Musikvideos nach dem Tod von MTV

Genau 11.000 Euro braucht man für einen Roadtrip mit Sweet Sweet Moon durch Lateinamerika und dafür, das Ganze dann als Film rauszubringen. Simon Brugner und Michael Luger von They Shoot Music Don’t They berichteten uns von ihren Sessions, ihrem Film "Fuck the Atlantic Ocean", dem Musikvideoschaffen in Österreich und der SVA.

Könnt ihr euch die Viralität des Videos von Sweet Sweet Moon, das die Initialzündung für das dokumentarische Projekt war, erklären?

Simon: Ja und Nein. Ja, weil die Unmittelbarkeit der Sweet Sweet Moon-Performance viele Leute anspricht. Nein, weil ich nicht weiß warum genau dieses eine Video so beliebt ist und das Potenzial von anderen Videos nicht aufgeht. Wir haben uns aber verstärkt auf die Frage "Was jetzt tun" als auf die Frage "Warum war das so" konzentriert.

Michael: Die Südamerikaner waren ziemlich angetan von der Kombination eingängige Popmusik – klassische Instrumente – und teilweise brachialer Umgang damit. Matthias‘ Schreien bekam sehr viele Reaktionen. Kann aber auch sein, dass das Video einfach in der YouTube-Empfehlungsspalte bei irgendeinem anderen großen, bärtigen Sänger gelandet ist.

Gibt es von eurer Seite auch Interesse Musikvideos für Bands zu drehen? Gab es solche Anfragen oder gar schon Projekte in diese Richtung?

Simon: Ja, ich hab mal eines für "Hans im Glück – Schwing mit" umgesetzt. Und ja ich habe Interesse mich mit dem Thema Musikvideos auseinanderzusetzen – Input bitte an: simon@theyshootmusic.com

Michael: Interesse gibt es von unserer Seite auf jeden Fall. Dafür, dass wir jetzt schon relativ lange im Musik- und Bewegtbild-Kontext unterwegs sind gab es eigentlich bisher erstaunlich wenig Musikvideo-Anfragen. Wir haben uns aber auch nicht aktiv darum bemüht.

Welche Session von They Shoot Music ist euch am stärksten in Erinnerung geblieben und warum?

Simon: Das ist tagesabhängig. Spontan fällt mir die Session mit Phosphorescent ein. Wir haben ihn nach dem Auftritt beim Donaufestival davon überzeugt, unsere Couch in Wien zu crashen, im Wohnzimmer ein Konzert zu geben und am nächsten Morgen eine Session aufzunehmen.

Michael: Aktuell sind die Sweet Sweet Moon Sessions natürlich recht präsent. Abgesehen davon gibt es viele, die hängengeblieben sind. Ich erinnere mich vor allem an solche, die wider Erwarten super geworden sind (etwa Yann Tiersen in Barcelona. Da gab es vorab große Pläne, bis es dann hieß: Wir haben doch nur 15 Minuten und können sicher nirgends hingehen), oder wo wir viel Zeit und persönlichen Zugang hatten (zum Beispiel Cody in der alten Carlsberg Brauerei in Kopenhagen, oder King Creosote im Pub im ländlichen Schottland)

Wie lange arbeitet ihr im Schnitt an einer Session?

Simon: Durchschnittliche Drehzeit ca. vier Stunden, Postproduktion ca. zwei Tage. Das variiert aber sehr stark.

Wie nehmt ihr das Musikvideoschaffen in Österreich wahr? Habt ihr da einen Bezug?

Simon: Mir fehlt hier der Bezug. Gefühlt plätschert das Genre der klassischen Musikvideos seit dem Tod von MTV leise vor sich hin – auch in Österreich. Man sollte als Band vielleicht weniger in Einzelvideos und mehr in Gesamtkonzepten denken.

Michael: Ich tu mir mit Musikvideos generell oft schwer. Da muss sehr viel zusammenpassen, dass ein Video richtig gut wird, dass man sich das auch gern öfter anschaut. Und das passiert für mich sehr selten, international wie in Österreich. Generell hab ich aber trotzdem den Eindruck, dass die Qualität und die Kreativität der Ansätze, wenn man das sagen kann, steigt. Bei österreichischen Produktionen fand ich zuletzt – wenig überraschend – die beiden Bilderbuch Videos herausragend.

Euer Lieblingsmusikvideo?

Simon: No Idea; Das ändert sich ständig.

Michael: Hm, All Time Favourite hab ich keinen, aber "Keep Me In My Plane" von WhoMadeWho fällt mir grad ein, das ist super.

Fuck The Atlantic Ocean wird am 27. März im Rahmen einer feierlichen Opening Party der Poolinale im Porgy und Bess gezeigt und feiert damit seine Weltpremiere.

Bild(er) © They Shoot Music Don't They
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