Bond-Universum gehen wird. Massig Effekte auf der Stimme, Streicher-Samples, elektronische Sounds und Drums. 007 im Club. "Die Another Day" beginnt mit diesen Bildern.
2008 Another Way To Die (© J Records)
2008 gelang es Jack White mit der Unterstützung von Alicia Keys für „Quantum Of Solace“ die Energie des Bond-Themas mit dem für ihn typischen Songwriting zu vereinen. Glatter produziert und üppiger arrangiert als sonst reichen ihm ein paar Töne aus dem James Bond-Thema für das genial-einfache Gitarrenriff. Staccato-Einwürfe der Bläser sagen Bond, die Drum-Breaks White und die Piano-Läufe Keys. „Another Way To Die“ ist mehr als die Summe seiner markanten Teile, ein geglückter Bond-Rock-Song, was Chris Cornell einen "Bond" früher für „Casino Royale“ weniger gut gelungen ist. Opening Credits von "Quantum Of Solace"
2012 Skyfall (© XL Recordings)
Über das Hitpotenzial von „Skyfall“ musste man sich angesichts des Winning Teams aus Adele und Paul Epworth, die schon zusammen bei Songwriting und Produktion von „Rolling In The Deep“ am Werke waren, keine Sorgen machen. Der apokalyptisch-hymnische Refrain ist auch keine schlechte Versicherung. Bei Adele darf es zur Feier Tages des Tages etwas mehr sein. Mehr Streicher, mehr tiefe Bläser und ein Chor statt nur ein paar Backing Vocals. Adeles Bond-Song im Stream
Aston Martin, Wodka Martini, M und Q – all das macht einen Bond-Film zu einem richtigen „Bond“. Wichtiger Bestandteil des Bond-Kosmos ist außerdem die Musik, das unverkennbare Thema und die Titel-Songs. Einige davon wurden Riesen-Hits, an andere wiederum erinnert man sich kaum. Unterschiedlich eindeutig outen sie sich außerdem als 007-Ouvertüren – nicht immer wurde das ursprüngliche Bond-Thema aufgegriffen.
Fest steht: sie waren musikalisch ein Kind ihrer Zeit, ein Spiegel der jeweiligen Pop-Gegenwart. Und unter den Performern und Komponisten befinden sich einige große Namen der Popgeschichte. Schon deswegen darf sich Lady Adele durch diesen Ritterschlag geehrt fühlen.
Auf zu einer Zeitreise durch 50 Jahre James Bond-Musik! Von „Dr. No“ bis „Skyfall“.